Bundeswehr gewährt Einblicke Havelbiwak: Gut gerüstet in Nitzow
Panzerpioniere aus Havelberg präsentieren auf Übungsplatz ihre Technik und haben Partner hinzu geladen.

Nitzow. - Tausende Besucher haben sich zum Havelbiwak auf dem Wasserübungsplatz der Havelberger Panzerpioniere an der Landesgrenze bei Nitzow eingefunden. Nach zweijähriger Pause warb die Bundeswehr hier wieder um Nachwuchs – und fuhr dabei allerhand Technik auf. Vorführungen eines Brückenschlages, von Panzern und Tauchern gewährten Einblicke in den Aufgabenbereich.
So demonstrierte die dem Havelberger Bataillon unterstellte 5. Kompanie des deutsch-britischen Pionierbrückenbataillons 130 den Bau einer etwa einhundert Meter langen Faltschwimmbrücke über die Havel. Diese in Havelberg genutzte Technik ist deutschlandweit einmalig. Solch eine Brücke wird im Ernstfall erst errichtet, wenn das andere Ufer vom Feind gesäubert ist. Dennoch muss der Bau rasch erfolgen, da solch Bauwerk vom Feind alsbald aufgeklärt werden kann.
Ein Boxer-Radpanzer sicherte das andere Ufer, er wurde auf einer Fünffachfähre übergesetzt. Als erstes Fahrzeug fuhr der 43 Tonnen schwere Pionierpanzer „Dachs“ auf die Brücke, denn zuerst erfolgt immer ein Belastungstest mit dem schwersten Fahrzeug. Danach durften die Besucher, die mit Bussen aus Havelberg herangefahren wurden, die Brücke „entern“.

Wie der „Dachs“ und der Brückenlegepanzer „Biber“ – sozusagen die „Arbeitstiere“ der Panzerpioniere – arbeiten, demonstrierten sie mitten auf dem Platz: Der „Dachs“ hob mit seiner riesigen Schaufel einen Graben aus, der „Biber“ verlegte daneben seine zehn Meter lange Brücke.
In Aktion konnten die Gäste auch den „Büffel“ erleben. Das ist der Bergepanzer, der ebenfalls in Havelberg stationiert ist. Dieser hob mit seinem Kran den 320 PS starken Motor aus einem Transportpanzer „Fuchs“, der dann von den Mechanikern der Instandsetzungsstaffel gewartet wurde. Beim Testen des Motors mussten die Umstehenden Ohrstöpsel tragen.
Trage mit Knopfdruck
Lange Schlangen bildeten sich an mehreren Stellen: Einmal am Ufer, wo die wendigen Motorboote Interessenten zum teils feuchten „Tanz“ auf der Havel einluden. Dann am Rande des Platzes, wo Transportpanzer mit Gästen über die Wiese kurvten oder an der Schaukel für die jüngeren Besucher – hier durfte man in einem Schlauchboot schaukeln. Andrang herrschte aber auch an der Station, wo man einen großen Bagger bedienen konnte.
In Havelberg stationiert ist zudem der erst im Vorjahr angeschaffte Krankentransporter der Sanitätsstaffel. Die Trage wird hier per Knopfdruck ins Fahrzeug befördert, das einen Intensivpatienten transportieren kann. In der Bundeswehr trägt das Fahrzeug das Kürzel „UVT“ – ungeschützter Verwundetentransporter. Mehr Verwundete – nämlich drei – kann ein „Boxer“ aufnehmen.

Zum Reigen der „Bundeswehr-Tiere“ gesellte sich auf dem Platz zudem der „Fennek“. Der leicht gepanzerte Spähwagen dient den Havelberger Pionieren zur Aufklärung und Erkundung. Dazu ist der „Wüstenfuchs“ nahezu geräuschlos und mit Beobachtungs- und Vermessungsgeräten ausgestattet.
Zum Havelberger Bataillon gehören außerdem die Pioniertaucher, solche sind zudem in Minden stationiert.

In Nitzow wurde vor der Unterwassersprengung demonstriert, wie eine Kettensäge im Wasser funktioniert. Diese wird hierbei von Hydraulik angetrieben. Auch Trennschleifer oder Säbelsäge nutzen die Taucher unter Wasser, die Brennschneidfackel kann mit bis zu 4.000 Grad Celsius Stahl durchtrennen. An einem Stand wurde über die Ausrüstung der Taucher informiert. Zu erfahren war unter anderem, dass diese bis zu 90 Kilogramm schwer sein kann. Allein der Pressluft-Metallhelm, mit dem man theoretisch sogar ohne Anzug bis zu 140 Meter tief tauchen könnte, wiegt fünf Kilogramm.
Doch nicht nur allein die Bundeswehr präsentierte sich auf dem Gelände, auch ihre Partner bekamen dazu Gelegenheit. So das Technische Hilfswerk (THW) aus Wittenberge, das mit einem neuen Mehrzweckgerätekraftwagen samt Bootshänger vom Sitz in Cumlosen angerückt war. Diese Fahrzeuge sind mit Rollcontainern bestückt, wodurch das THW flexibler ist. So befinden sich in den Containern Werkzeuge, Beleuchtung, Pumpen oder aber ein Rettungsgerät. Letzteres wurde genutzt, um einen Becher von einem Kegel zum anderen zu transportieren. Das schwere Spreizgerät war dazu an einem Gestell aufgehängt, so konnten es auch Kinder nutzen.

Erst kürzlich hatte das THW an der Elbe geübt. Angenommen wurde eine Großschadenslage, berichtete Ausbildungsbeauftragter Ralf Arnold. Er war nach der verheerenden Flut auch mit im Ahrtal gewesen. Erst vor wenigen Wochen hatte das THW auf dem Nitzower Platz hunderte neue Mitglieder ausgebildet.
Zur „Blaulichtfamilie“ zählt die Feuerwehr. Diesmal war die Wehr aus Glöwen mit dabei und versorgte mit Wurstgulasch aus der Feldküche.
Fans der Feuerwehr kamen zudem beim Stand der Firma Dibuka aus Seehausen auf ihre Kosten. Diese stellt ihren Fuhrpark bei größeren Waldbränden zur Verfügung: Wie ein Flugfeldlöschfahrzeug, zwei Löschpanzer – davon einer mit Turbine, wodurch er beim Löschen eine Wurfweite von 100 Metern erreicht – sowie einen Löschroboter. Letzterer ist ein Prototyp, er wird noch weiter getestet und verbessert. Bei den großen Waldbränden in Lübtheen, im Grunewald oder in Nordsachsen war die Technik mit im Einsatz.

Groß war die Auswahl bei der Versorgung, wobei regionale Akteure vertreten waren. So der Schönhauser Bäcker Sebastian Groß, der Langos, Brot und Kuchen anbot, oder Fischermeister Gernot Quaschny aus Hohengöhren mit Fischbrötchen.
Es war sehr interessante Technik vom Militär zu sehen, meinten zum Beispiel Gabriele Klopsch aus Nitzow und Angelika Gerdel aus Wöplitz. Wie viele andere Besucher hoffen sie, dass diese aber nie zum Einsatz kommen muss.