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Tierschutz Wieglitzer Storchenküken wachsen heran

Die vier Storchenjungen, die aus einem Nest in Wieglitz stammen, werden per Hand aufgezogen und sollen demnächst ausgewildert werden.

Von Anett Roisch 02.07.2016, 01:01

Wieglitz/Loburg l Angelika und Helmut Huchel aus Wieglitz besuchten in Loburg ihre gefiederten Nachbarskinder. Familie Huchel wohnt auf der anderen Seite der Hähnchenmastanlage und kann vom Fenster aus direkt zum Schornstein samt Nest schauen. Huchels hatten nicht nur das Geschehen im Liebesnest der Adebars gut im Blick, sondern waren gleich zur Stelle, als es darum ging, eine Glucke zum Ausbrüten der Storchenküken zu finden.

Rückblick: Peter Loskarn, Weißstorchbeauftragter im Altkreis Haldensleben, hatte Ende Februar diesen Jahres das alte Nest mit Hilfe einer Hubarbeitsbühne der Werkfeuerwehr Zielitz auf dem Schornstein auf Vordermann gebracht. Zur Freude alle Beteiligten und Bewohner von Wieglitz, hatte sich im April ein Storchenpaar gefunden und den Horst zum Liebesnest erklärt. Die Adebars begannen, ihre Eier auszubrüten. Dann geschah das Unglück. Das Männchen wurde von einem Motorrad angefahren und starb. Die einzige Chance, den Nachwuchs zu retten war es, die Eier aus dem Nest zu holen und ausbrüten zu lassen. Wenn ein Brutpartner tot ist, bleibt keine andere Möglichkeit. Familie Huchel hatte eine Hühnerglucke besorgt, aber die schien nicht die richtige Besetzung für diese Aufgabe zu sein.

Loskarn brachte die Eier zum Storchenhof nach Loburg im Landkreis Anhalt-Zerbst. Dr. Christoph Kaatz von der Vogelschutzwarte wartete schon auf seinen Freund Loskarn und auf seine kostbare Fracht. Auf dem Storchenhof setzte sich eine treusorgende Pute auf die Eier und brütete vier Junge aus. Die Sensation war perfekt.

Vor ein paar Tagen reisten nun Huchels zur Vogelschutzstation, um den Nachwuchs zu bewundern. „Da die Küken an unterschiedlichen Tagen zur Welt gekommen sind, lagen sie nun mit anderen Waisenkindern in unterschiedlichen Storchennestern. Gekennzeichnet waren die Jungen mit roten, schwarzen oder anders farbenen Punkten auf dem Kopf oder auf dem Rücken,um die Zugehörigkeit bestimmen zu können“, beschrieb Helmut Huchel.

Seine Frau Angelika ergänzte: „Die Küken sollen sich nicht an den Menschen gewöhnen. Weil sie ja wieder ausgewildert werden, musste man mit einer Storchenmutterattrappe die Kleinen zur Fressenszeit wach rütteln. Die Kleinen haben dann um Futter gebettelt und haben zwar nicht so laut – wie ihre Eltern – aber auch schon mit den Schnäbeln geklappert.“

Gespannt sind Huchels, ob schon für die Wieglitzer Storchenjungen Adoptiveltern gefunden wurden.

„Herr Loskarn hat uns den Ring vom toten Storchenvater und auch die Mitteilung von der Beringungszentrale Hiddensee über den Fund des Vogels überlassen. Das Schreiben sagt aus, dass unser Storchenvater in Schöneberg 2007 beringt wurde“, beschrieb Angelika Huchel.

Groß ist die Hoffnung, dass das Weibchen im nächsten Jahr wieder nach Wieglitz kommt, sich einen neuen Partner sucht und es erneut langbeinigen Nachwuchs gibt.

„Zwischenzeitlich waren im Nest auf dem Schornstein in Wieglitz Nilgänse“, berichteten Huchels. Die Heimat der Nilgänse ist ursprünglich Nordafrika. Sie werden aber seit langem in Europa als Ziergeflügel gehalten. Einige Tiere, die in die Freiheit entkamen, haben sich in den vergangenen Jahren kräftig vermehrt. Deshalb gibt es inzwischen hunderte verwilderte Nilgänse. Sie gelten als unerschrocken und kampfeslustig. Sie schreien extrem laut und sind doppelt so schwer wie ein Storch. Die Sorchenfreunde hoffen, dass die Nilgänse nur kurz zu Gast waren und die Adebars nicht vertreiben.