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Weihnachtsfest Wenn keine Familie mehr da ist: So feiern Bewohner der Lebenshilfe in Haldensleben Heiligabend

Viele Bewohner des Wohnheims für behinderte Menschen in der Kirchstraße können Weihnachten nicht mit der Familie verbringen. Dafür machen es ihnen die Betreuer schön.

Von Vivian Hömke Aktualisiert: 24.12.2024, 13:40
Reinald Kratzsch (hinten Mitte) und Lina Adlung (rechts) mit Bewohnern des Wohnheims  der Lebenshilfe Ostfalen in der Kirchstraße.
Reinald Kratzsch (hinten Mitte) und Lina Adlung (rechts) mit Bewohnern des Wohnheims der Lebenshilfe Ostfalen in der Kirchstraße. Foto: Vivian Hömke

Haldensleben. - Bei Carola ist die Vorfreude in den Tagen vor Weihnachten groß. Die 57-Jährige wünscht sich eine neue Zahnbürste, einen CD-Player und ein Kochbuch. Dafür, dass ihre Wünsche und die der anderen Bewohner auch tatsächlich in Erfüllung gehen, sorgen ihre Betreuer. Aktuell leben im Wohnheim der Lebenshilfe Ostfalen für geistig behinderte Menschen in der Kirchstraße insgesamt 28 Frauen und Männer – der Jüngste ist Mitte 20, der Älteste 70 Jahre alt. Die allermeisten von ihnen können Weihnachten nicht bei ihrer Familie verbringen. Dafür versuchen die Betreuer, es ihnen so schön wie möglich zu machen.

„Wir haben viele Bewohner, die schon sehr lange in einer Einrichtung wohnen und keine Familienanbindung mehr haben – entweder weil die Angehörigen verstorben sind oder weil sie keinen Kontakt mehr zu ihnen haben“, erklärt Reinald Kratzsch. Das trifft auch auf Carola zu. Sie lebt bereits seit 25 Jahren im Wohnheim in Haldensleben und wird dort auch die Feiertage verbringen.

Reinald Kratzsch hat an Heiligabend Spätdienst und wird bei der Geschenkübergabe am Nachmittag dabei sein. „Im September haben wir angefangen und eine Wunschliste gemacht“, sagt er.

Drei Bewohner zusätzlich

Bewohner Udo hat sich zum Beispiel einen Landschaftskalender und ein Buch gewünscht, Ingo ebenfalls einen Kalender. Besorgt und eingepackt werden die Geschenke von den Betreuern, bezahlt von den Bewohnern selbst.

Der Weihnachtsmann verteilt  die Geschenke an die Bewohner.
Der Weihnachtsmann verteilt die Geschenke an die Bewohner.
Foto: Wohnheim

Am Vormittag bereitet diesmal Gruppenleiterin Lina Adlung gemeinsam mit Bewohnern das Mittagessen vor. Ganz klassisch soll es Kartoffelsalat und Würstchen geben. Bewohnerin Carola will wie immer dabei helfen, die Zwiebeln zu schnippeln. Alle Dagebliebenen speisen zusammen im großen Tagesraum. Anschließend wird der Weihnachtsbaum geschmückt.

Gegen 16 Uhr ist es dann endlich soweit: Der Weihnachtsmann kommt und verteilt die Geschenke. Viele Bewohner tragen dann gern ein Gedicht vor. „Aber nicht schon wieder ,Lieber, guter Weihnachtsmann’“, sagt Teamleiter Reinald Kratzsch scherzend zu Udo. Mit dabei habe der Weihnachtsmann auch sein großes „Buch des Wohnheims“. Darin finde sich so manche Anekdote über die Bewohner wieder. In diesem Jahr singt und musiziert zudem auch wieder Hausmeister Wolfgang Gnilke mit seiner Frau und seinem Sohn für die Bewohner. „Es ist eine besondere Zeit und ein besonderer Tag, das merkt man hier. Ich habe auch noch kein einziges Jahr erlebt, in dem es schwierig war, für Heiligabend den Dienstplan zu füllen“, sagt Reinald Kratzsch. Bis 18Uhr sind zwei Kollegen vor Ort, bis 22 Uhr ist der Spätdienst da und anschließend übernimmt die Nachtwache.

Ingo ist einer der wenigen Bewohner, die zu Weihnachten auch die Familie besuchen. Er ist am Nachmittag bei seiner Schwester. Mehr als dreiviertel der Bewohner bleiben aber an Weihnachten im Wohnheim. „Wir nehmen auch noch drei Bewohner aus dem ambulant betreuten Wohnen auf, die keinen haben“, sagt Reinald Kratzsch. Nach der großen Bescherung an Heiligabend geht es an den beiden Weihnachtsfeiertagen dann ruhiger zu. Es werde geschlemmt und entspannt, erzählt Reinald Kratzsch.