Konzert zum Geburtstag einer Königin

Weferlingen l „Wir feiern den Geburtstag einer Königin“, lud Marie-Charlotte Schorr, Pfarrerin im Ruhestand, am Sonntagabend in der St.-Lamberti-Kirche ein. 160 Jahre alt wurde das Geburtstagskind. Die Orgel der Kirche, gebaut vom Neuhaldensleber Orgelbaumeister August Troch, wurde am 4. Oktober 1857 eingeweiht. Im Jahr 2000 hatte sich Pfarrer Klaus Ingelmann um die Renovierung des königlichen Instruments bemüht.

Der Geburtstag wurde mit einem königlichen Konzert gefeiert, sogar mit einer Premiere. Erstmals musizierten Katrin Tietzel Keitel, Annetta Müller und der Organist Reinhardt Malenke gemeinsam. Reinhardt Malenke brachte die Orgel zum Jubilieren, der Aschersleber machte mit Instrumentalstücken von Vincent Lübeck, Johann Sebastian Bach und Gaston Belier deutlich, was in diesem Instrument steckt.

Neben kraftvollen Soli ordnete sich die Orgel aber auch dem Gesang unter, zwei Sängerinnen erfüllten mit ihren Stimmen das Gotteshaus.

Anrührende Duette wie das „Ave Maria“ und „Panis angelicus“ begeisterten die Zuhörer ebenso wie solistische Partien. Der warme Sopran von Katrin Tietzel Keitel und der hohe Alt von Annetta Müller verschmolzen fast. Annetta Müller begeisterte das Publikum ebenso mit Mezzosopran-Stücken wie „Ich lass dich nicht“ von Johann Sebastian Bach. Und mit „Salve Regina“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy brachte Katrin Tietzel Keitel der Königin noch ein richtiges Geburtstagsständchen.

Dass dieses Konzert zustande kam, ist moderner Kommunikation zu verdanken. Im Sommer hatte Christine Sobczyk eine ältere Zeitungs-Meldung über die Orgel, worin auch der Geburtstag der Orgel vermerkt war, in die Weferlinger WhatsApp-Gruppe Gottesdienst gestellt. „Ein Orgelkonzert zum Geburtstag?“ antwortete Katrin Tietzel Keitel und erntete Zustimmung.

In der Bachkantorei in Helmstedt, in der sie seit geraumer Zeit mitsingt, hatte sie Annetta Müller kennen gelernt. Und Annetta Müller, die in der Region schon viele Musikfreunde mit Konzerten begeistert hat, stellte schnell fest, dass die Neue in der Bach-Kantorei und sie stimmlich gut zusammenpassen. „Da gab es schon die Idee, mal etwas zusammen zu machen“, sagte die Groß Bartensleberin. Daher waren sich die beiden Frauen schnell einig, zum Orgelgeburtstag gemeinsam ein Konzert zu geben.

Katrin Tietzel Keitel lebt seit einigen Jahren in Weferlingen, hat aber immer noch Verbindung nach Aschersleben, ihrer alten Heimat. Dort singt sie auch heute noch im Vokal-Ensemble „concertino“ mit. Mit Reinhardt Malenke hatte sie schon mehrere solistische Stücke einstudiert, so auch „Salve Regina“. „Sonst hätten wir das Konzert auch nicht in der kurzen Zeit vorbereiten können“, erzählte sie. Und Reinhardt Malenke war bereit, mit den beiden Sängerinnen gemeinsam zu musizieren.

Eigentlich sollte das Konzert mit dem Abendsegen aus Engelbert Humperdincks Oper „Hänsel und Gretel“ ausklingen. Doch die Zuhörer klatschten so lange, bis noch eine Zugabe der drei Künstler von der Orgelempore erklang. Als sich die Sängerinnen und der Organist anschließend von ihrem Publikum im Kirchenschiff verabschiedeten, waren alle aufgestanden und applaudierten immer noch. „Das war ganz großartig“, äußerte Wilhelm Herzberg ganz spontan seine Begeisterung und sprach damit ganz sicher für alle Zuhörer.

Nach dem Konzert verweilten noch viele Besucher im Foyer der Kirche, unterhielten sich über das gerade Gehörte oder kleine Alltagsdinge. „Musik führt auch immer Menschen zusammen, egal in welchem Rahmen“, sagte Annetta Müller. Und sie war sich mit Katrin Tietzel Keitel einig, dass sie sicher auch weiter gemeinsam singen und Menschen zusammen führen werden.