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Pferdemarkt Als die Preise in Trabantnähe lagen

Vor rund 40 Jahren gab's einen Bericht zum Havelberger Pferdemarkt im "Magazin", das Petra Jonschkowski durch Zufall in die Hände fiel.

Von Andrea Schröder 23.03.2018, 18:06

Havelberg l „Aufs Pferd gekommen“ lautet die Überschrift im Heft 9 des Magazins vom September 1980. Bettina Ahrenholz hatte den Havelberger Pferdemarkt besucht und ihn in der DDR-Zeitschrift, die begehrt und deshalb nicht so leicht zu kaufen war, einer breiten Leserschaft vorgestellt. Wobei der Pferdemarkt da schon weit über die Stadt- und Kreisgrenze hinaus bekannt war. Aber wer weiß, der eine oder andere ließ sich durch den Artikel vielleicht zu einem Besuch der Stadt im Norden des damaligen Bezirkes Magdeburg verleiten. Es folgt eine Doppelseite in dem A-5-formatigen Heft mit farbigen Fotos, die einen Eindruck vom Markttreiben vermitteln. Natürlich prägen die Vierbeiner die Optik, aber es sind auch Menschen abgebildet. Erkennt sich vielleicht jemand wieder?

Petra Jonschkowski, Kämmerin und Bauamtsleiterin in der Havelberger Stadtverwaltung, malt in ihrer Freizeit gern und gehört dem Mal- und Zeichenkurs des Sandauers Horst Schock an. Als sich die Hobbykünstler kurz vor Weihnachten zu einer Feier trafen, schenkte Renate Koepp allen Mitgliedern der Gruppe ein „Magazin“ aus der Sammlung ihres Mannes – vielleicht auch, um in der „intelligenten Unterhaltungszeitschrift der DDR“, wie sie damals bezeichnet wurde, Motivideen für eigene Bilder zu entdecken. „Sie verteilte die Hefte an uns und bot auch Tausche an. Aber ich wollte dieses Heft haben und als ich darin blätterte, fand ich diesen Artikel. Klasse, dass ausgerechnet ich dieses Magazin bekommen habe“, findet die Nitzowerin.

Darin nimmt die Autorin zunächst Bezug darauf, dass Reittouristik modern wird und sich auch die Forstwirtschaft wieder zunehmend der vierbeinigen PS bedient. „Pferdeliebhaber haben diese Entwicklung vorausgesagt. Wie seit ewigen Zeiten fahren die Pferdenarren aus nah und fern an einem Tag im Herbst zum Markt nach Havelberg. Sie scheuen weder Kosten noch Mühen, um möglichst schon um 6 Uhr früh im über 1000 Jahre alten Städtchen zu sein.“

Sie haben sich in den etwas ungewohnten Sonntagsstaat mit Joppe, weißem Hemd und Krawatte gezwängt und zeigen Individualität bei der Wahl der Kopfbedeckung. „Auf jeden Fall – seriös muss es zugehen beim Handel, der hier ohne Reglement auskommt.“ Die Autorin schreibt auch darüber, dass die 350 zur Schau gestellten Rösser keine vollblütigen Araber oder feurigen Lipizzaner sind, „sondern behäbigere Tiere, ohne langen Stammbaum oder großartiges Zuchtbuch“. Wichtig seien Gebrauchspferde und vor allem die Gespräche – natürlich über Pferde. „Es geht hoch her – auch bei den Preisen, die in Trabantnähe liegen. Und hier könnte so mancher Handelsmensch einen Lehrgang in Verkaufspsychologie absolvieren. Ruft einer, der seinen bejahrten Gaul unter die Leute bringen will: Immer sachte mit den jungen Pferden. Ein Fohlen ist doch wie ein junges Mädchen.“

Apropos Mädchen oder besser gesagt junge Frauen: Dass das Spektakel auch Heiratsmarkt heißt, durfte natürlich auch in dem Beitrag nicht unerwähnt bleiben. „Früher nahmen die Bauern ihre dem Mädchenalter entwachsenen Töchter mit und versuchten nicht nur Pferd, sondern auch das eigen Fleisch und Blut an den Mann zu bringen.“

Bekanntlich wird der Havelberger Pferdemarkt diesem Namen seit 2017 wieder gerecht. Da gaben sich drei Brautpaare im Festzelt bei einer tollen Zeremonie das Jawort. Für dieses Jahr sind zwei Paare gesucht, die sich trauen. Eines ist schon gefunden, eines kann sich noch anmelden, näheres unter www.havelberg.de

Wer jemand auf den Fotos erkennt, meldet sich bitte bei der Volksstimme unter 039387/768 21.