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Landkreis Börde Aus für den Castingsport in Haldensleben

Es ist beschlossene Sache. Casting, das im Volksmund genannte Trockenangeln, hat in Haldensleben keine Zukunft mehr.

Von Jasmin Teut 22.12.2020, 00:01

Haldensleben l Seit nunmehr 25 Jahren leitet Jens Spindler den Castingsport in Haldensleben. Und das außerordentlich erfolgreich. Über die Jahre hinweg standen die Sportler vor einigen Problemen, die nun dazu geführt haben, dass Spindler im kommenden Jahr nicht mehr weitermachen möchte. „Die Erklärung habe ich auch schon beim Kreisanglerverein abgeben“, sagt er. Als die Mitglieder von seinem Rücktritt erfahren haben, seien sie geknickt und etwas enttäuscht gewesen. Schließlich sei der Castingsport eine der Vorzeigedisziplinen im Angelsport, so Spindler.

Die Probleme der Abteilung hätten schon mit dem Austritt aus dem Landessportbund angefangen, erklärt Jens Spindler. „Es war kein Konsens da und man konnte sich nicht einigen“. So sei ein Problem gewesen, dass Gewässer nicht als Sportstätten anerkannt werden sollten. Wer allerdings dem Landessportbund angehörig ist, dem werden Sportplätze und Hallen für das Training kostenfrei zur Verfügung gestellt. Nicht-Mitglieder bleiben daher allein auf den Mietkosten sitzen und die Abteilung Castingsport könne dies auf Dauer nicht leisten.

Doch damit nicht genug. Der Kreisanglerverein war auch Mitglied beim Kreissportbund, aus dem sie ebenfalls ausgetreten sind. Von da an ging der Castingsport in die Brüche, sagt der Trainer.

Viele Mitglieder hätten dadurch dem Castingsport den Rücken gekehrt, da einfach keine Wertschätzung und Anerkennung für diesen Sport aufgebracht worden sei. Momentan sind es zehn Sportler, die im „Trockenangeln“ aktiv trainieren. „Es gab auch Zeiten, da hatte ich 25 bis 30 Kinder“, denkt er zurück. Und dieser Sport ist nicht zu verachten. Schließlich haben viele der Mitglieder schon Weltmeistertitel nach Haldensleben geholt.

Ein weiterer Rückschlag für die Gruppe war die Sperrung des Sportplatzes in der Lindenallee in Althaldensleben. Dort zu trainieren war so nicht mehr möglich. „Von heute auf morgen wurde uns der Sportplatz genommen“, beklagt Jens Spindler. Schnell musste natürlich eine Lösung her und seit dem 1. Januar dieses Jahres findet das Training beim Hörsinger Sportverein statt. Allerdings unter erschwerten Bedingungen, denn die Ausrüstung, die für den Sport gebraucht wird, kann dort nicht gelagert werden. Was als Zwischenlösung gedacht war, dauert nun schon fast ein Jahr. Zusammen mit Reinhard Schreiber vom HSC wollen sie allerdings weiter um den Sportplatz in Althaldensleben kämpfen.

Was eigentlich auch als eine Gemeinschaftssportart gilt, wird für die Sportler ab kommenden Jahr ein Individualsport. Die Mitglieder würden dann in anderen Vereinen den Castingsport weiter betreiben, erklärt der langjährige Trainer. , aber eher als ein Hobby. „Christin Pfeiffer trainiert zum Beispiel in Köthen weiter und Daniel Pfeiffer in Hörsingen“, erklärt er die Pläne der erfolgreichen Haldensleber Sportler. Jeder hat dementsprechend einen Nutzungsvertrag für den Sportplatz oder -halle und kann dort individuell trainieren.

Auch an Wettkämpfen können sie weiter teilnehmen. Antreten werden sie dann aber als Privatpersonen, da sie keinem Verein angehörig sind. „Wir hatten Jahre mit etwa 46 bis 48 Wettkämpfen. Da war man fast jedes Wochenende unterwegs“, erinnert sich der Erfolgstrainer. Dadurch stand seine Familie oft hinten an. Umso mehr freut es ihn, dass seine Tochter die seine Leidenschaft teilt und er einen Teil seiner Familie bei Wettkämpfen mit dabei hatte.

Nun ist Schluss. Durch die Corona-Pandemie ist das Training seither vollkommen zum Erliegen gekommen und auch nationale sowie internationale Wettkämpfe mussten ausfallen. Das hat der Sportgruppe wohl den Rest gegeben. „Man hat so viel Zeit, Liebe und Kraft investiert. Das ist sehr schade“, sagt Jens Spindler mit Blick auf seinen Entschluss aufzuhören. Einen Nachfolger, der die Gruppe weiterhin zusammenhält, gibt es bisher nicht. Viele, die er gefragt habe, hätten unter anderem aufgrund von Corona keine Zeit, um sich diesem Hobby zu widmen und den Sport am Laufen zu halten. „Vielleicht findet sich jemand wenn Corona vorbei ist“. Sollte sich eine Castingsportgruppe in Haldensleben neu bilden, würde er den neuen Trainer in der Anfangsphase auch gerne unterstützen, verspricht Jens Spindler.

Doch mit der Aufgabe der Leitung des Castingsports verschwindet er nicht von der Bildfläche. Er will sich auch weiterhin der Nachwuchsarbeit widmen. „Ich leite weiterhin die Angel-AG in der Haldensleber St. Hildegard Grundschule“, sagt er. Sein Ziel sei es, dieses Hobby jungen Menschen näher zu bringen und sie vielleicht dafür zu begeistern. Viele hätten dadurch zum Beispiel ihren Jugendangelschein absolviert oder haben sogar ihren Weg in den Castingsport gefunden. Das möchte Jens Spindler auch in Zukunft erreichen.