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Arbeitsmarkt Reiche Ernte in den Tafelgärten

Langzeitarbeitslose kümmern sich um zehn Gärten in der Havelberger Sparte „Einigkeit“. Die Akademie Facultas betreut diese Maßnahme.

Von Andrea Schröder 15.09.2017, 01:01

Havelberg l Zucchini, Kürbisse, Zwiebeln, Bohnen und rote Beete liegen gut sortiert in Kisten. An Büschen gelangen Paprikaschoten noch zur vollen Reife. Kohlsorten wachsen noch. Etliche Beete sind bereits auf die nächste Saison vorbereitet. Die Herbstblüher setzen Farbtupfer. Um zehn Gärten des Kleingartenvereins „Einigkeit“ in Havelberg kümmern sich seit März dieses Jahres zwölf Ein-Euro-Jobber. Unter der Prämisse, dass es oft die kleinen Dinge sind, die beim Helfen helfen, hat die Akademie Facultas als gemeinnütziger Träger und Tochtergesellschaft der IBB AG es sich bereits vor fast zwölf Jahren zur Aufgabe gemacht, besonders die Menschen zu unterstützen, die einer individuellen Hilfe und Förderung bedürfen, erklärt Helga Franke, Mitarbeiterin der Facultas.

Wie in Havelberg, bietet die gGmbH auch in Osterburg und Stendal in Zusammenarbeit mit dem Jobcenter Langzeitarbeitslosen über Arbeitsgelegenheiten (AGH) eine sinnvolle Beschäftigung in sogenannten Tafelgärten an. In der Hansestadt hat sie dafür von der „Einigkeit“ zehn brachliegende Gärten für den Anbau gärtnerischer Produkte kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen. Dabei bleiben die Gärten von der Anlage her wie sie sind. Blumenrabatten und Rasen werden gepflegt. Die Beete aber wurden im Frühjahr urbar gemacht und dann bepflanzt.

„Somit können wir mit Beginn der Ernte frische Bioprodukte kostenlos an gemeinnützige Einrichtungen abgeben. Vorrangig erhält in Havelberg die Tafel Obst und Gemüse, was ein Mitarbeiter hier abholt“, berichtet Helga Franke.Ina Rauch aus Seehausen leitet die Frauen und Männer fachlich an. Sie kommt zwar nicht aus dem Gartenbau, hat sich im Laufe der Jahre aber viel Wissen angeeignet.

Genauso wie die Ein-Euro-Jobber freut sie sich über die reiche Ernte, die bereits gemacht wurde. Und es kommt ja noch einiges hinzu, denn Kartoffeln, Zucchini, Zwiebeln und Kohlrabi etwa werden weiterhin geerntet. Die Bilanz bisher kann sich sehen lassen. Geerntet wurden in diesem Jahr zum Beispiel schon fast zehn Kilogramm rote und schwarze Johannisbeeren, 143 Stück Kopfsalat, 169 Zucchini, 90 Kohlrabi, 127 Kilo grüne und gelbe Bohnen, 50 Kilo Kartoffeln, 60 Kilogramm Rote Beete, 130 Kilogramm Gurken, drei Kisten Radieschen und 15 Kilo Tomaten. Petersilie, Dill, Bohnenkraut und Maggikraut wurden ebenso geerntet wie auch Möhren und Erbsen. „Die Arbeit macht Spaß und erfüllt uns alle mit Stolz“, sagt Ina Rauch.

Diese AGH trägt dazu bei, dass sich die Teilnehmer, die täglich vier bis sechs Stunden tätig sind, gebraucht fühlen und soziale Kontakte haben. „Sie erwerben Schlüsselqualifikationen, gehen einer sinnvollen Tätigkeit nach und bauen mit Unterstützung der Sozialpädagogen eine geregelte Tagesstruktur auf“, nennt Helga Franke die Ziele der Maßnahme. Zugleich wird damit erreicht, dass nicht bewirtschaftete Parzellen in den Gartenanlagen nicht mehr verwildern, sondern gepflegt werden und ordentlich aussehen. Somit sind die Anlagen weiter als grüne Oasen zur Erholung nutzbar. „Die Gartenfreunde freuen sich, dass wir hier sind und unterstützen uns auch. So haben wir zum Beispiel Tomaten- und Paprikapflanzen geschenkt bekommen“, erzählt Ina Rauch.

Das Gartenjahr neigt sich nun langsam dem Ende entgegen. Bis 31. Oktober werden die Gärten winterfest gemacht und für die neue Saison vorbereitet. Helga Franke hofft, dass diese AGH-Maßnahme auch für das kommende Jahr wieder genehmigt wird. „Seit 2006 stellen die Jobcenter im Landkreis Stendal finanzielle Mittel für die Arbeitsgelegenheiten in den Tafelgärten zur Verfügung.“

In einer Gartenanlage darf bei aller Arbeit die Gemütlichkeit natürlich nicht fehlen. Deshalb setzen sich die Frauen und Männer auch mal zum Grillen zusammen. Zum Saisonende bekommen sie auch eine Grillrunde von der Gartensparte spendiert.