Bestatter in Bülstringen Wo der Tod zum Leben gehört
Was für viele Menschen ein Tabuthema ist, ist für einen 27-Jährigen Alltag. Lukas Marsch eröffnet in seinem Heimatort ein Bestattungshaus und bietet dort Beratung an.

Bülstringen/Haldensleben - In großen Buchstaben blitzt der Name „Trauer Marsch“ am neuen Bestattungshauses an der Hauptstraße in Bülstringen. Lukas Marsch ist Inhaber des Bestattungsunternehmens Steighardt aus Wefensleben und öffnet einen zweiten Standort in Bülstringen. Vor fast drei Jahren hat er den Stammbetrieb in der Verbandsgemeinde Obere Aller übernommen.
Zum morgigen Totensonntag sollen die Räumlichkeiten offiziell eröffnet werden, gearbeitet wird aber schon länger in Bülstringen. Vor Ort sind die Leichenwagen stationiert sowie ein Kühlraum zur Aufbewahrung der Verstorbenen. Für den Betrieb in seinem Wohnort brauchte er einen Namen, der den Anwohnern vertraut ist. So entstand der Arbeitstitel Trauer Marsch und blieb es auch. „Es gibt ja nichts Passenderes, als den eigenen Namen so zu nutzen“, sagt Lukas Marsch. Seit einem Jahr ist er Vertragsbestatter der Stadt Haldensleben.
Quereinstieg mit Erfolg
Dass er irgendwann Inhaber eines Bestattungsbetriebs wird, hätte er nach dem Abitur nicht für möglich gehalten: „Ich wollte eigentlich nie selbstständig werden und etwas Soziales machen. Das jetzt hätte ich mir nicht erträumen können.“ 2018 begann Lukas Marsch seine Bestatterlaufbahn, nachdem er sein Lehramtsstudium für Informatik und Physik an den Nagel gehängt hat. Er wollte den Menschen mehr bieten, als es in einer angestellten Position möglich war. Und durch seine Familie war ihm der Berufszweig mit dem Tod vertraut – sein Großvater und sein Onkel arbeiteten aus der Branche.
In seinem Betrieb beschäftigt er derzeit drei Vollzeitkräfte und einige nebenberuflich. Unter ihnen ist der 65-jährige Ulrich Petrat, der seit zweieinhalb Jahren Bestatter ist. „Wenn ich gewusst hätte, dass der Job so cool ist, hätte ich es schon früher gemacht“, so der Quereinsteiger. Empathie, Zuverlässigkeit und Einfühlungsvermögen sei für den jungen Bestatter äußerst wichtig. Immer wieder interessieren sich junge Menschen für den Bestatterberuf. Bisher haben sich ausschließlich Mädchen für ein Praktikum bei ihm beworben, um die Leichen für eine Aufbahrung aufzuhübschen. Oft muss Lukas Marsch die Mädchen aber enttäuschen. Denn Internet-Stars würden teilweise ein falsches Bild des Berufes darstellen. „Mein Berufsalltag besteht zum Großteil aus Autofahren“, klärt er auf. Die eigentliche Arbeit am Verstorbenen mache nur einen kleinen Teil aus. Sein Fokus liegt auf der Beratung der Familien und der Trauerbegleitung. Ihm ist es wichtig, dass die Angehörigen ihn sehen und jederzeit ansprechen können.
Moderne Ausstattung
In dem Bestattungshaus stehen Räume zur Beratung und zum Abschiednehmen zur Verfügung. Auf den Beerdigungen können Bildershows gezeigt oder selbst ausgewählte Musik abgespielt werden. „Wir können einfach, aber auch pompös. Wir sind technisch gut ausgestattet und haben viel neu angeschafft“, so der Inhaber. Für seine Kunden ist er zu jeder Tages- und Nachtzeit erreichbar. Anders könne man den Beruf nicht richtig ausüben, erklärt Lukas Marsch.
In seinem Beruf ist er oft allein unterwegs. Daher sucht er einen Ausgleich zum Job und verbringt seine freie Zeit gesellig unter Menschen. Zudem spielt er Orgel in der Kirche. Und in diesem Jahr habe er sich das erste Mal nach vier Jahren Urlaub gegönnt.