Kunst im Schaufenster Galerie in Flechtingen: Die Frau auf der Schaukel und Stacheldraht
Seit einem Jahr gibt es in Flechtingen die Galerie im Schaufenster. Künstlerinnen erzählen, wie ihre Werke - trotz Pandemie - in der Öffentlichkeit bewundert werden können.

Flechtingen - Neugierig schaut das Pferd den Betrachter an, die Ohren gespitzt. Gleich daneben sieht ein Schwein gespannt auf sein Gegenüber. Die Tiere stehen nicht etwa auf einem Bauernhof, sondern in einem Schaufenster in der Flechtinger Einkaufszeile. Gudrun Kusebauch hat sie auf die Leinwand gebannt. Ein Glas mit Pinseln und eine Palette mit vielen Farbklecksen weisen auf die Malerin hin. Gudrun Kusebauch malt besonders gern Tiere.
Doch die Galerie im Schaufenster ist vielfältiger. Auf einem Bild eine große weiße Kirche, auf einem anderen die letzten Früchte des Herbstes an einem blattlosen Baum. Nur in Umrissen ist auf einer weiteren Leinwand ein Paar erkennbar, Bilder von Jeannette Reupke, der Initiatorin der Malgruppe „Die Farbechten“. Die Kunsttherapeutin hat vor etlichen Jahren diese Hobby-Malgruppe in Flechtingen gegründet und in der Corona-Zeit auch diese Schaufenster-Galerie ins Leben gerufen. Genau vor einem Jahr hat sie mit einigen Frauen aus der Gruppe zum ersten Mal Bilder hinter Glas ausgestellt.
Die Berliner Unternehmensgruppe Inter-Real hat für diese Aktion einen kleinen Laden zur Verfügung gestellt, der gegenwärtig wie auch andere Räumlichkeiten auf neue Mieter wartet. Die Unternehmensgruppe will in dieser schwierigen Zeit, in der die Kultur so vielen Einschränkungen unterliegt, mithelfen, Kunst öffentlich zugänglich zu machen. Sowohl „Die Farbechten“ als auch die Flechtinger und Gäste sind für die Hilfe sehr dankbar.
Bilder sollen Freude bereiten und Mut machen
„Die Liebe zur Malerei macht uns aus. Wegen der Corona-Pandemie können wir uns im Moment leider nicht mehr zum gemeinsamen Malen treffen, aber jeder malt zu Hause. Das hilft uns, diese Zeit und ihre Kontaktbeschränkungen zu überwinden. Mit unseren Bildern hier im Schaufenster möchten wir allen eine kleine Alltagsfreude bereiten und Mut machen.“ So ist es im Schaufenster zu lesen.
Und obwohl gegenwärtig kaum Treffen möglich sind, wächst die Gruppe. Werke von Jenja Angel und Mousa Mosaab sind erstmals hinter den großen Scheiben zu sehen. Die bulgarische Malerin, die mit ihrer Familie in Flechtingen wohnt, hat das zentrale Bild der Ausstellung beigesteuert. Es zeigt eine Frau mit wehenden Haaren in einer Schaukel, die sich selbstvergessen dem Flug durch die Luft hingibt.
Von Mousa Mosaab stammen die kleinen Skulpturen. Der Stein mit Stacheldraht hat Symbolkraft. Der Syrer, der seit wenigen Jahren in Weferlingen lebt, ist Architekt. Die leichten Steine, die er mit einem Messer bearbeitet hat, stehen für seine zerstörte Heimatstadt Quneitra und seinen Traum, diese Stadt wieder aufbauen zu können. Mousa Mosaab malt auch, er hat in Flechtingen gemeinsam mit Jeannette Reupke auch schon einen Workshop gegeben.