1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Haldensleben
  6. >
  7. Jede vierte Kreisstraße ein Sanierungsfall

Verkehrswege Jede vierte Kreisstraße ein Sanierungsfall

Die Straßen im Landkreis Börde sind teilweise in einem katastrophalen Zustand. Der Investitionsstau beläuft sich auf über 60 Millionen Euro.

Von Thomas Junk 28.09.2018, 01:01

Haldensleben l Rund 600 Kilometer Straßen hat der Eigenbetrieb des Landkreises Börde unter seiner Obhut. Wie Karin Neuendorf, Leiterin des Eigenbetriebes auf der jüngsten Sitzung des Betriebsausschusses mitteilte, seien 25 Prozent der Straßen mit der Note 5 bewertet. Mit dem Geld, das dem Eigenbetrieb zur Verfügung steht, ist an diesem Zustand in naher Zukunft nichts zu ändern.

Der Eigenbetrieb erhält jährlich 3,9 Millionen Euro vom Landkreis. Von dem Geld müssen allerdings auch sämtliche Personal-, Sach- und Nebenkosten und vor allen Dingen auch der Winterdienst finanziert werden. Am Ende bleiben nur rund 950.000 Euro für die Instandhaltung übrig. Zahlreiche weniger stark befahrene Straßen könnten so auf der Prioritätenliste nie weiter nach oben rutschen.

Nur wenn gewisse Sicherheitsstandards nicht eingehalten werden können, wird Hand angelegt. Im Ausnahmefall könnte es sogar zu Straßensperrungen kommen. Als Beispiel nennt Neuendorf die Straße zwischen Hornhausen und Hamersleben. Da fast parallel dazu die Bundesstraße verläuft, wird die Strecke wenig befahren, und steht deswegen hinten an. Etwas resigniert gibt die Betriebsleiterin zu: „Die werden wir wahrscheinlich nie machen können“. So gebe es einige Straßen, die die Note 5 hätten „und dabei auch bleiben werden“.

Es gibt zahlreiche weitere Sorgenkinder, die vermutlich ewig auf eine Sanierung warten müssen. Karin Neuendorf nennt einige Beispiele: Die Straßen zwischen Peseckendorf und Ampfurth – „Da fahren aber auch täglich nur 25 Autos lang“. Die Kreisstraße 1261 zwischen Altenweddingen und Unseburg besteht aus einem Kopfsteinpflaster, das an das vorige Jahrhundert erinnert. Hier hat der Eigenbetrieb allerdings die nahezu parallel verlaufenden Straßen von Bahrendorf nach Borne und von Altenweddingen nach Wolmirsleben bereits saniert.

„Die K 1178 von Cröchern nach Burgstall haben wir auch schon lange auf dem Plan“, so Neuendorf. Dort können aufgrund der A 14-Baustelle aber derzeit nicht gearbeitet werden.

Nur unwesentlich besser sieht es bei den Brücken in der Obhut des Eigenbetriebs aus. Hier schneiden 12 von 70 Bauwerken mir einer Note schlechter als 3 ab. Das entspricht in etwa 17 Prozent. „Es stellt aber noch keine Brücke ein Sicherheitsrisiko dar“, stellt Neuendorf klar. Sämtliche Brückenbauwerke würden regelmäßig überprüft werden. Mindestens einmal im Jahr findet eine Sichtkontrolle statt und alle sechs Jahre gibt es eine umfangreiche Hauptuntersuchung. Die bisher größte Baustelle, die Allerbrücke in Lockstedt, wird derzeit saniert. Sorgen um die Sicherheit müsse sich kein Verkehsrteilnehmer machen. „Der Sichersheitsstandard hat immer die oberste Priorität“, betont Neuendorf.

Trotz steigender Kosten in nahezu allen Bereichen haben sich die Zuweisungen vom Land an den Landkreis für den Straßenerhalt nahezu nicht verändert. Wurden 1994 14.500 D-Mark pro Straßenkilometer veranschlagt, sind es heute – 24 Jahre später (!) – 7500 Euro. Der Landesrechnungshof hat hier bereits vor Jahren bemängelt, dass eigentlich der doppelte Betrag vonnöten sei.

Große Hoffnungen setzt Isolde Prost, zuständige Fachbereichsleiterin in der Kreisverwaltung, jetzt auf die Verhandlungen des Landkreistages mit der Landesregierung. Dort steht eine Erhöhung der Mittel von 40 auf 80 Millionen Euro zur Debatte. Wohlgemerkt: für alle Landkreise in Sachsen-Anhalt zusammen. „Wir sind ja nicht der einzige Landkreis, in dem es so aussieht. Das geht allen so“, sagt Prost. Bisher gibt es vom Land jährlich 2,8 Millionen Euro für Investitionen, die müssen sich allerdings Gemeinden und Landkreis teilen. Diese Mittel sind bis 2019 festgeschrieben. Dann hoffen Prost und Neuendorf auf die angestrebte Verdopplung. „Aber selbst das wäre nur ein Tropfen auf dem heißen Stein“, gibt Fachbereichsleiterin Isolde Prost zu.