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Grundwasser Arbeiten setzen Keller unter Wasser

Einen Rechtsstreit führt Thomas Pickert aus Haldensleben mit der Stadt. Seitdem ein Garben verrohrt wurde, steht Wasser in seinem Keller.

Von André Ziegenmeyer 26.05.2018, 11:00

Haldensleben l Voller Sorge blickt Thomas Pickert auf sein Haus an der Magdeburger Straße. Er ist in dem Altbau aus dem Jahr 1885 aufgewachsen. Doch seit nebenan der Schmiedegraben verrohrt wurde, steht in Pickerts Keller Wasser. Die Folgen sind immense Kosten und ein langwieriger Rechtsstreit mit der Stadt.

Im Sommer 2016 ließ die Verwaltung Thomas Pickerts Nachbarhaus abreißen, um an den Graben zu gelangen. Anschließend wurde ein 14 Meter langes Kunststoffrohr verlegt, durch das seither das Wasser fließt. Nicht zuletzt wurde der Giebel von Thomas Pickerts Haus auf Stadtkosten saniert, um die Spuren des Abrisses zu beseitigen. Zu diesem Zeitpunkt war alles gut. „Die Bauarbeiter waren total zuverlässig. Die Lärmbelästigung war hoch, aber es gab keine Schäden und keine Zwischenfälle“, blickt Thomas Pickert zurück.

Dieses positive Fazit ist mittlerweile überholt. Denn: „Am 20. August 2016 habe ich meinen 49. Geburtstag gefeiert“, so Pickert. Als er an diesem Tag im Keller vorbeischaute, stellte er fest, dass sich dort Wasser gesammelt hatte. „Der Keller war immer feucht, aber jetzt geht es um Grundwasser“, fasst der Haldensleber zusammen.

Früher sei das Grundstück seines Elternhauses über kleine, offene Gräben entwässert worden. Doch diese Möglichkeit sei ihm Stück für Stück genommen worden. Wie Thomas Pickert berichtet, sei vor rund 20 Jahren ein Kanal im benachbarten Rähm verrohrt worden. Später sei das gleiche in der Magdeburger Straße geschehen. „Seither steht mein Haus im Sumpf“, so Pickert.

In einem anderen Keller seines Hauses stehe bereits seit 19 Jahren eine Pumpe. Das habe bisher funktioniert. Doch seit den Arbeiten am Schmiedegraben seien nun drei Gräben in der unmittelbaren Nachbarschaft verrohrt.

Das Wasser könne von außen nicht in die Rohre eindringen und daher auch nicht mehr ablaufen. Schon nach wenigen Tagen habe es in Thomas Pickerts Keller 13 Zentimeter hoch gestanden. Manchmal seien es bis zu 20 Zentimeter.

Der heute 50-Jährige informierte die Stadtverwaltung, die Bauplanerin und alle übrigen Verantwortlichen. Zwei Tage später gab es ein Treffen vor Ort. Wie Pickert berichtet, sei in der Folge zunächst eine Drainage installiert worden - aber ohne den gewünschten Effekt.

Daraufhin habe ihm die Stadt angeboten, eine weitere Pumpe in dem jetzt betroffenen Keller aufzustellen - unter der Bedingung, dass Pickert sich zeitnah bereit erkläre, alle Folgekosten zu übernehmen.

„Vom Verband ‚Haus & Grund‘ habe ich jedoch den Hinweis bekommen, dass die Stadt dann auch nicht mehr in die Pflicht genommen werden könne, wenn es beispielsweise zu Setzungsrissen kommt“, berichtet der Hauseigentümer. Ein Rechtsanwalt habe ihm ebenfalls geraten, nicht auf diese Vereinbarung einzugehen. Dieser Empfehlung sei er gefolgt.

Am 30. August 2016 habe es ein letztes Gespräch im Bauamt gegeben. Dabei sei ihm mitgeteilt worden, dass die Angelegenheit an die Rechtsabteilung weitergeleitet werde, wenn er nicht unterschreibe. „Damit war die Sache für die Stadt erledigt. Ein weiteres Gespräch gab es nicht mehr“, so Pickert.

Das ist nun rund eineinhalb Jahre her. In der Zwischenzeit entspann sich ein Rechtsstreit vor dem Landgericht Magdeburg. Um diesen führen zu können, musste Thomas Pickert nach eigenen Angaben einen Kredit aufnehmen. Eine Rechtsschutzversicherung habe er nicht besessen. Rund 12.500 Euro habe er bereits für zwei Gutachten und die Prozesskosten bezahlt.

Die Gutachter kamen zu folgendem Ergebnis: Es handelt sich im Keller wirklich um aufsteigendes Grundwasser. Der Anstieg sei tatsächlich auf die Sanierung des Grabens zurückzuführen, da der alte Graben eine „drainierende Wirkung“ gehabt habe. Es sei nicht davon auszugehen, dass die Kellerkonstruktion an sich gefährdet sei. Dennoch führe das Wasser zu gewissen Schäden. Eine wirkungsvolle Absenkung des Grundwassers könne auf verschiedene Weisen erreicht werden. Sie sei mit Kosten von mehreren Tausend Euro verbunden.

Auf dieser Grundlage suchte Thomas Pickert erneut das Gespräch mit der Stadt. „Mein Ziel war eine gütliche Einigung. Aber die wurde nicht gewünscht“, so der 50-Jährige. Er betont: „Ich habe keine Lust mehr auf ein Verfahren. Aber ich habe das Gefühl, dass man mich am ausgestreckten Arm verhungern lässt.“

Auf Nachfrage bestätigte die Stadtverwaltung, dass es ein entsprechendes Gerichtsverfahren gebe. Darüber hinaus teilte Pressesprecher Lutz Zimmermann mit: „Die Neu-Verrohrung des Grabens hat zu einer Normalisierung des in Haldensleben generell hohen Grundwasserstandes geführt. Der Graben ist bautechnisch korrekt ausgeführt. Generell ist es Sache des Grundstückseigentümers, durch geeignete Abdichtungsmaßnahmen das Eindringen von Grundwasser zu verhindern. Weiter im Detail wird sich die Verwaltung mit Hinweis auf das schwebende Verfahren nicht äußern.“

Mittlerweile hat das Wasser laut Thomas Pickert zu weiteren Schäden am Haus geführt. Ihre Beseitigung würde rund 10.000 Euro kosten. Geld, das er wegen des Prozesses nicht aufbringen kann. „Ich hoffe, dass die Leute im Rathaus aufwachen. Ich bin nach wie vor an einer einvernehmlichen Lösung interessiert“, erklärt der 50-Jährige.