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Raubtier
 
Erneut Wolfsangriff in Sachsen-Anhalt – Zwölf Schafe in Haldensleben getötet und verschleppt

Sieben Tiere wurden getötet und fünf sind verschwunden. Der Besitzer ist traurig und verärgert, weil innerhalb einer Nacht viel Arbeit zunichte gemacht wurde.

Von Theresa Schiffl Aktualisiert: 15.4.2021, 08:37

Haldensleben. Es war kein guter Morgen für Daniel König, als er am Wochenende feststellen musste, dass ein Wolf trotz Zäunen zu seinen Schafen am Reiterhof seiner Eltern an der Bülstringer Straße hineingekommen war. Sein Vater, der gleich neben der Weide wohnt, habe eines der toten Lämmer morgens auf der Wiese entdeckt. Viel übrig gelassen hat der Wolf von den Tieren nicht und König war am Montag noch damit beschäftigt die letzten Reste einzusammeln. Seine Herde bestand ursprünglich aus einem Bock, 26 Muttertieren, die 29 Lämmer in der jüngsten Zeit zur Welt gebracht hatten. Nun fehlen insgesamt zwölf der Jungtiere: Sieben zerfleischte Lämmer fand der Hobby-Schäfer und von fünf fehlt jede Spur.

Im Gespräch mit Daniel König war ihm noch deutlich der Schock anzumerken. Und auch die Trauer um seine Tiere. Neben dem finanziellen Schaden, sei es auch emotional sehr belastend. „Ich habe in ihre Aufzucht viel Herzblut gesteckt. Als die Lämmer zur Welt gekommen sind, war ich nächtelang bei ihnen im Stall und habe mich über jedes Neugeborene gefreut“, meint er niedergeschlagen. Es sei schwer wenn innerhalb einer Nacht so viel Arbeit zunichte gemacht werde. Und eigentlich will König jetzt ein kleines Nebengewerbe mit seiner Schafherde anmelden.

Verärgerung über Umgang mit den Wölfen

Aber der Hobby-Schäfer ist nicht nur traurig, sondern auch verärgert. Am Sonntag habe er dann gleich das Wolfskompetenzzentrum Iden für ein Gutachten kontaktiert. „Es wurden von jedem Lamm Fotos gemacht, die Anzeichen auf einen Wolfsangriff wie der Kehlbiss wurden überprüft und es wurden DNA-Spuren genommen", erzählt König. Der Gutachter sagte ihm im Anschluss, dass er für die vermissten Tiere keine Entschädigung bekommen werde. Nur Tiere, die gefunden wurden, könnten bei der Schadensmeldung berücksichtigt werden. Pro Tier könne er ungefähr 120 Euro verlangen. Durch den Wolfsangriff entstand ein Schaden von 1440 Euro, wie König erklärt. Und dabei ist die Aufzucht oder auch Tierarztkosten noch nicht miteingerechnet. Von dem Gutachter habe er auch noch den Tipp bekommen, dass er auch seine Pferde und ein Fohlen besser einsperren solle. „Dann kann ich hier alles zu mauern“, meint Daniel König verständnislos.

Was ihm außerdem Sorge bereitet ist, dass der Wolf so nahe an ein Wohnungsgebiet herankam. „Wenn ein Wolf hierher kommt, ist es ihm egal, ob es ein Schaf oder ein Kind ist“, meint er. Ihm wurde gesagt, dass drei Angriffe notwendig seien, bis dieser zum Abschuss freigegeben werden könne. Deshalb würden auch DNA-Spuren genommen. „Aber wie soll das dann konkret ablaufen? Bei einem Wolf kann man ja schlecht einen DNA-Test machen“, sagt König verärgert. Er meint, dass der Wolfsbestand deutlich reguliert werden müsse, da auch die Herden der Landwirte und Hirten verkleinert werden.

So einfach ist es dann doch nicht. Ines Wahl, Dezernentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit vom Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, erklärte schriftlich auf Anfrage der Volksstimme: „Der Wolf ist nach wie vor vom Aussterben bedroht und untersteht dem höchsten europäischen Schutzstatus.“ Um einen Wolf zum Abschuss freizugeben, der nicht von problematischem Verhalten abzubringen sei, sei eine begründete und behördlich genehmigte Ausnahme vom europäischen Artenschutz notwendig. Das müssten jedoch Experten prüfen.

Keine bestätigten Angriffe auf Menschen

Dennoch könne sie beruhigen, dass, seit der Wolf wieder durch Deutschland streift, keine Fälle von Angriffen gegen Menschen bekannt seien. Es sei zwar relativ selten, dass sich die Tiere in bewohnte Gebiete begeben, aber es könne vorkommen. „Da die Tiere nicht wissen, dass auf der eingeschlagenen Strecke eine Ortschaft liegt, kann es passieren, dass sie sich in einen Ort verlaufen“, erklärt Wahl.

Und wie verhält man sich, wenn es zu einem Treffen mit dem Wildtier kommt? „Im Fall einer Begegnung sollten Fußgänger nicht auf den Wolf zugehen, ihn weder anlocken noch füttern“, so Wahl. „Wenn man sich unwohl fühlt oder Angst hat, kann man auch in die Hände klatschen oder das Tier laut ansprechen“, ergänzt sie. Sichtungen sollten auch unbedingt mit einem Foto dem Wolfskompetenzzentrum Iden gemeldet werden.