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Nordstraße Unterschriften gegen die Sanierung

Die Haldensleber Nordstraße soll saniert werden. Der geplante Ausbau sorgt für Unruhe bei den Anliegern.

Von Lan Dinh 26.10.2018, 01:01

Althaldensleben l Gegen die Sanierung der Nordstraße haben sich die Anlieger bei einer Bürgerversammlung eindeutig ausgesprochen. Die Straße soll ab März 2019 grundhaft ausgebaut werden, das dauert laut Stadt etwa ein Jahr. Thorsten Ritter vom Planungs- und Ingenieurbüro Ritter-Schaub-Wilke stellte bei der Bürgerversammlung vor etwas über 60 Anliegern zwei Ausbau-Varianten vor, die für die Nordstraße denkbar wären. Beide Alternativen unterscheiden sich vor allem in der Parksituation. Bei der ersten Variante würden für den ruhenden Verkehr 23 Parkplätze in den Nebenanlagen geschaffen werden. In der zweiten Variante würden parkende Autos auf der Straße stehen, so Thorsten Ritter. Damit könnten etwa 26 Parkplätze geschaffen werden und der Verkehr werde ruhiger, erläuterte der Planer.

Das darauf folgende Frage-Antwort-Spiel zwischen Bürgern, Stadt und Versorgern war problematisch. Denn die Anlieger haben untereinander über die Baumaßnahme abgestimmt, und ein deutliches Fazit gezogen. „Wir lehnen die Baumaßnahme durchgängig ab“, sagte ein Anwohner. Eine entsprechende Unterschriftenliste haben die Anlieger bereits an die Stadt geschickt.

Den Grundstückseigentümern der Nordstraße erschließe sich nicht, warum die Erneuerung nötig ist. So fragte ein Bürger: „Wo kann man denn das Straßengutachten einsehen? Können Sie mir die technische Notwendigkeit für die Sanierung der Straße nennen?“ Laut Haldenslebens Bauamtsleiter Holger Waldmann bestehe ein Sanierungsbedarf wegen unbefestigter Nebenanlagen, schlechter Regenentwässerung und veralteter Systeme.

Die Anlieger allerdings teilten mit, dass sie eine Sanierung für unnötig halten, sie seien mit der Tragfähigkeit der Fahrbahn einverstanden und wollen ihre Straße erhalten, wie sie ist. Doch nach Bauamtsleiter Waldmann bedürfte die Erneuerung der Leitungen auch Anpassungen der Nordstraße.

Ein weiterer Anlieger merkte Probleme mit der Regenentwässerung der Nordstraße an. Diese weist vom höchsten Punkt an der Hinzenbergstraße bis zum niedrigen Punkt an der Neuhaldensleber Straße einen Unterschied von sechs Metern auf. Wenn es regne, würde sich das Wasser, laut eines Anwohners, im unteren Bereich stauen. „Ich und viele andere haben Angst, dass uns das Wasser in den Hausflur fließt.“ Bauamtsleiter Waldmann entgegnete, dass die neuen Regenwasserkanäle, die in der Nordstraße verlegt werden sollen, dieses Problem lösen würden.

Die Bauarbeiten würden laut einem Anlieger ohnehin die Wohnqualität stark einschränken. Denn währenddessen könnten die Anlieger nicht mehr auf ihre Grundstücke fahren, teilte Holger Waldmann mit. „Dafür gibt es aber am Innovationszentrum genug Parkplätze, die wir bereitstellen“, so der Bauamtsleiter. Feuerwehren und Krankenwagen könnten im Notfall aber dennoch auf die Grundstücke gelangen. „Ich habe eine alte Mutter, die drei Mal am Tag einen Pflegedienst braucht. Wie sollen wir das anstellen?,“ fragte eine Bürgerin. Die Stadt antwortete, dass sie sich darum kümmern werde. Darüber hinaus müssen laut Waldmann die Anlieger ihren Müll zu einem gesonderten Stellplatz bringen.

Ein Fakt, der am Rande erwähnt wurde, machte die Bürger stutzig: So sei die Verhandlung mit dem Versorgungsträger Telekom noch nicht abgeschlossen. „Aber wir gehen sehr davon aus, dass sich die Telekom an der Baumaßnahme beteiligen wird“, betont Waldmann.

Großen Unmut gab es unter den Bürgern vor allem wegen der Straßenausbaubeiträge. Dem Bauamt zufolge kostet die erste Variante 720.000 Euro, die zweite Variante 714.000 Euro. Die Anliegerkosten liegen bei 61 Prozent. „Für viele von uns könnte das existenzgefährdend werden“, erklärte eine ältere Anliegerin. „Wer Probleme bei der Zahlung hat, sollte uns einfach informieren, damit wir das regeln können“ meinte Monique Fabian, Abteilungsleiterin der Bauverwaltung. Die Stimmung unter den Bürgern heizte sich unterdessen deutlich auf. „Wir lehnen die Maßnahme ab. Wir haben nur Nachteile damit. Und müssen für das zahlen, was die Stadt macht“, teilte ein Bürger mit.

Über das weitere Vorgehen zur Baumaßnahme der Nordstraße werde erst später entschieden, wie die Stadt den Bürgern mitteilte. Denn derzeit geht ein Antrag der CDU-Fraktion zur Änderung der städtischen Straßenausbaubeitragssatzung durch die Ausschüsse. Die CDU möchte den Anliegern mehr Mitbestimmungsrecht bei Straßenbaumaßnahmen geben. Wenn die Mehrheit zur Zustimmung der Baumaßnahme nicht erreicht werden sollte, müsse der Stadtrat darüber erneut entscheiden, heißt es darin. Der Stadtrat könne mit der Abstimmung der Anlieger gehen, sich aber auch dagegen entscheiden.

Über den Antrag der CDU wird der Stadtrat voraussichtlich in seiner Sitzung am 22. November entscheiden. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Antrag angenommen wird“, erläuterte Monique Fabian vom Bauamt auf Volksstimme-Nachfrage. Werde der Antrag angenommen, solle die Satzungsänderung bei der Dezember-Sitzung des Stadtrates beschlossen werden. Sollte sie im Januar in Kraft treten, könnten die Anlieger dann über den geplanten Ausbau der Nordstraße abstimmen.