1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Havelberg
  6. >
  7. Phonova singt mit Herzblut im Dom

Konzert Phonova singt mit Herzblut im Dom

Mit Phonova war ein Frauenchor im Havelberger Dom zu Gast, der mit seinem Querschnitt der Chormusik sein Publikum begeisterte.

Von Brigitte Strugalla-Voltz 26.07.2017, 16:28

Havelberg l Der Dom zu Havelberg klingt – und er lädt ein. Darf man sich wundern, wie das kleine Havelberg immer wieder – jede Woche! – seinen großen Dom füllen kann? Und mit welch herrlicher Musik es sich selbst und seine Gäste verwöhnt?

Nun, dieses Mal war, klein und fein, das Ensemble „Phonova“ zu Gast. Das war kein Zufall. Hat es doch ein Havelberger Mädchen vor Jahren auf eigenen Antrieb zum renommierten Musikgymnasium Wernigerode geschafft – und ist schließlich sogar mit seiner jungen Familie wiedergekommen. Zum jährlichen Probenwochenende des Ehemaligenchors konnte dann auch die passende Unterkunft gefunden werden: nicht zu teuer, in der Nähe des Doms und mit eigenem kleinen Probenraum – das neue Quartier im alten Domherrenhaus „D7“ konnte sich erstmals bewähren. Inklusive entspannendem Garten bietet es sich nun in Zukunft für kleine musische Arbeitsgruppen an.

Es wurde intensiv geübt. Weil der übliche Dirigent aus persönlichen Gründen nicht teilnehmen konnte, sprang kurzfristig mit Friedemann Nickel der Ehemann einer Sängerin aus Leipzig ein – ein sehr sympathischer Ersatz! Ziel der Arbeit war ein Konzert mit beliebter, nicht unbedingt bekannter Chorliteratur, sozusagen ein Querschnitt durch die Chormusik von der Lutherzeit bis heute. Dazu gehören auch Volkslieder in schönen Sätzen, populär und musikalisch anspruchsvoll zugleich. Das Ganze natürlich für reinen Frauenchor. Das heißt, was wir als Männerstimmen Tenor und Bass gewohnt sind, wird von tiefen Frauenstimmen – oktaviert – ersetzt.

Phonova tritt in Festkleidern auf, ein schönes, sommerlich buntes Bild im Dom. Und der Chor bevorzugt die moderne, locker bewegte Vortragsweise, woran sich mancher Zuhörer sicher erst gewöhnen musste. Programmatisch hatte man für den Beginn „Musica in aeternum“ – Musik auf ewig – nach einem Luthertext gewählt, in einer Komposition von Siegfried Strohbach, dem langjährigen Leiter des Mädchenchors Hannover. Bei dem schwierigen Stück war deutlich das Lampenfieber zu spüren. Richtig locker und frei wurden die Sängerinnen – besonders bei den hohen Stimmen hörbar – erst zum wunderbaren „Hodie beata virgo Maria“.

Es folgten in der gelungenen Musikauswahl drei fröhliche Volkslieder. Besonders gelungen das tänzerisch „Kommt, ihr G‘spielen“. Ein nächster Abschnitt war wieder der geistlichen Musik gewidmet, nun von neueren Komponisten, darunter das herrliche „Ave Maria“ von Franz Biebl.

Drei besinnliche Volkslieder, wie das beliebte „Kein schöner Land“, leiteten über zum letzten Teil: populären Stücken zeitgenössischer Komponisten. So das nicht sehr fromme „Hallelujah“ des im vorigen November verstorbenen Leonhard Cohen und ein Schlaflied für Kinder aus der Feder des vielseitig begabten Daniel Dickopf, eher bekannt als Sänger der „Wise Guys“. Zur Zugabe hatte man einen sehr schönen Chorsatz von „Der Mond ist aufgegangen“ gewählt.

Wie „Phonova“ singt? Nein, nicht perfekt, das klingt zu glatt und kalt. Phonova singt einfach nur gut. Natürlich ist die grundsolide Ausbildung in Wernigerode zu hören, also eine völlig unangestrengte hervorragende Singtechnik. Die Interpretation ist gesanglich einwandfrei, musikalisch ausdrucksvoll – mit wunderbar ausgearbeiteten Passagen zum Abschluss – und durchaus emotional. Dazu kommen noch Herzblut und Natürlichkeit – und alles zusammen machte dieses Konzert im Havelberger Dom für die Zuhörer zu einem wirklich besonders intensiven Musikerlebnis.