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Ernte 2018 Desaster auf sandigen Böden

Es ist die schlechteste Ernte seit vielen Jahren, die die Bauern jetzt vom Feld holen.

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 26.07.2018, 15:18

Schollene l Im Elbe-Havel-Land trifft es die Schollener Agrargenossenschaft mit den zumeist leichten, sandigen Böden wohl am härtesten. Die Dürre treibt  den Betrieb an den Rand des finanziellen Ruins. 

Christian Knees versucht, ohne Emotionen von extremer Trockenheit, sehnsüchtigem Warten auf Regen, Totalausfall und leeren Kassen zu erzählen. Doch man ahnt, wie es dem jungen Mann gehen muss in diesen Tagen, in denen eigentlich die Früchte der Arbeit geerntet und der Lohn eingefahren werden sollte. Erst im vergangenen Jahr hat der 29-Jährige zusammen mit zwei Partnern die Anteile der Agrargenossenschaft Peter Asmus übernommen. Der Vorstandsvorsitzende Wilfried Schönig ist nach vielen Arbeitsjahren in Ruhestand gegangen und Christian Knees in seine Fußstapfen getreten. „Wir führen den Betrieb in seinem Sinne weiter“, sagt der ausgebildete Landwirt, der aus Schleswig-Holstein stammt und jetzt im brandenburgischen Bützer unweit von Schollene zu Hause ist. Die Mitarbeiter – aktuell 14 an der Zahl – wurden übernommen.

Und doch will Christian Knees neue Wege gehen, um die Genossenschaft auf gesunde Füße zu stellen. Weil die Milchpreise eingebrochen waren, wurden die Milchkühe wie in vielen anderen Betrieben in ganz Deutschland auch abgeschafft. Aber Kühe gibt es trotzdem: Mutterkühe. Mit dem Verkauf der Nachzucht ist zwar nicht das große Geld zu verdienen, aber Ställe und Weiden werden weiterhin genutzt.

Außerdem eine Investition in die Zukunft: die Umstellung des Betriebes zu „Bio“. Das Verfahren läuft, 2019 wird es die offizielle Zertifizierung geben. Schon jetzt werden nur noch organische Dünger und keine Pflanzenschutzmittel eingesetzt, auch beim Saatgut gibt es scharfe Richtlinien. Gegen Unkraut werden Maschinen eingesetzt, die es jäten. Natürlich ist es aufwendiger und teurer, unter dem Bio-Segel zu produzieren. „Aber die Menschen wollen mehr und mehr gesundes und regional Produziertes kaufen, die Nachfrage steigt“, weiß Christian Knees durch Marktbeobachtungen.

Bio hin oder her – dieses Jahr ist die Ernte so oder so abgehakt. Denn der Regen hat gefehlt, um das Saatgut gedeihen zu lassen. Der letzte Niederschlag ist am 14. April im Schollener Bereich gefallen, dann regnete es erst wieder am 19. Juli – zu spät für das Getreide und den Mais.

50 Hektar Triticale brachten keinen Ertrag, die Gerste wurde gleich umgepflügt und von den 220 Kilo gesäten Lupinen sind gerade mal 100 Kilo geerntet worden – aber nicht für den Verkauf, sondern als Saatgut für 2019. „Wir können noch froh sein, dass die im Frühling georderten Kartoffeln, natürlich auch Bio-Saatgut, nicht lieferbar gewesen sind – auch hier wäre es ein Totalausfall gewesen“, sagt Christian Knees. Von den 350 Hektarn Mais rechnet er mit einem Totalausfall auf rund 200 Hektarn. „Zum Glück war die Ernte 2017 sehr gut, so dass wir noch ein wenig Reserve-Silage haben. Aber es wird trotzdem knapp.“ Und die Silage wird nicht nur als Winterfutter für die Kühe gebraucht, sondern eigentlich sollten damit auch Biogasanlagen beliefert werden, „diese Verträge können wir leider nicht erfüllen“. Wieder Geld, das in der Kasse fehlt. Und noch ein Problem: Das Futter wird knapp. Von den eigentlich zwei oder sogar drei Schnitten Gras gibt es dieses Jahr nur einen. Und der muss den Mutterkuhherden bereits jetzt zugefüttert werden, weil auf den Weiden gar nichts mehr wächst.

Löhne und laufende Kosten sind dennoch zu zahlen. Also muss die Agrargenossenschaft unter neuer Leitung, die noch keine Rücklagen bilden konnte, einen Kredit aufnehmen – „ja, so einen Start wünscht man sich eigentlich anders“.