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Christa Zepernick versorgte Kunden Erinnerungen an Molkenberger Dorfkonsum

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 25.10.2012, 03:14

Der Dorfkonsum in Molkenberg war am Dienstag auf dem "Foto von damals" zu sehen. Viele Leser meldeten sich am Volksstimme-Telefon und erzählten von ihren Erinnerungen.

Molkenberg l "Das ist der Molkenberger Konsum mit Christa Zepernick als Verkäuferin", beantwortete Monika Thieke am Dienstagmorgen als erste Anruferin die Frage, wo das Foto entstanden ist. Sie als Schollenerin ist auch ab und zu nach Molkenberg zum Einkaufen gefahren.

Renate Briese, ebenfalls aus Schollene, freute sich, mit dem Foto an ihre Arbeit erinnert worden zu sein. "Ich war Verkäuferin und musste hin und wieder zur Vertretung nach Molkenberg. In dem kleinen Laden gab es alles, was man brauchte. Morgens die erste Kundin war meist die Kindergärtnerin, die die Zutaten für das Mittagessen eingekauft hat. Brot und Brötchen wurden täglich frisch von der Großbäckerei Genthin angeliefert."

Auch Iris Henningsen aus Warnau war beim Konsum tätig und hat Christa Zepernick auf dem Foto sofort erkannt.

Die Molkenbergerin Waltraut Kose bedauert sehr, dass es den Konsum nicht mehr gibt, "jetzt müssen wir zum Einkaufen nach Rathenow oder Havelberg fahren".

Irmgard Endler aus Havelberg erinnerte sich beim Anblick des Fotos an ihre Arbeit bei Gielke in Havelberg, "da hat Christa Zepernick ihre Ausbildung gemacht. Gleich an ihrem ersten Tag musste sie sich mit uns ins Gewühl des Havelberger Pferdemarktes stürzen, wo der Konsum einen langen Stand hatte."

Samstagvormittags ist Brigitte Rohrschneider von Schollene rüber nach Molkenberg zum Einkaufen gefahren, "dass man bedient wurde, war doch viel persönlicher als in der großen Selbstbedienungskaufhalle. Und Christa Zepernick hatte immer Zeit für ein Pläuschchen".

Ganz besondere Erinnerungen hat Michaela Ecke an den Konsum. Denn der ist heute das Wohnzimmer ihrer Omi Irmgard. "Meine Großeltern hatten früher auf der linken Seite des Hauses gewohnt. Als der Konsum nach der Wende schloss, wurde der Verkaufs- zum Wohnraum. Ich bin als Kind mit meiner Mutti oder auch allein mit dem Zettel in der Hand zum Einkaufen gegangen. Wenn es Apfelsinen auf Zuteilung gab, hat Frau Zepernick mir meist ein, zwei mehr in den Beutel getan. Und wenn ich Sauerkraut aus dem Fass kaufen musste, hat sie etwas mehr abgefüllt, weil sie wusste, dass ich auf dem Heimweg davon nasche. Meine Mutti hat morgens, wenn sie mit dem Arbeiterbus nach Rathenow gefahren ist, öfters mal den Beutel mit Zettel an die Wohnungstür von Frau Zepernick gehängt. Wenn sie abends nach Hause kam, war der Beutel schon fertig gepackt."

Die Wulkauerin Marlies Eilers hatte bis 1971 in Molkenberg gelebt und erinnert sich noch gut an den Konsum und vor allem an Christa Zerpernick, "wir waren fast Nachbarn".

Zusammen zur Schule gegangen ist Helga Matthias aus Kamern (sie stammt aus Ferchels) mit Christa Zepernick, "das waren schöne Zeiten!"

An die erinnert sich auch Hans-Henning Schulze aus Molkenberg. Der Senior ist sehr gern zum Einkaufen gegangen, "man traf immer jemanden zum Plaudern und Frau Zerpernick hat versucht, unsere Einkaufswünsche zu erfüllen".

"Mit gerade mal 19 Jahren habe ich den Konsum übernommen, in dem schon meine Mutti arbeitete."

Christa Zepernick

Sich selbst als junge Frau vor 40 Jahren in der Zeitung zu sehen, hat Christa Zepernick überrascht und gefreut. "Es waren schöne Zeiten! Meine Mutti Hedwig Wischer hatte den Konsum geführt. Eine Zeitlang hat hier auch Lydia Langerwisch gearbeitet, bevor sie Sekretärin bei der LPG wurde. Ich bekam schon als Kind die Arbeit hautnah mit und für mich stand früh fest, dass ich Verkäuferin werde. Ich habe 1963 in Havelberg meine Ausbildung begonnen. Zwei Jahre später, kurz vor dem Abschluss, fragte man mich, ob ich den Konsum in meinem Heimatort übernehmen möchte, weil die Verkäuferin Helga Schmücker nach Klietz umzieht. Natürlich habe ich zugesagt." Auf der gegenüberliegenden Straßenseite wohnten Zepernicks, "oft habe ich den Laden auch nach Feierabend oder am Sonntag aufgeschlossen, wenn jemand dringend etwas brauchte oder der LPG bei der Ernte die Getränke ausgegangen waren. Es gab im Laden auch einen kleinen Tisch mit zwei Stühlen. Da hat immer jemand gesessen und geplaudert. Auch die Männer wie Herr Hahn, Herr Stein oder Herr Costrau, die auf den Milchwagen warteten, wenn er Verspätung hatte."

Am 8. April 1991 schloss der Konsum und Christa Zepernick wurde in die Kaufhalle nach Schollene versetzt, "die letzte Ware, die ich nicht verkauft hatte, brachte ich mit dem Wartburg Tourist rüber nach Schollene". Ende 2007 ist Christa Zepernick in Rente gegangen, die Zeit in "ihrem" Konsum bleibt unvergessen.