Volksfest in Klüden Länderspiel: Achtung, die Preußen kommen!
Mit einem Fußball-Krimi und dem Einsatz eines Rettungswagens ist das Volksfest in Klüden gestartet. Warum der Abend mit der „Notbesetzung“ endet.

Klüden. - „Im letzten Jahr siegten die Braunschweiger. Heute holen wir uns den Pott zurück!“, sind sich die Fußballer der Klüdener Mannschaft einig und schnüren überaus motiviert ihre Fußballschuhe.
„Wartet nur ab, denn so schnell schießen die Preußen nicht“, erwidern kämpferisch die Kicker vom Team Braunschweig.

Woher kommt die Rivalität? Klüden gehörte laut Geschichtsaufzeichnungen zu Preußen und Calvörde als Exklave mit umliegenden Orten wie Zobbenitz zum Herzogtum Braunschweig. Die Zeiten haben sich geändert. Und so geschah es, dass 2010 im Zuge der Gemeindegebietsreform im Land Sachsen-Anhalt sich die Gemeinde Calvörde mit elf Ortsteilen gründete.

Trotzdem werden immer noch jeden Sommer zum Volksfest auf dem Fußballplatz in Klüden die Fahnen der Preußen und der Braunschweiger gehisst. Die Rivalität zwischen den Dörfern flammt heute nur noch zum Gaudi der Bewohner beider Orte beim Fußballspiel auf. In den ersten Jahren durfte nur mitspielen, wer in Klüden oder Zobbenitz wohnt oder glaubhaft eine familiäre Verbindung zu einem der Orte hat. „Um die Tradition aufrecht zu halten, sind die Regeln der Dorfzugehörigkeit mittlerweile längst nicht mehr so streng. Beide Mannschaften haben sich Spieler ,eingekauft’. Das heißt, es gibt fußballspielende Freunde, die die Mannschaften verstärken“, erklärt Ronny Leberecht, Vorsitzender der Kulturgemeinschaft Klüden, die 1956 gegründet wurde und die zwölf Mitglieder hat.
Zwei Mal 40 Minuten wird gespielt. Wegen der Hitze gibt es nach den ersten 20 Minuten eine Trinkpause. Lange dauert es nicht und Mica Helmuth vom Team der Preußen schießt das erste Tor. Der Fanblock der Klüdener jubelt. Helmuth ist in Potzehne zuhause, aber seine Großeltern wohnen in Klüden.

Dann geschieht ein Unglück. Ein Spieler der heimischen Mannschaft liegt verletzt am Boden. Die Aufregung ist groß. Ein Rettungswagen wird gerufen, denn die Knieverletzung muss behandelt werden. Weiter geht das Spiel. Ehrgeizig wird um den Ball gekämpft. Nach der Halbzeitpause schießt Mario Bohnet den Ausgleichstreffer.

Die Spannung steigt. Christoph Lindecke aus Zobbenitz legt nach und feuert das runde Leder in den Kasten der Preußen. Die Klüdener geben nicht auf, schließlich wollen sie ihre Trophäe zurück. Es gibt noch einige Chancen für die Preußen, doch es soll nicht sein. Am Ende siegen doch wieder die Zobbenitzer. „Braunschweig ist und bleibt der Meister“, jubeln die angereisten Fans.

Der Ärger über die Niederlage dauert nicht lange. Schließlich wird es am Wochenende noch weitere Fußballspiele, ein Volleyballturnier und ein Wettbewerb im Kegeln geben. Um die Nachbarn versöhnlich zu stimmen, laden die Zobbenitzer die Kontrahenten zum Gerstensaft ein. Brüderlich wird auf das Leben angestoßen. Im Festzelt verbreitet währenddessen die Band „Notbesetzung“ Partystimmung mit Rock-Oldies, Neuer Deutscher Welle, eigens kreierten Medleys und Schlager, wie eine rockige Version von Drafi Deutschers „Marmor, Stein und Eisen bricht, aber unsere Liebe nicht, alles, alles geht vorbei, doch wir sind uns treu“. Treue versprechen auch die Fußballer für das ewige Duell. Mit dem Blick auf die junge Fußballgeneration gibt es an der Theke Schwüre der Preußen auf Revanche: „Im nächsten Jahr sind wir die Sieger!“ Getanzt wird zu „An Tagen wie diesen“ von den Toten Hosen und zu „T.N.T.“ von AC/DC ganz nach Helene Fischers „Atemlos durch die Nacht“.