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Volksfest Pfingsten ohne Haldensleber Pfingstmasche

Im 498. Jahr der Haldensleber Pfingstmasche wird es keinen Rummel geben. Für den altmärkischen Schaustellerverein ist das eine Misere.

Von Juliane Just 30.05.2020, 01:02

Haldensleben l Was wäre die Zukunft ohne Zuckerwatte, Entenangeln und Kettenkarussell? Die Haldensleber Pfingstmasche, ein Volksfest mit knapp 500-jähriger Tradition, musste aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden. Dort, wo sonst zu Pfingsten das Leben tobt, bleibt es 2020 still. Das trifft nicht nur die Besucher, sondern vor allem die Schausteller.

Seit 1990 hat der altmärkische Schaustellerverein für die Ausrichtung der Pfingstmasche den Hut auf. Für das 35-köpfige Team ist es das größte Fest, das sie selbst veranstalten. Doch nicht nur das fällt aus. Der Havelberger Pferdemarkt – abgesagt. Die Eisleber Wiesen – in der Schwebe. „Für uns ist das nicht nur eine emotionale, sondern auch eine finanzielle Katastrophe“, sagt Werner Jacob, Vorsitzender des altmärkischen Schaustellervereins.

Seit den Weihnachtsmärkten 2019 sind die Schausteller ohne jegliches Einkommen. Die letzten Einnahmen des Winters seien längst investiert – unter anderem in die Instandhaltung der Geräte, für Werbung und Genehmigungen. „Die Corona-Pandemie hat uns am Start der neuen Saison hart getroffen“, so Werner Jacob. Er befürchtet, dass auch die Weihnachtsmärkte am Ende des Jahres unter den Folgen der Corona-Pandemie leiden und die Schausteller somit über ein Jahr keine Einnahmen erzielen. „In unserer Branche hängen ganze Familien dran. Das ist dramatisch“, sagt er.

Die Pfingstmasche sei eine schöne Tradition, so der Vereinschef. Oft in der Geschichte sei das Volksfest auf der Masche buchstäblich ins Wasser gefallen, der Wettergott meinte es nicht gut mit den Haldenslebern. „In einem Jahr ist die Masche regelrecht abgesoffen“, erinnert sich Werner Jacob. Dass die Pfingstmasche jedoch ausfällt, das gab es in der fast 500-jährigen Geschichte nie.

Doch die Tradition könnte Schaden nehmen, befürchtet Henry Jacob. Er ist zweiter Vorsitzender des altmärkischen Vereins. „Wenn wir ein Jahr lang nicht arbeiten dürfen, werden 50 Prozent der Branche daran zerbrechen“, befürchtet er. Mit 40 Fahrzeugen zählt sein Betrieb zu den mittelgroßen Schaustellerunternehmen. Durch das Saisongeschäft seien Rücklagen in der Größenordnung wie sie jetzt benötigt werden nicht möglich.

Zwölf Wochen nach dem Shutdown im März 2020 können viele Unternehmen nun wieder ihre Arbeit aufnehmen – für die Schausteller ist bisher kein Ende in Sicht. Bis zum 31. August sind Großveranstaltungen verboten – doch was passiert danach? Um auf ihre Misere aufmerksam zu machen, haben sich die Schausteller Sachsen-Anhalts mit einem Brief an Ministerpräsident Reiner Haseloff gewandt. Gemeinsam mit dem Deutschen Schaustellerbund fordern sie Liquiditätshilfen für in Not geratene Schaustellerfamilien.

Auch für Henry Jacob wird 2020 das erste Pfingsten ohne Pfingstmasche in Haldensleben sein. „In 53 Lebensjahren habe ich es nicht erlebt, dass ich an Pfingsten auf meiner Terrasse sitze“, sagt er. Doch 2021, da ist er sich sicher, wird es an der Masche wieder lustig und bunt zugehen – wenn alle Schausteller überleben.