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Betrug Kaufhalle Sandau bleibt weiter zu

Seit März 2011 ist die Sandauer Kaufhalle geschlossen. Das wird sie wohl auch bleiben: Ein potentieller Betreiber wurde betrogen.

Von Ingo Freihorst 07.04.2018, 01:01

Wulkau/Sandau l Die Sandauer haben einfach kein Glück mit ihrer alten Kaufhalle. Nach der Schließung durch die PUG-Genossenschaft im März 2011 gab es die Initiative, hier einen Bürgerladen einzurichten – mit Poststelle, Café und als Treffpunkt. Doch fanden sich in der Elbestadt nicht genügend Unterstützer der dazu nötigen Genossenschaft.

Im Vorjahr hatte es einen neuen Anlauf eines privaten Betreibers geben. Fleischermeister Wolfgang Damer aus dem Nachbarort Wulkau, welcher dort Räucherfisch und Fleischwaren verkauft, wollte in der Kaufhalle nach einem Umbau Lebensmittel anbieten, seine Frau sollte einen Frisörladen eröffnen. Der Wulkauer hatte sogar schon eine Lizenz von Lotto-Toto.

Weil er das nötige Geld nicht alleine aufbringen konnte, kooperierte Wolfgang Damer mit einer Geschäftspartnerin aus einem Havelberger Ortsteil. Sie hatte sich ihm als Unterstützerin bei Unternehmensgründungen vorgestellt, da sie sich gut in dem Metier auskenne. Sie selbst wollte in der Halle ein Eiscafé eröffnen und alles Nötige in die Wege leiten: Kredite aufnehmen, die Firmenanmeldung erledigen...

Wolfgang Damer hatte im Vorjahr sogar schon Handwerker geordert, als der Schwindel nach und nach aufflog. Denn die zugesagten Kredite hatte die Frau gar nicht erst beantragt – sie wären ihr auch gar nicht gewährt worden, da sie bereits hoch verschuldet war. Auch die Firmenanmeldung war unterblieben.

„Ich hatte der Frau voll vertraut, sie war sogar zum 80. Geburtstag meines Vaters zu Gast gewesen“, berichtete der Wulkauer, dass er einer Betrügerin aufgesessen war. Wie gerissen die Dame war, musste er laut Recherchen des MDR-Reporters Andreas Müller sogar am eigenen Leibe erfahren: Die Frau hatte ein teures Auto auf seinem Namen gekauft und die Raten nie gezahlt. Es blieb ihm letztendlich nur der Gang vor Gericht – er ist allerdings nur einer von vielen Gläubigern.

Annette H. wurde im Januar wegen mehrfachen Betrugs und Insolvenzverschleppung verurteilt: Als Geschäftsführerin eines Rathenower Pflegedienstes hatte sie ihren Angestellten zudem Gehälter vorenthalten – worüber bereits berichtet wurde.

Jetzt bemüht sich die Stadt Sandau um den Erwerb der Halle, wobei laut Bürgermeister Henry Wagner auch der Abriss eine Option ist. Auch ist das Areal mit im Fördergebiet für die Rathaussanierung.

Wolfgang Damer backt jetzt sicherheitshalber kleinere Brötchen und expandiert lieber nach Havelberg: In der Semmelweisstraße will er in einem Verkaufswagen Räucherfisch und Wurstwaren anbieten.