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Holzkunst Der Künstler und sein Werk

Eine mystische Figur hat Kettensägenkünstler Lorenz Tacke aus dem Holz geholt. Der Zobbenitzer zaubert fantastische Wesen aus Baumstämmen.

Von Anett Roisch 31.03.2020, 01:01

Zobbenitz l Lorenz Tacke ist stets bereit, mit seiner Kettensäge Kunstwerke zu schaffen. Zur Zeit sägt er im Auftrag eines Kunden an einer Nachbildung der Magna Figura. Die Motorkettensäge heult unter freiem Himmel. Holzspäne fliegen durch die Luft. Nach den Beschreibungen des kreativen Holzwurm ist die Skulptur schon im Baumstamm. „Ich lasse sie nur frei. Diesen Stamm habe ich bei Vollmond auf einen Moorwald geholt“, sagt Tacke mit einem Augenzwinkern.

Inspirieren ließ sich der Zobbenitzer dabei von der Schaffung der Magna Figura, des Großen Baphomet. Dies ist ein mythischer Gegenstand, eingesetzt von der Geheim-Wissenschaftlichen Abteilung des Templer Ritterordens. Die Magna Figura soll eine magische Apparatur, deren Funktion für die Ritter nicht in der damaligen Zeit, sondern in ferner Zukunft lag. Wenn die Zeit reif sei, könnten die zwei magischen Steine so zusammengefügt werden, dass die Figur eine Schwingungsaffinität zur magischen Sonne herstellt.

Derzeit schwingt Tacke seine Säge, um das mystische Werk zu vollenden. Mit fantastischen Wesen kennt sich der Zobbenitzer gut aus. Drachen, Nixen und Trolle sind mit seiner Sägekunst schon ans Licht gekommen. Aber auch Berühmtheiten, wie Martin Luther oder Albert Einstein, hat Tacke aus einem Baumstamm gesägt. Langeweile kennt der Kettensägenkünstler nicht. Eigentlich hat der hauptberufliche Klempner, der auch noch einen Dachrinnenservice betreibt, gut zu tun. Von der Kunst allein könne er nicht leben. Ende des letzten Jahres sägte Tacke aus einem Eichenstamm einen acht Meter langen Steert für „Auerbachs Mühle“ in Wolmirstedt.

Und auch beim Rittervolk hat sich Tacke schon einen Namen gemacht. Einen zwei Meter großen Ritter schnitzte der Kettensägenkünstler in seinem Freiluftatelier für den Oebisfelder Heimatverein. Der hölzerne Koloss reiste von Zobbenitz in die Allerstadt und bewacht seitdem von einem Sockel aus die Sumpfburg. Der 63-jährige Zobbenitzer schnitzte mit der Säge im vergangenen Jahr für den Förderverein der Feuerwehr. Der Stamm gehört zu einer großen Kastanie, die neben der Kirche im Mittelpunkt steht. Nach dem Aufbau des Baugerüstes und einigen Stunden schweißtreibender Arbeit sitzen nun zwei Schleiereulen auf dem Stamm. In den Stamm sägte er das Wappen von Elsebeck.

Der Zobbenitzer beteiligte sich schon erfolgreich an vielen internationalen Wettbewerben. Seine Werke sind aber im größten Teil in der Region zu finden. Nach drei Tagen kam im „Land der tausend Gräben“ in Piplockenburg vor der Gaststätte der Familie Germer durch Tackes Hand ein Seeadler mit einem Fisch in den Krallen zum Vorschein. Zum Schluss holte er auch noch einen Drömlingsgeist aus dem Holz.