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Weil der Personennahverkehr nicht ausreicht Erste Mitfahrbank im Bereich Havelberg steht in Nitzow

Ein Ratsmitglied hat im Haveldorf Nitzow die Initiative ergriffen und eine Mitfahrbank organisiert. Bedarf ist vorhanden. Nun muss sich zeigen, wie das Interesse ist.

Von Andrea Schröder 26.11.2024, 18:26
Thomas Ruß, hier mit Tochter Livia, hat die Mitfahrbank in Nitzow initiiert. Kurt Kubat unterstützte ihn. Sie hoffen ebenso wie Sigrun Paries, dass das Angebot angenommen wird. Der Bedarf ist vorhanden.
Thomas Ruß, hier mit Tochter Livia, hat die Mitfahrbank in Nitzow initiiert. Kurt Kubat unterstützte ihn. Sie hoffen ebenso wie Sigrun Paries, dass das Angebot angenommen wird. Der Bedarf ist vorhanden. Foto: Andrea Schröder

Havelberg. - Ein Bus fährt nicht mehr oft von Nitzow nach Havelberg. Der morgens kurz vor sieben ist montags bis freitags im Einsatz, dann gibt es einen um 10.19 Uhr, der in der Schulzeit verkehrt, in den Ferien nur als Rufbus. Gleiches gilt für die Busse um 13.47 und 15.47 Uhr. Um 17.47 Uhr ist noch ein Rufbus möglich. Sonnabends gibt es drei Zeiten für Rufbusse, an Sonn- und Feiertagen fährt gar kein Bus. Insgesamt kein gutes Angebot für den öffentlichen Personennahverkehr, weshalb nun eine Mitfahrbank im Haveldorf steht.

Die Idee gibt es schon länger. Jetzt hat Ortschaftsratsmitglied Thomas Ruß gemeinsam mit seinem Vater, dem ehemaligen Ratsmitglied Kurt Kubat, die Initiative ergriffen, einen entsprechenden Pfeiler und ein Schild angefertigt. In Absprache mit dem Bürgermeister wurde der Platz an der Bushaltestelle Dorfmitte gewählt. Eine richtige Bank gibt es nicht. Aber das Wartehäuschen selbst hat eine Bank beziehungsweise Holzflächen auf den Mauern, die zum Sitzen einladen. Im günstigsten Fall wartet derjenige, der nach Havelberg mitgenommen werden möchte, nicht so lange und kann alsbald in ein Auto einsteigen.

Vorerst nur in eine Richtung

„Die Mitfahrbank bietet den Einwohnern eine innovative Möglichkeit, ihre Fahrten zu organisieren. Das Prinzip einer Mitfahrbank ist einfach und effektiv: Menschen, die in eine bestimmte Richtung reisen möchten, setzen sich auf die Bank und signalisieren damit, dass sie eine Mitfahrgelegenheit suchen. Autofahrer, die vorbeikommen und Platz haben, können anhalten und die Personen mitnehmen“, erklärt Thomas Ruß das Prinzip, dass sich in Deutschland schon mancherorts etabliert hat.

In Nitzow geht es auf diese Weise zunächst einmal Richtung Havelberg. Angesichts des immer mehr eingeschränkten Linienverkehrs mit dem Bus ist die Mitfahrbank eine willkommene Alternative, findet Thomas Ruß. „Anstatt auf Busverbindungen angewiesen zu sein, können die Einwohner von Nitzow nun aktiv nach Mitfahrgelegenheiten suchen und gleichzeitig die Gemeinschaft stärken. Denn die Mitfahrbank fördert nicht nur die Mobilität, sondern auch den Austausch zwischen den Menschen in der Region. Sie ist ein Schritt in die richtige Richtung, um den Herausforderungen des öffentlichen Verkehrs zu begegnen und gleichzeitig umweltfreundliche Fahrgemeinschaften zu unterstützen.“

Schon vor einiger Zeit hatte der Nitzower die Idee im Ortschaftsrat vorgetragen, doch es passierte nichts. Im Zuge des Projektes „Bus sucht Anschluss“, das der Verein „Sachen machen“ aus Havelberg im vorigen Jahr zum Thema ÖPNV gestartet hatte, wurde der Gedanke geboren, wöchentlich Taxifahrten zu organisieren, die die Mobilität vor allem für ältere Menschen erhöhen würde. „Nur darüber zu reden reicht nicht, wir haben das jetzt einfach mal gemacht“, sagt Thomas Ruß. Er ist gespannt, ob die Mitfahrbank angenommen wird. Kurt Kubat sieht Bedarf. Er hat selbst schon Leute mit nach Havelberg genommen, wenn er sie an der Bushaltestelle stehen sah. Auch Sigrun Paries hofft, dass die Mitfahrbank gut ankommt und genutzt wird. Manche, vor allem ältere Leute, haben kein Auto mehr und somit jetzt besser die Möglichkeit, in die Stadt zu kommen.

Erfahrungen deutschlandweit

„Die Frage ist nur noch, wie sie zurückkommen“, sagt die Nitzowerin. Hier sieht Thomas Ruß zunächst einmal die Schulbusse, die mittags und nachmittags fahren, als eine Variante. Denkbar wäre zudem eine Mitfahrbank am besten in der Wilsnacker Straße nahe der Ampelkreuzung. Die Richtung über Toppel und Dahlen nach Nitzow wäre damit eindeutig.

Eine oft gestellte Frage bei Mitfahrbänken ist die nach der Versicherung. „Hier greift die Haftpflichtversicherung“, sagt Thomas Ruß.

Im Internet gibt es einige Berichte aus Gemeinden zur Mitfahrbank. Die Erfahrungen sind unterschiedlich. „Die Vorteile liegen zwar auf der Hand, aber alles steht und fällt damit, wie so eine Mitfahrbank angenommen wird“, lautet zum Beispiel ein Resümee aus Schönebeck. Kurt Kubat kennt ein ganzes Netz von Mitfahrbänken auf dem Darß. Teilweise gibt es im Internet für einige Regionen bereits ein Netzwerk. Wenn die Mitfahrbank ankommt, ist die Erweiterung auch für Nitzow denkbar, so Thomas Ruß.