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Reformation Havelberger Messbuch ist über 400 Jahre alt

Zur Weihnachtszeit bittet der Förderverein des Havelberger Prignitz-Museums um Spenden für die Restaurierung eines Exponates.

Von Andrea Schröder 23.12.2017, 19:49

Havelberg l 428 Jahre ist es her, dass Matthäus Ludecus das erste evangelische Messbuch des Domstifts herausgegeben hat. Er ist 1517 in Wilsnack geboren – in dem Jahr, in dem Martin Luther seine 95 Thesen an die Wittenberger Kirche schlug. Als er 1606 nach einem tatkräftigen Leben in Havelberg starb, hatte er als erster lutherischer Domdechant 1581 dem Havelberger Domkapitel neue Statuten gegeben und damit die Reformation vollzogen.

Das Prignitz-Museum hat ihm eine Sonderausstellung gewidmet, die auch über den Jahreswechsel hinaus besucht werden kann. Der Verein der Freunde und Förderer des Prig­nitz-Museums unter Vorsitz von Harald Wildhagen hat aus dem Museumsbestand das Missale als Spendenobjekt für die diesjährige Weihnachtsaktion ausgewählt.

In dem Messbuch spiegeln sich die bedeutenden liturgischen Reformen wider, die Matthäus Ludecus vorgenommen hat. 1589 gab er es heraus und es wurde neben dem Vesperale das erste evangelische Messbuch des Domstifts. „Diese Messordnung regelte für das Kirchenjahr die Gebete und bib­lischen Schriftlesungen sowie weitere liturgische Handlungen. Dazu zählt der Quempas, ein Wechselgesang zu Weihnachten, der auch in diesem Jahr in Sandau zu Heiligabend gesungen wird“, schreibt Harald Wildhagen in dem Weihnachtsgruß.

Das 500. Geburtsjahr des Havelberger Reformators, das zugleich das Jahr des Reformationsjubiläums ist, nimmt der Förderverein zum Anlass, um um Spenden für die Restaurierung dieses Messbuches zu bitten. Dafür ist die Fachkompetenz eines Buchrestaurators erforderlich, der mit größter Sorgfalt seine Arbeit erledigt. Denn der Zustand dieses kostbaren und gewichtigen Druckwerkes ist leider nicht so gut. Der lederne Einband und die 414 Seiten müssten von Verschmutzungen und Wasserflecken gereinigt, Knicke und Risse stabilisiert, Fehlstellen ergänzt und gelöste Heftlagen nachgeheftet werden.

Das Missale ist noch aus einem weiteren Grund wertvoll, berichtet Museologin Antje Reichel. Auf vielen Seiten finden sich – meist wurde jede freie Ecke ausgenutzt – handschriftliche Eintragungen, die Joachim Techel, Kirchenvorsteher und Bauer in Jederitz, 1771 bis 1774 in dem Messbuch vorgenommen hat. Missernten und Hochwasser sind dort zum Beispiel vermerkt. „Damit haben wir eine Ereignischronik aus Jederitz, die auch sehr interessant ist. Das Museum will sich bemühen, die handschriftlichen Eintragungen zu lesen und zu übernehmen.“

In der Sonderausstellung zu Matthäus Ludecus ist zur Weihnachtszeit die Seite mit dem Quempas im Missale aufgeschlagen. Zudem sind nun in einer Vitrine Quempas-Liedhefte aus Sandau zu sehen. Geöffnet ist das Museum am zweiten Weihnachtsfeiertag bei kostenlosem Eintritt von 10 bis 12 und 13 bis 17 Uhr.

Spenden für das Missale können überwiesen werden auf folgendes Konto der Freunde und Förderer des Prignitz-Museums: IBAN: DE 6481 0505 5530 8000 4425, BIC: NOLADE21SDL, Verwendungszweck Weihnachtsspende 2017.