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Kreistag Runder Tisch zum Krankenhaus abgelehnt

Enttäuschung beim Krankenhaus-Verein Havelberg: Der Kreistag hat einen Runden Tisch abgelehnt. Das Thema soll in den Fachausschuss.

Von Andrea Schröder 30.01.2021, 00:01

Havelberg l Mit der Hoffnung auf die Gründung eines Runden Tisches, der eine Perspektive für die medizinische Grund- und Notfallversorgung in Havelberg erarbeitet, sind Mitglieder des Vereins „Pro Krankenhaus Havelberg“ am Donnerstag (28. Januar) zur Kreistagssitzung nach Stendal gefahren. Nach dreistündiger Sitzung haben sie den Rückweg mit der Gewissheit angetreten, dass sie wieder einmal vertröstet werden und sich weiterhin in Geduld üben müssen.

Bereits eine Stunde vor Beginn der Sitzung hatten die Havelberger sich vor der Sporthalle des Winckelmann-Gymnasiums zur Demo positioniert. „Kein Aus fürs Krankenhaus“ riefen sie. Für die Kreistagsabgeordneten, die nach und nach ankamen, hielten sie wieder Post parat. Vereinsvorsitzender Holger Schulz gab damit eine Denkschrift weiter, die der Sprecher der Bürgerinitiative Nordsaarland Klinik Bernd Schröder Anfang Januar an die da noch Bundesvorsitzende der CDU Annegret Kramp-Karrenbauer unter der Überschrift „Die Kranken­hausversorgung in Deutschland muss wieder als gesamtgesellschaftliche Aufgabe begriffen werden“ geschrieben hatte.

In der Sitzung nutzten die Vereinsmitglieder die Fragestunde, um Informationen zu erhalten. Sandra Braun, Betriebsratsvorsitzende des seit September geschlossenen Krankenhauses: „Kämpfen wir die ganze Zeit nur dafür, dass ein MVZ in Havelberg erhalten bleibt? Wir wollen endlich wissen, wie es weitergeht und ob wir mit einer 24/7-Versorgung und zehn Betten rechnen können.“ Landrat Patrick Puhlmann (SPD) antwortete, dass es in den vergangenen Wochen in Sachen medizinische Grundversorgung für Havelberg wenig voran gegangen sei. Was daran liege, dass sowohl die Kreisverwaltung als auch alle anderen im Gesundheitswesen Tätigen wegen Corona stark gefordert sind. „Es mussten auch Termine abgesagt werden.“

Die Suche nach einer geeigneten Fläche für eine medizinische Einrichtung laufe – hier war schon im Dezember auch von einer Containerlösung die Rede. „Ein Krankenhaus wird nach meiner Kenntnis in Havelberg nicht wieder entstehen. Die Frage der Notfallversorgung muss mit der Kassenärztlichen Vereinigung und anderen Partnern besprochen werden“, so Patrick Puhlmann.

Bis zum Aufruf des letzten öffentlichen Tagesordnungspunktes 14, dem Antrag der Fraktion ProAltmark zur Gründung eines zeitweiligen Gesundheitsausschusses binnen zwei Wochen zur Lösung der Situation in Havelberg, mussten sich die Vereinsmitglieder zweieinhalb Stunden gedulden. Fraktionsmitglied Hennig von Katte von Lucke stellte den Antrag vor, er hatte in der Sitzung im Dezember einen Runden Tisch vorgeschlagen. Ziel sei es, „dass das Vorgehen und die Verhandlungen transparenter, auf breiterer Basis und mit der nötigen Konsequenz umgesetzt werden“. Durch Anhörungen von Fachleuten und Krankenhausträgern und das Einbinden von Vereinsmitgliedern und des Havelberger Bürgermeisters ließen sich Alternativen finden. „Es ist immer noch nichts passiert. Eine 24/7-Grundversorgung muss möglich sein. Die Menschen haben ein Recht auf eine Erstversorgung, dafür müssen wir kämpfen und nicht die Flinte ins Korn werfen“, warb von Katte von Lucke für den Ausschuss.

Darüber entbrannte eine heftige Diskussion, in der unter anderem die Vorsitzende des Ausschusses für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit Christel Güldenpfennig (CDU) vorschlug, dieses Thema dort anzusiedeln. Es könnte etwa eine Sondersitzung einberufen werden, bei der auch Gäste Rederecht erhalten könnten. Mit lediglich fünf Ja-Stimmen und elf Enthaltungen erhielt der ProAltmark-Antrag keine Mehrheit.

„Wir werden genauso hingehalten wie seit einem Jahr“, sagte Vereinsmitglied Eyko Pohland im Anschluss an die Sitzung gegenüber der Volksstimme. „Wir hatten gehofft, dass endlich was passiert“, zeigte sich die stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Anke Görtz enttäuscht. „Wir müssen weiter Druck machen und kurzfristig mit der Ausschussvorsitzenden Frau Güldenpfennig Kontakt aufnehmen“, blickte Vereinsmitglied Jürgen Kerfien nach vorn.

Dass sie nicht ans Aufgeben denken im Kampf um eine vernünftige medizinische Grund- und Notfallversorgung in Havelberg wollen die Vereinsmitglieder nächste Woche auch mit einer kleinen Demo vor der Landtagssitzung am Donnerstag und Freitag deutlich machen, kündigte Anke Görtz an.

 

Von Andrea Schröder

Seit über einem Jahr kämpfen Havelberger zunächst für den Erhalt des Krankenhauses und seit der Schließung im September für eine vernünftige Gesundheitsversorgung in der Region. Immer wieder wurden sie vertröstet. Und werden es weiter. Ein Runder Tisch ist nicht in Aussicht. Aber offensichtlich auch keine greifbare Idee, wie es weitergehen soll. Dass es Gespräche gibt, hören wir alle seit Monaten. Wie lange denn noch? Es ist an der Zeit zu sagen, wie die Perspektive aussehen kann. Da sind Politik und Verwaltung in Kreis und Land gleichermaßen gefordert. Hinhalten ist keine gute Taktik!