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Unwetterschaden Landkreis bleibt auf Kosten sitzen

Die Sanierung der Haldensleber Ohrelandhalle kostet den Landkreis Börde rund 250.000 Euro. Das Gebäude war nicht ausreichend versichert.

Von Ivar Lüthe 18.08.2017, 01:01

Haldensleben l Die Ohrelandhalle in Haldensleben ist weiterhin für die Nutzung gesperrt. Noch sind die Schäden, für welche die Unwetter Ende Juli mit ihren Starkregen gesorgt hatten, nicht beseitigt. Doch mittlerweile liegt die genauere Schadensbilanz vor.

Ein Rückstau im Leitungssystem hatte dafür gesorgt, dass das Regenwasser regelrecht in die Ohrelandhalle hineingedrückt wurde. Dabei wurden der Sporthallenboden, die Flure, die Umkleidebereiche sowie die Duschen überflutet.

„Die sintflutartigen Regenfälle mit den enormen Wassermassen haben zur Überlastung der Leitungen geführt. Das Regenwasser konnte nicht in den Vorfluter ablaufen, da die anfallenden Regenmassen einen erheblichen Wasseranstieg zur Folge hatten. Die durch das Unwetter herabgestürzten Äste setzten sich vor das Einlaufbauwerk und verhinderten so einen geregelten Abfluss des Regenwassers“, erklärt Uwe Baumgart, Pressesprecher der Kreisverwaltung, genauer.

Bei der folgenden erforderlichen Rohrreinigung am 3. Juli wurden vollkommen verschlammte Leitungen festgestellt, die in Verbindung mit den Verstopfungen des Grabenauslaufes fast komplett zugesetzt waren. Diese Ursachen führten laut Baumgart zum Rückstau.

Als erste Sofortmaßnahme wurde unter anderem die Trocknung der Halle veranlasst. Zudem führte die Trocknungsfirma eine Feuchtemessung im Bereich des Sportbodens durch. Dabei sei ein Messwert von 120 bis 130 Digits festgestellt worden, so der Kreispressesprecher weiter. Normal dagegen sei ein Messwert von 30 Digits.

Auf Grund der bereits auftretenden Verwerfungen des Hallenbodens fand am 6. Juli ein Ortstermin zum Stand der Trocknung und zur weiteren Begutachtung der Schäden statt. Dabei wurde festgestellt, dass unter anderem die Bodenhülsen für die Sportgeräte innerhalb des Sportbodens noch halbvoll mit Wasser standen, die Dämmung bis zum vorderen Bereich der Halle nass auswringbar war, die Spanplatten bereits an den Stößen aufgequollen und sich nach oben wölbten sowie die Schweißnähte des Belages stellenweise aufgeplatzt waren.

„Eine vollständige Trocknung mit anschließendem Funktionserhalt des Sportbodens konnte aufgrund der Holzunterkonstruktion mit der verbauten Mineralwolldämmung nicht gewährleistet werden“, sagt Uwe Baumgart. Zudem hätten als Spätfolgen Schimmelbildung und eine spätere Zersetzung der Holzunterkonstruktion gedroht.

„Die Abbrucharbeiten wurden unverzüglich für die 29. Kalenderwoche beauftragt, um eine schnellstmögliche Wiederinbetriebnahme der Halle zur Absicherung von Schulsport, Vereinssport und Kulturveranstaltungen gewährleisten zu können. Der Abbruch dauerte gut zwei Wochen, danach war eine zweiwöchige Trocknung und Desinfektion der Bodenplatte erforderlich“, geht Baumgart ins Detail. Aktuell sind gestern die letzten Schweißbahnen auf der Bodenplatte verlegt worden.

Die für die Schadensbehebung erforderlichen Kosten beziffert Baumgart auf etwa 250.000 Euro. Die splitten sich wie folgt auf: Erneuerung des Sportbodens im Hallenbereich 185.000 Euro, Trockenlegung des Umkleidebereiches 25.000 Euro und erforderliche Baunebenleistungen 40.000 Euro.

Obwohl die Schäden in Folge eines Unwetters entstanden sind und es sich daher um einen Elementarschaden handelt, bleibt der Landkreis auf den Kosten sitzen. Denn die Ohrelandhalle ist nicht gegen Elementarschäden versichert. Dass der Landkreis keine Elementarversicherung hat, sorgte im Kreisausschuss und auch im Kreistag am vergangenen Mittwoch für Verwunderung.

Manfred Nörthen (Die Linke) im Kreisausschuss sowie Regina Blenkle (FUWG) im Kreistag fragten nach einer Elementarversicherung sowie nach möglichen Regressforderungen gegenüber dem Unterhaltungsverband Untere Ohre Haldensleben, da als eine der verschiedenen Ursachen für die Überschwemmungen in der Halle ein verstopfter Vorfluter ausgemacht wurde.

Dazu nahm Katrin Arnold, Fachdienstleiterin Gebäudemanagement der Kreisverwaltung, Stellung: „Momentan sind wir noch in der Ursachenbenennung. Es gab verschiedene Probleme, die zu den Schäden geführt haben. Mit dem Abwasserverband sind wir in Abstimmungen.“ Sie bestätigte zudem, dass der Landkreis für die Ohrelandhalle keine Elementarversicherung abgeschlossen hat. Das gelte auch für alle anderen kreislichen Gebäude. Gebäude und Inventar seien versichert, eine Elementarversicherung jedoch gebe es nicht.

Im Jahr 2002 hatte es eine Untersuchung der kreislichen Gebäude gegeben. Dabei sei herausgekommen, dass die kreislichen Gebäude als gering gefährdet eingestuft wurden. Daraufhin habe die Kreisverwaltung keine Elementarversicherung abgeschlossen.

„Seit 20 Jahren haben wir keinen Elementarschaden gehabt“, bilanzierte Katrin Arnold. Angesichts des nun eingetretenen Schadens und möglichen verstärkten Unwetterereignissen lasse man sich aber nunmehr vom Versicherer, der Öffentlichen Versicherung Sachsen-Anhalt (ÖSA), ein entsprechendes Angebot zuarbeiten.

Der Kreistag hat am Mittwoch der überplanmäßigen Ausgabe in Höhe von 250.000 Euro zugestimmt. Nach den Oktoberferien soll die Halle wieder voll nutzbar sein, so Katrin Arnold.