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Altstadt Er kümmert sich ums Quartier

Das öffentliche Leben vor allem in der Altstadt voranzubringen, ist die Aufgabe von Quartiermanager Eric Bengsch.

Von Andrea Schröder 04.03.2020, 00:01

Havelberg l Er gehört zu denen, die aus der Heimatregion weggegangen sind und sich entschieden haben, wieder zurückzukommen. Vielleicht ein entscheidender Fakt für die Arbeit als Quartiermanager. Schließlich ist eines seiner Ziele, Menschen für ein Leben und/oder Arbeiten in der (Alt-) Stadt zu begeistern. Eric Bengsch hat die Stelle des Quartiermanagers bekommen und fuchst sich seit Januar in diese Arbeit ein. Seine Aufgabenliste ist lang. Doch hat er sich als einen Schwerpunkt gleich am Anfang vorgenommen, etwas gegen den Leerstand auf der Stadtinsel zu unternehmen.

Auf diesem Altstadtbereich liegt das Hauptaugenmerk des 33-Jährigen, der in Molkenberg aufgewachsen ist und in Havelberg sein Abitur gemacht hat. „Wir haben auf der Stadtinsel erheblichen Leerstand. Ich will mit dazu beitragen, möglichst eine Nachnutzung zu finden“, sagt der junge Mann im Gespräch mit der Volksstimme. Er ist kein Makler, will keine Häuser verkaufen.

Vielmehr geht es darum, mit den Eigentümern Kontakt aufzunehmen und mit ihnen über Nutzungsmöglichkeiten zu sprechen. Die Prämisse liegt zunächst auf der Langen Straße und der Steinstraße als stadtbildprägende Straßen mit viel Leerstand. Er hat die ersten Wochen für eine Bestandsaufnahme genutzt. Zudem steht er mit Kämmerin Petra Jonschkowski und Liegenschaftsmitarbeiter Gerd Müller im Kontakt, um Fragen zu einzelnen Grundstücken zu klären.

Am liebsten wäre ihm das persönliche Gespräch mit den Eigentümern direkt vor Ort, doch wo das nicht geht, versucht er es per Telefon oder per Post. Entsprechende Anschreiben gehen dieser Tage raus. Er möchte die Vorstellungen der Eigentümer kennenlernen und, wenn gewünscht, Hilfestellung geben. Etwa den Kontakt zu Maklern, Architekten, Baufirmen oder Denkmalschutz herstellen. Möglicherweise auch Förderwege aufzeigen. Eine enge Zusammenarbeit gibt es mit dem Sanierungsträger BIG Städtebau, der jetzt übrigens DSK-BIG Projekt- und Stadtentwicklung heißt.

„Ich möchte Schnittstelle sein zwischen Eigentümern und Interessenten. Dabei werde ich aktiv auf die Eigentümer zugehen und mit ihnen über die Möglichkeiten in Bezug auf ihre Immobilien sprechen. Dass alles verfällt, ist nicht das Ziel!“ Es gibt bereits verschiedene Programme, die man anzapfen und noch besser nutzen kann, um mit der Stadtentwicklung voranzukommen. Grüne Wiese Altmark und das Leerstandsmanagement als Zusammenschluss mehrerer Kommunen sind nur zwei Beispiele dafür.

Doch nicht nur dem Leerstand will sich der Quartiermanager widmen. Er wird Ansprechpartner für Einwohner und Gewerbetreibende sein, sagt Sebastian Horn, Geschäftsführer der Stadtwerke Havelberg, die die Ausschreibung der geförderten Stelle des Quartiermanagers durch die Stadt gewonnen haben. Eric Bengsch will dafür sorgen, dass Menschen mehr miteinander ins Gespräch kommen – immer mit dem Ziel, die Stadt voranzubringen. Auch Vereine und Institutionen wird er ansprechen.

Ein weiteres Thema ist das Standortmarketing: Havelberg bekannt zu machen als guten Ort zum Wohnen und zum Arbeiten. „Die Zuzüge in den vergangenen Jahren zeigen doch, dass Havelberg nicht uninteressant ist. Potenzial ist vorhanden, wir müssen uns nur bemerkbar machen und Wohnraum schaffen, der gewünscht ist“, spricht Sebastian Horn die Erfahrungen der beiden großen Havelberger Wohnungsanbieter an, die sie mit einer ersten Werbung in Berlin für Wohnraum in Havelberg gemacht haben.

Es gab Resonanzen. Allerdings passt der vorhandene Wohnraum oft nicht zu den Wünschen nach zum Beispiel einer Wohnung mit Balkon und Gartengrundstück. Zum Standortmarketing gehört aber auch, freie Arbeitsplätze anzubieten. „Deshalb spricht der Quartiermanager Arbeitgeber an, welche Stellen sie frei haben. Wer etwas hat, kann sich gern bei uns melden“, so Sebastian Horn.

Eric Bengsch ist mit einer halben Stelle für zwei Jahre als Quartiermanager bei den Stadtwerken angestellt, zur anderen Hälfte arbeitet er sich in die Wohnungsimmobilienwirtschaft der städtischen Tochter ein. Er kehrt aus Berlin nach Havelberg zurück. Nach dem Abitur hatte es ihn zunächst im Rahmen der Ausbildung zum Industriekaufmann nach Bremen und anschließend nach Berlin zum dualen Studium der Betriebswirtschaft verschlagen. Nach 14 Jahren Großstadterfahrung freut er sich nun auf eine neue Arbeit – und die Natur und die Ruhe, die ihm seine alte Heimat bietet. Er steht als Beispiel dafür, dass es gelingen kann, junge Fachkräfte zurückzuholen.

Für seine Aufgaben als Quartiermanager hat er Anfang Februar einen Zertifikatslehrgang bei der IHK in Hannover absolviert und sich vorgenommen, mit anderen Quartier- oder Stadtteilmanagern Erfahrungen auszutauschen. „Es gibt viele Städte, die einen solchen Mitarbeiter haben“, so Eric Bengsch. Im Bau- und Wirtschaftsausschuss hat er sich bereits vorgestellt. Denn: Für ein gutes Gelingen seiner Arbeit ist er dankbar für Hinweise und Anregungen. Impulsgeber und Multiplikator zu sein und Menschen, die sich für die Stadt engagieren wollen, zusammenzubringen, ist das Ziel des Quartiermanagers. Er setzt auf den in der Werbung bekannten AIDA-Effekt, der für Aufmerksamkeit, Interesse, Wunsch und Aktion steht, und auf positive Dominoeffekte. Ein Stein darin ist er selbst. Als Rückkehrer in seine Heimatregion.