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Ausstellung Museum erinnert an Reformator

Matthäus Ludecus war der Martin Luther Havelbergs. Er hat die Reformation in die Stadt gebracht. Das Prignitz-Museum erinnert an ihn.

Von Andrea Schröder 26.10.2017, 20:18

Havelberg l Er hat als Domdechant die Reformation am Havelberger Dom vollzogen, hat mit seiner „Missale Havelbergense“ auch den weihnachtlichen Quempas für die Nachwelt erhalten und ihn übersetzt, er hat Stiftungen gegründet und weiteres Gutes getan: Matthäus Ludecus. Er wurde am 21. September 1517 in Bad Wilsnack geboren und starb am 12. November 1606 in Havelberg. Im Jahr des Reformationsjubiläums hat das Prignitz-Museum ihm eine kleine, aber feine Kabinettausstellung gewidmet. Darin ist viel über ihn und seine Familie zu erfahren. Ein Besuch lohnt sich für alle Geschichtsfreunde.

Gezeigt wird unter anderem das Havelberger Messbuch, mit dem Matthäus Ludecus die Messordnung für das Kirchenjahr, Gebete, liturgische Handlungen und biblische Schriftlesungen für den Dom regelte. Aufgeschlagen ist in der Vitrine eine Seite des Wechselgesanges zu Weihnachten: der Quempas. Er wird noch heute in Sandau an Heiligabend gesungen. Unter der lateinischen Zeile ist jeweils die deutsche Übersetzung von Ludecus zu lesen. Das Buch stammt aus dem Museumsbestand und der Förderverein will es anlässlich des 500. Geburtstages des Havelberger Reformators in diesem Jahr zum Weihnachtsspendenobjekt machen. Denn das Buch hat dringend eine Restaurierung nötig, berichtet Museologin Antje Reichel.

In Kopie liegt Ludecus Buch über das Wilsnacker Wunderblut vor und Besucher können darin blättern. Zu sehen ist auch ein Wappenstein mit der Jahreszahl 1570 von dem Haus in Perleberg, das der Domdechant dort gekauft hatte und umbauen ließ. Seine Frau Anna Daniels stammte aus der Stadt. Der Stein ist eine Leihgabe des Museums Perleberg. Eine weitere Leihgabe stammt vom Domstiftsarchiv Brandenburg und zeigt die Urkunde über eine Stiftung, mit der Ludecus mittellose Perleberger Bürgersöhne unterstützte. Ausgestellt sind auch die Siegelstempel des Havelberger Domkapitels.

Sehenswert zudem die Fotografie des Andachtsbildes für Matthäus Ludecus, zumal das Original im Dom derzeit nicht betrachtet werden kann. Die Kulturstiftung Sachsen-Anhalt – besser bekannt als Stiftung Dome und Schlösser, wie sie bis März dieses Jahres hieß – gönnt dem Reformator zu seinem Jubiläum eine Frischekur. Das Bild, das ein unbekannter Maler fertigte, wurde Anfang Oktober abgeholt und befindet sich bei einer Restauratorin in Erfurt, berichtet Ralf Lindemann, Bauleiter der Stiftung. Konservierungs- und Reinigungsarbeiten sind vorgesehen und der Rahmen muss stabilisiert werden.

6700 Euro sind dafür eingeplant. Das Bild, das bisher auf einem Epitaph der Marienkapelle stand, soll künftig unweit davon an der Wand befestigt werden.

Die Kulturstiftung hat seit dem letzten Jahr auch umfangreiche Sanierungsarbeiten im Westflügel der früheren Klosteranlage am Dom vornehmen lassen. Die sind so gut wie beendet, einige Formalitäten sind noch zu klären, sagt Ralf Lindemann.

Für das Prignitz-Museum hatten die Arbeiten Verzicht auf den Eingangsbereich und den Ausstellungsraum zur Siedlungsgeschichte bedeutet. Es sind noch einige brandschutztechnische Dinge zu erledigen, berichtet die Leiterin des Schulverwaltungs- und Kulturamtes im Landkreis Stendal, Ulrike Bergmann aus Volksstimme-Nachfrage. Sie geht davon aus, dass der Eingangsbereich so bald wie möglich wieder zurückverlegt werden kann. Für die Ausstellung rechnet sie mit einer Übergangslösung. Um sie neu zu gestalten, sind Fördergelder erforderlich.