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Flüchtlingsfamilie Akbaris sehen ihre Zukunft hier

Zwei Jahre nach ihrer Ankunft in Havelberg blickt Familie Akbaris optimistisch in die Zukunft.

Von Andrea Schröder 22.01.2018, 18:16

Havelberg l Seit 6. Januar ist Familie Akbari zu fünft. An diesem Feiertag der Heiligen Drei Könige erblickte Alexander das Licht der Welt. Mit einem Gewicht von 3770 Gramm und einer Länge von 54 Zentimetern wurde er im Stendaler Krankenhaus geboren. Seine Eltern Marziya und Khalil Akbari sind ebenso voller Freude wie seine Schwestern Mahdiya und Mahnaz. Das Jahr 2018 beginnt für die aus Afghanistan stammende Familie noch aus einem anderen Grund freudestimmend: Dieser Tage sollen sie ihre Anerkennung als Flüchtlinge schriftlich erhalten, erfuhren sie beim Besuch in der Ausländerbehörde in Stendal.

Im Februar 2016 waren Marziya und Khalil Akbari mit ihren Kindern nach dem langen Weg der Flucht vom Iran nach Deutschland in Havelberg angekommen. Wie zwei weitere Flüchtlingsfamilien aus Afghanistan und Syrien bekamen sie in der Hansestadt eine Wohnung. Im Pfarrhaus der evangelischen Kirche entstand ein Helferkreis, der unterstützt. Das ist bis heute so geblieben. Zumindest für Akbaris, die anderen beiden Familien wohnen nicht mehr in Havelberg.

Brigitte Strugalla-Voltz und Friedrich Egberink helfen zum Beispiel bei Besuchen in Ämtern und beim Deutschlernen. Der Bildungsverbund Handwerk Altmark (BvH) bot Deutschunterricht an und begleitete auch das Betriebspraktikum von Khalil. Weitere Leute halten den Kontakt, unterstützen, wenn Hilfe benötigt wird.

„Wir haben schon viel geschafft“, sagt der Familienvater und berichtet, dass seine jüngste Tochter Mahnaz (6) im Sommer zur Schule gekommen ist, Mahdiya (7) in der zweiten Klasse sehr gut lernt, er Arbeit gefunden hat und Marziya ihr drittes Kind geboren hat. „Mahdiya bringt viele Einsen mit nach Hause und Mahnaz lernt lesen und schreiben“, erzählt er. Dass nun die Anerkennung als Flüchtlinge endlich passieren soll, macht die Familie glücklich. Denn zunächst war der Status abgelehnt worden.

Zurück in ihre Heimat können Akbaris nicht. Nicht nur, weil sie inzwischen zum christlichen Glauben gewechselt sind und sich taufen lassen haben. Marziya sollte in dem kleinen afghanischen Dorf einen viel älteren Mann heiraten. So hatte ihr Vater es bestimmt. Sie flüchtete mit Khalil in den Iran, wo sie sieben Jahre lang lebten, ihre Töchter bekamen und dann nach Deutschland flohen.

Ihr altes Zuhause ist ein kleines Dorf in der Provinz Ghazni, südlich der Hauptstadt Kabul gelegen. Viele Männer arbeiten im Iran, die Frauen und Kinder leben im Dorf. Getreide etwa zum Brotbacken baut jeder selbst an. Es gibt eine weiter entfernte Schule und eine Koranschule. „Aber die Kinder lernen dort nicht so viel wie hier in der Schule“, zieht Khalil (32) den Vergleich.

Er hatte sich seine Marziya (28) schon ganz früh ausgeguckt, da waren sie noch Kinder. Als die Taliban in ihre Heimatregion kamen, flüchtete seine Familie in den Iran. Er kehrte später wieder zurück. Dann floh er mit Marziya in den Iran. Er vermisst seine Heimat nicht. Bei Marziya ist das anders. Sie fühlt sich oft allein. Mit ihrer Schwester steht sie über Facebook im Kontakt und auch mit bekannten Familien, die in Schleswig-Holstein leben. Aus dem geplanten Praktikum im Kindergarten wurde nichts, weil sie keinen Impfpass hat. Vielleicht gibt es später die Gelegenheit, wenn Alex ein bisschen größer ist. Gern nehmen Akbaris an kirchlichen Veranstaltungen teil, vor allem an den Familiengottesdiensten. Weihnachten haben die Kinder im Krippenspiel mitgespielt.

Khalils Fortschritte in der deutschen Sprache sind enorm. Vor zwei Jahren kannte er nicht ein Wort. Jetzt kann er sich schon gut unterhalten. Neben dem zunächst ehrenamtlich und später beim Bildungsverbund erhaltenen Unterricht hat ihm dabei auch seine Arbeit auf dem Bau geholfen. Und sein emsiges Lernen zu Hause. Sein Arbeitgeber lobt ihn als sehr lernbegierig, fleißig, ehrgeizig, bescheiden und kollegial. Khalil ist froh, als Bauhelfer Arbeit gefunden zu haben. Gern würde er eine Ausbildung machen, wenn das finanziell stemmbar ist. Auch die Winterpause jetzt und vielleicht noch eine Elternzeit möchte er zum Lernen nutzen, um sich auf eine Lehre vorzubereiten. Er freut sich darüber, dass seine Kollegen auch in der Winterpause den Kontakt zu ihm halten. Und auch mit Bernhard Maslow vom BvH besteht weiterhin Kontakt.

„Wir möchten gern in Havelberg bleiben, es gefällt uns gut hier“, sagt Khalil. Er hat seine Töchter mal gefragt, ob sie in eine größere Stadt ziehen wollen. „Sie sagten nein, denn sie müssten sich dann neue Freunde suchen.“