93-Jähriger kann es nicht lassen

Havelberg l Jugendzentrum, Modellsportzentrum, die Hansestadt und die Volksstimme hatten es organisiert. Für ideale äußere Bedingungen sorgten Sonnenschein, sommerliche Temperaturen und guter Wind. „Ich wette, dass wir in diesem Jahr die Zahl von 100 Drachen wieder überbieten werden“, hatte Rolf Müller, der Leiter des Havelberger Jugendzentrums, zur Eröffnung gesagt. Und am Ende sollte er seine Wette knapp gewinnen. Denn insgesamt 103 Drachen wurden an der Anmeldung registriert. Für jeden davon erhielten die Besitzer einen Losabschnitt für die spätere Verlosung der Fahrten in den Filmpark Babelsberg und der Überraschungstüten der Volksstimme.

Allein 20 selbstgebaute Drachen hatte ein Stammgast mitgebracht: Herbert Kramp aus Osterburg. Es sind die letzten von über 100 Drachen, die der Senior einst zusammengebastelt hat. „Ich werde im Januar 94 Jahre alt, da kann ich mich diesem Hobby nicht mehr so wie früher widmen“, erzählte er. Eigentlich hatte er schon vor drei Jahren gesagt, dass das aus Altersgründen sein letzter Besuch bei einem Havelberger Drachenfest sein würde, „doch ich kann es einfach nicht lassen“, schmunzelte er. „Und außerdem ist heute das Wetter so schön.“ Von Osterburg mit ins Havelberger Modellsportzentrum gefahren waren seine Zwillingssöhne Rolf und Dieter Kramp, die dann, mit anfänglicher Mühe, auch Drachen steigen ließen. „Das Problem heute ist, die Drachen nach oben zu bekommen“, schätzte der Senior beim Zuschauen ein. „Hier unten ist der Wind nicht ganz zu gut. Aber wenn die Drachen erst einmal oben sind, dann bleiben sie dort auch.“ Und so stieg einer von Herbert Kramps Eigenbauten mit langer Leine auch auf gut einhundert Meter. Ein anderer, der ihm nicht gehörte, schaffte es sogar auf schätzungsweise 150 bis 180 Meter.

Wie in jedem Jahr, wenn Herbert Kramp in Havelberg ist, zeigte er sich auch am Sonnabend wieder spendabel. Zwei seiner Drachen, die er mitgebracht hatte, stellte er für die Drachenfest-Tombola zur Verfügung. Der siebenjährige Ryan Boldt konnte sich letztlich über den Gewinn freuen.

In den letzten Jahren hatte der Osterburger Senior auch schon einen Teil seiner Drachen dem Havelberger Jugendzentrum überlassen. „Was soll ich jetzt noch damit. Ich bin 93“, kommentierte er vorgestern dazu. „Die 20, die ich dabei habe, sind meine letzten.“ Die Losnummern für seine 20 angemeldeten Drachen brachten ihm am Sonnabend auch Glück. Er gewann gleich drei Überraschungstüten der Havelberger Volksstimme. Herbert Kramp übergab diese dem Havelberger Jugendzentrum. Dieses wird mit den Tüten nun drei Kindern eine Freude bereiten.

Fünf Kinder hatten nach dem Drachenfest am Sonnabend bereits am Sonntag ein weiteres ganz großes Erlebnis. Als Gewinner fuhren sie in den Filmpark nach Babelsberg.