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Krankenhaus Gedenken an langjährigen Chefarzt

Die Mitarbeiter des Havelberger Krankenhauses gedenken ihres langjährigen Chefarztes Dr. Dieter Schulzke.

Von Andrea Schröder 14.06.2020, 09:17

Havelberg l Das Havelberger Krankenhaus ist eng mit zwei Namen verbunden: Obermedizinalrat Dr. Werner Krätzig, der das Krankenhaus 1946 gegründet und in den Siebzigern den Neubau veranlasst hatte, und Dr. Dieter Schulzke, langjähriger chirurgischer Chefarzt und Ärztlicher Direktor. Über drei Jahrzehnte war Dr. Schulzke Chefarzt der Chirurgie und hat maßgeblich dazu beigetragen, das Krankenhaus zu einer modernen Einrichtung zu entwickeln. Auch nachdem er Ende der 1990er Jahre in den Ruhestand gegangen ist, riss die Verbindung zu den Ärzten und Schwestern nie ab. Nun ist er im Alter von 86 Jahren verstorben. Die Mitarbeiter des Krankenhauses haben ihre Trauer bei den Aktiven Mittagspausen zum Ausdruck gebracht und würdigen seine Arbeit mit einem Nachruf.

Eine, die viele Jahre mit ihm zusammengearbeitet hat, ist Barbara Rettinghausen. Seit über 30 Jahren ist sie leitende OP-Schwester und hat viel von Dieter Schulzke gelernt. „Er hatte für alles Neue immer ein offenes Ohr, insbesondere wenn es darum ging, neue OP-Methoden einzuführen. Sein großes Verdienst bestand auch darin, dass er durch schnelles Aufgreifen von fachlichen Neuerungen hier in Havelberg eine moderne Chirurgie etabliert hat. Insbesondere Instrumente und Materialien musste man sich regelmäßig ,zusammenschnurren‘“, denkt sie an längst vergangene Zeiten zurück. „Große Häuser haben die Materialien untereinander aufgeteilt.

Mit viel Reden und gutem Willen haben wir aber immer alles hinbekommen, selbst wenn wir es von den Auslieferungslagern abholen mussten. Spezielle OP-Instrumente, die man nur auf besondere Antragstellung vom Bezirk bekam, sogenannte C-Nomenklaturware, wurde jedes Jahr im Mai in der Berliner Reinhardtstraße geordert.“

Dem Chefarzt war es wichtig, mit den großen Kliniken mitzuhalten. Das war für solch ein kleines Krankenhaus nicht einfach, weil die dafür benötigten Geräte und Ausstattungen sehr teuer waren. Er schaffte es immer. Sein Organisationstalent war unergründbar. „Plötzlich hingen nach der Renovierung in unserem Speisesaal gigantische Leuchtmittel. Es waren die gleichen wie im ,Palast der Republik‘ in Berlin“, erinnern sich ehemalige Kollegen. Sie beschreiben ihn als Ästhet, dem die Außenwirkung für die Patienten sehr am Herzen lag. „Unser Krankenhaus war ein Vorzeigekrankenhaus in dieser Region und hatte unter seiner Leitung einen tadellosen Ruf. Der sehr moderne Operationssaal war sein ganzer Stolz.“ Weit über die Landesgrenzen hinweg war Dieter Schulzke für seine Schilddrüsenoperationen bekannt. „Er war immer für Neues offen und verstand es, uns alle mitzureißen. Er hat mit militärischer Ordnung jeden antreiben und motivieren können“, heißt es in dem Nachruf der Mitarbeiter. Gute Arbeit funktioniert immer nur in einem Team, es müssen alle in einem Boot sitzen, vom Arzt bis zur Schwester, haben sie von Dieter Schulzke gelernt.

„Das ganze Krankenhaus war eine große Familie, man begegnete sich immer höflich und mit Respekt. Das lag ihm sehr am Herzen. Wir hatten auch stets hervorragende hygienische Grundvoraussetzungen. Schludrigkeiten und Oberflächlichkeiten wurden von ihm nicht geduldet. Trotz der vielen Arbeit und Anstrengungen, die alle Mitarbeiter unter seiner Leitung hatten, vergaß er das gesellige Beisammensein mit den Kollegen nicht. Unter seiner Leitung haben viele Ärzte und Schwestern ihre Ausbildung absolviert und viel bei ihm gelernt.“

Auch viele seiner Patienten sprechen noch heute mit viel Lob von Dieter Schulzke. Er war Tag und Nacht für sie da und interessiert, wie es ihnen geht, nachdem sie das Krankenhaus verlassen hatten. Durch die Sprechstunden war das möglich. Er hatte ein sehr gutes Namensgedächtnis und hat sich auch für die familiäre Situation der Patienten interessiert. „Wir Mitarbeiter des Krankenhauses Havelberg haben ihn alle verehrt und verbeugen uns heute noch vor ihm. Unter seiner Leitung zu arbeiten, machte uns alle stolz.“