Landkreis Börde Ideensuche soll Bewegung bringen
Die Diskussion über die geringe Nutzung des Bürgerhauses in Vahldorf hat auf der Ortschaftsratssitzung breiten Raum eingenommen.
Vahldorf l Die Ortschaft Vahldorf hat über die vergangenen 30 Jahre einen großen Teil ihrer Attraktivität eingebüßt. Schon zu DDR-Zeiten wurde die Schule geschlossen, Kinder gingen dann nach Hillersleben und heute werden sie in Samswegen beschult. Das jetzige Bürgerhaus war übrigens auch einst die Heimstatt für die Lehranstalt. Das letzte Mal wirklich Hand angelegt an die Räumlichkeiten wurde auch vor gut 30 Jahren.
Das hat dazu geführt, dass das Gebäude heute meist nur noch an zwei Stunden in der Woche genutzt wird – und zwar immer mittwochs von der Seniorengruppe der Volkssolidarität. „Private Feiern gibt es hier kaum noch“, sagt der Vahldorfer Markus Frenzel. „Die Menschen sagen einfach: Da will ich mich nicht reinsetzen.“ Er hat erst kürzlich das Gespräch gesucht mit Gemeinde-Bürgermeister Stefan Müller (parteilos) und dem Vorsitzenden des Gemeinderates, Matthias Meinecke.
„Das ist im Großen und Ganzen auch ganz gut verlaufen“, sagt der Vahldorfer. „Die Notwendigkeit, dass in Vahldorf etwas passieren muss, sehen wir alle.“ Frenzel hatte einen Brief an die Verwaltung geschrieben und darin seine Sorgen über die Zukunft des Heimatortes geschildert. Nicht alle Antworten, die der 42-Jährige bei dem Gespräch bekommen hat, haben ihm gefallen.
Allerdings sieht auch er, dass die Grundlagen, um in Vahldorf etwas auf die Beine zu stellen, recht dünn sind. „Der Ort ist praktisch tot“, pflichtet ihm Ortsbürgermeister Guido Scholz bei. Er hat ebenfalls ein zehnseitiges Papier an die Verwaltung gerichtet, welches teilweise recht emotional verfasst ist.
Darüber haben die Ortschaftsräte und zahlreiche erschienenen Bürger ausführlich diskutiert. Die Frauen der Seniorengruppe berichten von einem starken Mäusebefall und davon, dass seit dem Neustart nach Corona kein Wasser mehr im Gebäude verfügbar ist. Somit seien auch die Toiletten nicht nutzbar.
Außerdem seien sie die einzigen Nutzer, die einmal Putzwerkzeuge schwingen. „Über die Jahre gesehen haben sich die Voraussetzungen für uns verschlechtert“, sagt Bärbel Frenzel, Mitglied der Gruppe. Die Frauen seien in einem Alter, in dem ihnen das Großreinemachen nicht unbedingt jedes Mal zuzumuten sei. „Wir wollen uns keineswegs vor dem Putzen drücken, aber wir sind wirklich die einzigen, die hier Hand anlegen“, betont sie.
Außerdem wollen die Vahldorfer gern, dass an den Gebäude etwas gemacht wird – eine Sanierung wäre ihrer Meinung nach optimal, um mehr Attraktivität zu erreichen.
Ortschaftsratsmitglied Nils Schufft versteht die Sorgen der Bürger, verweist aber auf die aktuelle finanzielle Lage der Gemeinde und sieht keine Möglichkeiten. „Anders wäre es doch, wenn eine entsprechende Nutzung der Räumlichkeiten nachzuweisen ist“, erklärt er. „Besser noch, wenn es einen Verein geben würde, der sich darum kümmert.“ Reelle Chancen darauf sieht er aber auch nicht. Kein Wunder, denn es gibt keinen entsprechenden Verein und es gibt auch keine Tendenzen in diese Richtung.
Eben das wäre zu erkunden“, findet Ortsbürgermeister Guido Scholz. Markus Frenzel hat sich dazu bereit erklärt. Er will Ideen entwickeln und aufschreiben sowie mit den Leuten darüber sprechen. „Früher hat es im Bürgerhaus Bastelnachmittage gegeben“, sagt er. „Wichtig ist es, die Bereitschaft der Bürger zu ermitteln, bei solchen Angeboten selber mit anzupacken.“
Frenzel selber würde Aktivitäten unterstützen, aber „nicht mehr selber voran gehen“. Den Vereinsgedanken findet er gut, denn der könnte auf Leader-Fördergelder hoffen mit Projekten haben, die dann gar mit bis zu 90 Prozent gefördert würden. Damit wäre der Kreis geschlossen, hin zu möglichen Sanierungsarbeiten am Bürgerhaus.
Auch Gemeinde-Bürgermeister Stefan Müller steht dem Gedanken aufgeschlossen gegenüber. „Es bleibt natürlich abzuwarten, welchen Erfolg die Ideensuche bringen wird“, sagt er. „Es stimmt schon, in Vahldorf ist wenig los.“
So gibt es in dem Dorf einen Gartenverein, den Kirchenchor und die Freiwillige Feuerwehr. Letztere richtet drei Feste im Jahr aus. „Bis zum Jahr 2013 haben wir noch ein Dorffest auf dem Festplatz gefeiert“, fügt Markus Frenzel hinzu. „Heute wird der eigentlich schöne Platz nur noch für das Osterfeuer genutzt.“ Aufkommenden Stimmen, die über einen möglichen Verkauf des Bürgerhauses spekulieren, erteilt Müller eine Absage. „Es gibt dazu einen Gemeinderatsbeschluss (aus dem Jahr 2017, Anmerkung der Redaktion), der dies ausschließt.“ Das Problem mit dem Wasser werde von der Verwaltung überprüft.