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Debatte Noch immer keine Katzensatzung

Seit langem wünschen sich Tierschützer in Havelberg eine Katzensatzung als Handhabe bei frei herumlaufenden Katzen.

Von Andrea Schröder 15.09.2017, 15:36

Havelberg l Jeden Abend geht Hartmut Pohl in seinen Garten am Schmokenberg in Havelberg und füttert derzeit sieben Katzen. Sie sind Streuner. Wild geboren. Morgens füttert Familie Bauer die Vierbeiner. Beide Familien teilen sich die Aufgabe, die sie freiwillig übernommen haben, weil sie ein Herz für die Tiere haben. Felix, Morle, Pluto, Hektor, Minka und Co. wissen genau, wann es Futter gibt. Hartmut Pohl kümmert sich auch darum, dass sie entwurmt werden und Flohmittel bekommen. Kastriert sind sie schon lange.

Seit rund fünf Jahren geht das so. In einem Wohnhaus am Schmokenberg lebte ein älteres Ehepaar. Nachdem es gestorben war, waren die Katzen allein. Sie vermehrten sich, immer wieder gab es junge Katzen. Margit Lemke sprach ihn an, sie wohnt in der Wilsnacker Straße. Dort praktiziert auch Tierärztin Dr. Christine Bartels. Sie fangen streunende Katzen ein, kümmern sich um das Kastrieren. Denn sie wissen: Kommen immer wieder neue Katzen dazu, wird die Population unkontrollierbar. Doch trotz der unermüdlichen Bemühungen, sich um wilde Katzen zu kümmern, gibt es immer wieder neuen Nachwuchs. Weil es immer noch Leute gibt, die ihre Katzen frei herumlaufen lassen, obwohl sie nicht kastriert sind, und sich nicht um die Jungen kümmern.

Hartmut Pohl und Margit Lemke rechnen schon wieder mit einem Wurf junger Katzen, der im Oktober bei Pohls im Garten von der Mutter versteckt wird. „Das muss eine Katze sein, die jemandem gehört, aber ihre Jungen bei Pohls versteckt. Sie sehen alle gleich aus. Interessant ist, dass sich die wilden Katzen offensichtlich um das Wärmen der Jungen kümmern und die Mutter nur zum Säugen kommt“, berichtet Margit Lemke.

Sie kümmert sich zu Hause um die frei geborenen Katzen. Dafür hat sie ein extra Katzenstübchen eingerichtet. „Ich ziehe sie auf, füttere sie, kümmere mich um die tierärztliche Versorgung, mache sie handzahm und vermittle sie.“ Lemke. Alle drei arbeiten dabei gut zusammen. Auch Holger Schulz aus Wöplitz liegt das Tierwohl am Herzen und unterstützt die Gruppe. „Wir sind private Leute und machen das aus tiefster Überzeugung. Dass es nicht noch mehr wilde Katzen gibt, ist unser Verdienst“, sagt Margit Lemke. Dass sie zeitlich gebunden sind, wenn sie mehrfach am Tag die Katzen füttern, und ihr privates Geld dafür einsetzen, damit es den Katzen gut geht, sie nicht verwildern und aufgrund von Hunger ungezählte Vögel fressen und wegen Krankheiten zur Gefahr werden, nehmen sie in Kauf. Dass sie aber keinerlei Unterstützung durch eine Handhabung per Katzensatzung bekommen, dafür haben sie kein Verständnis.

Im Ausschuss für Ordnung, Umwelt und Tourismus lag am Dienstagabend der Entwurf für eine Verordnung über die Kennzeichnungs- und Kastrationspflicht von Katzen vor. Im November 2014 hatte Ausschussmitglied Ursula Rensmann das Thema erstmals eingebracht. Im September 2016 wurde nach nochmaliger Diskussion entschieden, dass eine Katzensatzung auf den Weg gebracht werden soll. Anfang dieses Jahres gab es diesen Entwurf. Es wurde wieder heftig diskutiert und eine Überarbeitung beauftragt. Nun liegt eine kurze und knappe Verordnung vor, die sich an der Katzenverordnung der Partnerstadt Verden orientiert. Es wurde wieder heftig diskutiert. Und keine Entscheidung getroffen.

„Wir haben die Satzung überarbeitet, alle Bedenken rausgenommen. Auch die Ortschaften sind raus und die Pflicht zur Kennzeichnung mit Chip. Die Verordnung stärkt die Position der Menschen, die sich um die Katzen kümmern“, sagte Ursula Rensmann. Ordnungsamtsleiter André Gerdel meldete seine Bedenken an ob der Tatsache, dass die Stadt eine Gefahrenabwehrverordnung erlassen kann, Tierschutz dagegen sei Sache des Landes beziehungsweise Landkreises. „Die Frage, die sich mir stellt, ist, geht von den Katzen wirklich eine Gefahr aus? Haben wir Krankheiten, die sich ausbreiten? Natürlich ist eine abstrakte Gefahr möglich. Im vergangenen Jahr wurden durch die Tierschützer rund 50 Katzen kastriert. Aber liegt das wirklich im Bereich der Gefahrenabwehr?“

„Wenn unsere freiwilligen Helfer nicht mehr helfen, haben wir die Gefahr“, sagte Ursula Rensmann. Es gab etliches an Für und Wider zur Verordnung in der Sitzung. Etliche Mitglieder sprachen den Tierschützern ihre Hochachtung aus. Letztendlich schlug Ausschussvorsitzender Norbert Schulz vor, einen Weg zu finden, wie die ehrenamtliche Gruppe durch die Stadt, aber auch durch Bürger unterstützt werden kann. Etwa durch Spenden für Kastrationen und fürs Füttern.

Holger Schulz, der die Sitzung als Gast verfolgte, hofft, dass es doch noch zu einer Verordnung kommt. Um denjenigen den Rücken zu stärken, die sich für das Wohl der Katzen einsetzen und manchmal dafür auch Anfeindungen ausgesetzt sind.