1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Haldensleben
  6. >
  7. Auszeichnung in der Börde: „Hirsch von Wegenstedt“: Große Ehre für stille Helden

Auszeichnung in der Börde „Hirsch von Wegenstedt“: Große Ehre für stille Helden

Wer in Wegenstedt die Auszeichnung erhält, hat sich ganz besonders fürs Dorfleben verdient gemacht. Auch in diesem Jahr bleibt es bis zum entscheidenden Moment spannend – doch am Ende gibt es großen Applaus.

Von Anett Roisch Aktualisiert: 03.09.2025, 14:23
Seit über vier Jahrzehnten prägt Elke Mechau das Leben in Wegenstedt – als Lehrerin, Sportvereinsmitglied und engagierte Mitgestalterin des Dorfes.
Seit über vier Jahrzehnten prägt Elke Mechau das Leben in Wegenstedt – als Lehrerin, Sportvereinsmitglied und engagierte Mitgestalterin des Dorfes. Foto: Anett Roisch

Wegenstedt - Die bedeutendste Ehrung überhaupt ist in Wegenstedt die Auszeichnung „Hirsch von Wegenstedt“. Jedes zweite Jahr wird sie im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung an Menschen verliehen, die sich in besonderem Maße um das Dorfleben verdient gemacht haben.

Lesen Sie dazu: Eltern kämpfen für den Bau einer Schulsporthalle in Wegenstedt

Wer jedoch den Titel bekommt, bleibt bis zum großen Moment streng geheim – und sorgt jedes Jahr für gespannte Gesichter. „Wer die Auszeichnung bekommt, wissen nur einige wenige“, erklärt Hartmut Sonnenschein, Vorsitzender des Heimat- und Bürgervereins. „Der Hirsch wird nicht von Sympathisanten ausgekungelt“, betont er.

Mitglieder des Bürger- und Heimatvereins veranstalten die geheime Wahl. Wer die meisten Stimmen erhält, wird zum „Hirsch“ erkoren.

Liane Hörnig wird für ihr langjähriges Engagement in der Chronikkommission geehrt – mit Applaus, Blumen und einer Urkunde. Zu den Gratulanten zählen Bürgermeister Hubertus Nitzschke (l.), Hartmut Sonnenschein (2.v.l.) und Thomas Bruschies.
Liane Hörnig wird für ihr langjähriges Engagement in der Chronikkommission geehrt – mit Applaus, Blumen und einer Urkunde. Zu den Gratulanten zählen Bürgermeister Hubertus Nitzschke (l.), Hartmut Sonnenschein (2.v.l.) und Thomas Bruschies.
Foto: Anett Roisch

Auch in diesem Jahr ist die Spannung groß, als Calvördes Bürgermeister Hubertus Nitzschke die Laudatio hält.

Was folgt, ist eine emotionale und zugleich liebevolle Würdigung. Die Worte des Bürgermeisters lassen erste Vermutungen aufkommen: „Unser neuer Hirsch hat über viele Jahre Kinder unterrichtet und ihnen Lesen und Schreiben beigebracht.“ Die ersten Gäste blicken sich wissend an.

Kinder aus drei Generationen betreut

„Diese Person ist ein Gründungsmitglied des 1984 gegründeten SV Fortuna Wegenstedt. Seit über 40 Jahren hält sie die Wegenstedter Frauen fit“, fährt Nitzschke fort. Jetzt geht ein leises Raunen durch das Publikum – die Hinweise verdichten sich. Und dann ist es so weit: Der Name fällt.

Elke Mechau ist die neue Trägerin der Medaille „Hirsch von Wegenstedt“. Der Applaus ist überwältigend, als die 72-Jährige sichtlich gerührt nach vorn kommt. Seit über vier Jahrzehnten prägt sie das Leben in Wegenstedt – als Lehrerin, Sportvereinsmitglied und Mitgestalterin des Dorfes. 41 Jahre lang war sie an den Schulen in Rätzlingen und Wegenstedt tätig und hat dabei Kinder von drei Generationen unterrichtet.

Ehemann ist mächtig stolz

„Mir fehlen die Worte“, gesteht sie bewegend. Eine Reaktion, die zeigt, wie viel ihr die Auszeichnung bedeutet – und wie überraschend sie kam. Für ihre unermüdliche Arbeit erhält sie die Medaille sowie eine Urkunde und eine Anstecknadel. „Auch durch ihre ruhige und unaufgeregte Art habe sie die hohe Anerkennung erworben“, ergänzt Sonnenschein. Auch ihr Mann Reinhard Mechau freut sich: „Ich bin mächtig stolz auf meine Frau.“

Natürlich lässt sich auch Elke Mechau nicht lumpen und spendiert – standesgemäß – eine Runde Schnapsfläschchen mit Hirsch-Etikett. Eine kleine Geste mit großer Wirkung. Und sie nutzt die Gelegenheit, um einen Herzenswunsch zu äußern: „Es wäre natürlich toll, wenn die Wegenstedter Grundschule endlich eine Turnhalle bekommt. Dann könnte dort auch unsere Frauensportgruppe Sport treiben“, so die rüstige Seniorin. „Das Schöne an Wegenstedt ist das Miteinander.“

Ehrung auch für Liane Hörnig

Doch nicht nur Elke Mechau wird für ihr Engagement gefeiert. Auch Liane Hörnig erhält Applaus, Blumen und eine Urkunde. Viele Jahre lang leitete sie die Chronikkommission und wird nun mit ihrem Rückzug aus der aktiven Leitung offiziell in den Ruhestand verabschiedet – bleibt der Kommission aber weiter verbunden. „Sie hat diese Aufgabe bravourös gemacht“, würdigt Sonnenschein ihre Verdienste. Besonders ihre Arbeit an der Ausstellung zur Geschichte des Handwerks im Dorf wird hervorgehoben.

Auch Petra Mewes, Leiterin der Frauengruppe Ü60, wird mit Blumen geehrt – ihre Gruppe steuert ganze 14 Kuchen zum Fest bei.
Auch Petra Mewes, Leiterin der Frauengruppe Ü60, wird mit Blumen geehrt – ihre Gruppe steuert ganze 14 Kuchen zum Fest bei.
Foto: Anett Roisch

Ein weiterer Blumenstrauß geht an Petra Mewes, die Leiterin der Frauengruppe Ü60. Die Frauen der Gruppe hatten eigens für das Fest 14 Kuchen gebacken – eine beeindruckende Leistung. Und dass der Frankfurter Kranz, von einem Mann – nämlich von Reinhard Mechau – gebacken wurde, rundet die Geschichte ab. Am Ende ist kein einziger Kuchenkrümel mehr übrig.

So ist die Verleihung vom „Hirsch von Wegenstedt“ erneut ein Tag, der zeigt, wie stark Zusammenhalt, Ehrenamt und gelebte Gemeinschaft das Rückgrat eines lebendigen Dorfes bilden kann.