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Fachkräftemangel und Seiteneinsteiger Kreis Stendal: Lehrer braucht das Land

An der Sekundarschule in Havelberg sind Seiteneinsteiger eine große Stütze für den Unterricht geworden. Warum die Wissensvermittler im Kreis Stendal ein Gewinn sind.

Von Max Tietze 12.04.2025, 06:35
Sie arbeiten in der Sekundarschule in Havelberg gemeinsam: Ulrich Gruber (von links), stellvertretender Schulleiter, und die beiden Seiteneinsteiger Dennis Jädeke und Marc Billhardt. In der Schule gehören noch mehr Seiteneinsteiger zum Team der Lehrer.
Sie arbeiten in der Sekundarschule in Havelberg gemeinsam: Ulrich Gruber (von links), stellvertretender Schulleiter, und die beiden Seiteneinsteiger Dennis Jädeke und Marc Billhardt. In der Schule gehören noch mehr Seiteneinsteiger zum Team der Lehrer. Foto: Max Tietze

Havelberg. - Was wäre die Bildungslandschaft heutzutage ohne Seiteneinsteiger? Sie sind an der Sekundarschule „Am Weinberg“ in Havelberg zur großen Stütze geworden. Kaum eine Schule im Landkreis Stendal kann von sich sagen, dass alle Stellen im Lehrerteam ausreichend besetzt wären.

Seiteneinsteiger haben schon Erfahrung im Beruf gesammelt

Das Problem des Fachkräftemangels ist seit Jahren in Schulen wie in Firmen und Behörden präsent. Seiteneinsteiger sind Menschen, die nicht von vornherein den Lehrerberuf für sich entdeckt haben. Doch wer in anderen Berufen bereits Wissen erworben hat, gepaart mit reichlich Lebenserfahrung und zudem selbst dazulernen will, hat sehr gute Voraussetzungen, wenn es darum geht, Kindern und Jugendlichen Wissen zu vermitteln. Zu denen, die in Havelberg sich dafür entschieden haben, gehören Marc Billhardt und Dennis Jädeke. Die ersten Schritte haben sie bereits gemeistert.

Wir sind froh über Leute, die auch die Wirtschaft kennen.

Ulrich Gruber, Havelberg

Wer sich als Seiteneinsteiger für den Schuldienst bewirbt, überlegt sich das gut. Wie oft hört man von den Schwierigkeiten. Zudem gibt es Voraussetzungen, die bei einer Bewerbung erfüllt sein müssen. Und dann kommt die Qualifikation parallel zur Arbeit in der Schule hinzu. Ulrich Gruber, der stellvertretende Leiter der Havelberger Sekundarschule, kennt die Entwicklungen im Schulbereich wie kein Zweiter, denn er hat die Erfahrung von über vier Jahrzehnten im Schuldienst: „An unserer Schule sind sogar sechs Seiteneinsteiger, vier Frauen und zwei Männer, die dazu beitragen, dass sich Unterrichtsausfall in Grenzen hält.“

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Mit Meisterbrief in der Tasche

Für die Schule ist es von Vorteil, dass die Zahl der Seiteneinsteiger so hoch ist. Dass sie bleiben, hängt nach den Worten von Ulrich Gruber von mehreren Faktoren ab. Die Einsteiger kommen in Havelberg gut mit ihren Aufgaben zurecht. Sie bekommen die Zeit, hineinzuwachsen, zudem müssen sie die vorgegebene Zahl an Weiterbildungsstunden absolvieren. Das ist gut investierte Zeit, die aber an anderer Stelle fehlen kann, besonders wenn die Seiteneinsteiger junge Eltern sind oder andere familiäre Verpflichtungen haben.

Seiteneinsteiger Dennis Jädeke hat das Ziel, als Techniklehrer und im Informatikbereich seine bisherigen Erfahrungen an die jungen Menschen weiterzugeben. Er ist Meister für Metall- und Maschinenbau. Marc Billhardt ist als Seiteneinsteiger im Technikbereich seit 2023 in der Havelberger Sekundarschule tätig. Er hat zwei Meisterbriefe in der Tasche. Ulrich Gruber sieht die Vorteile solcher Grundlagen: „Wir sind froh über Leute, die auch die Wirtschaft kennen, die einen ganz anderen Blick auf Probleme haben.“

Selbst immer noch auf der Schulbank als Lehrkraft

Wie läuft denn beispielsweise der Einstieg für Marc Billhardt? „Nach der Bewerbung dauerte es ein halbes Jahr, bis ich anfangen konnte. Zur Zusatzausbildung gehören 220 Stunden Weiterbildung, damit man unbefristet arbeiten kann. Dann folgen noch innerhalb von vier Jahren 400 Stunden. Nach fünf Jahren hat man es geschafft. In der Zeit sind Seiteneinsteiger voll im Unterrichtsablauf in der Schule eingebunden. Vorbereitung und Familie wollen bedacht werden“, so Marc Billhardt.

Vieles wird in Online-Seminaren angeboten. Marc Billhardt kümmert sich um Technik, Geografie und die Praxislerntage. Ulrich Gruber weiß, wie viel Aufwand in den Absprachen mit den Betrieben steckt: „Das läuft gut, er hat dafür die richtigen Voraussetzungen. Zudem konnte er schon Erfahrung mit Schülern sammeln, bevor er an unsere Schule kam.“

Gesucht werden Seiteneinsteiger für viele Schulen, in Havelberg würde man sich eine Sportlehrerin wünschen und Menschen, die sich für Englisch und Biologie begeistern. Es kann eine langfristige Perspektive sein, für Einsteiger und für die Schule sowie die Kinder. An der Sekundarschule „Am Weinberg“ werden zurzeit 260 Schüler in 13 Klassen unterrichtet, von der 5. bis zur 10. Klasse.