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Tafel Mal mehr, mal weniger Lebensmittel

Seit fast zwölf Jahren versorgt die Tafel in Havelberg bedürftige Einwohner aus der Hansestadt und Umgebung mit Lebensmitteln.

Von Elisabeth Schneider 05.06.2018, 17:23

Havelberg l Woher die Lebensmittel kommen, hat Volksstimme-Praktikantin Elisabeth Schneider bei ihren Touren mit der Havelberger Tafel erfahren: Bei meiner ersten Fahrt begleitete ich den ehrenamtlichen Mitarbeiter Bernd Eggebrecht nach Stendal. Dort bekommt die Havelberger Tafel regelmäßig frisches Obst und Gemüse von den Großhändlern am Stadtrand. „Bei diesen frischen Lebensmitteln nehmen wir Fahrer meist vor Ort eine erste Auslese vor“, erklärt Bernd Eggebrecht. „Verdorbenes nehmen wir gar nicht erst mit.“ Mit den noch genießbaren Waren beladen wir den vereinseigenen Kleintransporter und weiter geht es nach Wittenberge.

Hier befinden sich zwei Bäcker im Ort, die fest auf der Route der Tafel liegen. Sie stellen vor allem Brot und Brötchen aller Art bereit, manchmal gibt es sogar etwas Kuchen. „Das Angebot und die Mengen, die wir bei diesen Bäckern erhalten, sind meist unterschiedlich“, weiß Bernd Eggebrecht, „hier bekommen wir mal mehr, mal weniger.“

Von da aus geht es weiter nach Bad Wilsnack, wo wir beim Netto Markendiscount halten. Auch hier gibt es wieder Obst, Gemüse, aber auch andere Lebensmittel wie Milch, Butter oder Zucker. Mit einem vollen Transporter geht es zurück zum Domizil der Havelberger Tafel am Propsteiplatz. Mit Hilfe der anwesenden, zumeist ehrenamtlichen Mitarbeiter laden wir die vollen Kisten und Körbe aus, damit die Waren begutachtet und sortiert werden können.

Jeden Samstag findet zwischen 13 und 14 Uhr die Ausgabe von Essen an Bedürftige aus Havelberg und Umgebung statt. Dafür werden im Voraus Kisten gepackt: für Singlehaushalte, Ehepaare, Paare mit Kindern und auch Großfamilien. Diese beinhalten Obst und Gemüse sowie andere Grundnahrungsmittel. Vor Ort können die Bedürftigen sich zusätzlich Teigwaren und anderes aussuchen. Je nach Größe verlangt die Tafel pro Kiste zwischen 1,50 und 3,50 Euro.

Meine zweite Fahrt mit der Tafel führte zu den Supermärkten in Havelberg. Gemeinsam mit Manfred Tischler und Maik Ahrens stattete ich unserem Aldi, dem Edeka und dem Netto in der Semmelweisstraße einen ergiebigen Besuch ab. Wieder konnten wir große Mengen Obst und Gemüse, aber auch Grillfleisch und Kaffee für die Tafel einladen. Auch dieses Mal nehmen die beiden Männer die Waren direkt im Markt unter die Lupe: „Jetzt wird es langsam wärmer und da sind beispielsweise Erdbeeren leider schnell verdorben“, erzählt Maik Ahrens. „Außerdem liegen die Waren ja auch bei der Tafel immer mindestens bis zum kommenden Samstag und das muss mit bedacht werden.“

Zum Glück ist die Tafel vergleichsweise gut ausgestattet. „Wir verfügen über mehrere Kühl- und Gefrierschränke, die auch meistens voll sind“, berichtet Vereinsvorsitzender Gerhard Imig stolz. Vor allem Dank regelmäßiger Spenden sind solche Anschaffungen möglich. Auch mit anderen Tafeln aus der Region steht Gerhard Imig in regem Kontakt. So können regelmäßig Waren getauscht und die Bestände ausgeglichen werden. Der Überschuss an den einen Gütern wird eingetauscht gegen Lebensmittel, die in Havelberg fehlen.

So sind die Mitarbeiter stets um ein umfangreiches und auch wechselndes Angebot bemüht. Gerhard Imig ist erleichtert, dass die Bürger, die sein Verein regelmäßig versorgt, selten etwas zu bemängeln haben. „Die Menschen sind froh darüber, dass sie sich hier günstig mit dem Wichtigsten zum Leben eindecken können“, sagt er.

Auf meiner dritten und letzten Fahrt im „Tafel-Transporter“ begleitete ich Otto Hofmann und seine Enkelin Iljana Förster nach Schönhausen. Zwei dort ansässige Bäcker leeren jeden Freitag nach Ladenschluss ihre Regale für die Havelberger Tafel, und da ist meist alles dabei. Neben Brot und Brötchen sind immer noch etwas Blechkuchen, Windbeutel, Quarkbällchen und andere Leckereien übrig, von denen sich Iljana gerne eines stibitzt, nachdem sie natürlich fleißig beim Beladen des Autos geholfen hat. Die Grundschülerin ist nicht zum ersten Mal mit der Tafel unterwegs, so wie ich, sondern begleitet ihren Großvater gern des öfteren auf seiner Runde, um ihn während der Fahrt zu unterhalten.

Auch wenn man als Außenstehender den Eindruck bekommt, die Tafel würde bei ihren Fahrten durch die Region Unmengen an Lebensmitteln einsammeln, ist dem nicht so. Ohne die Geldspenden der Sponsoren und Supermärkte sowie die Hilfe durch andere Tafeln wäre es Gerhard Imig und seinen etwa 20 Mitarbeitern nicht möglich, die gut 200 Bedürftigen zu unterstützen.

Darüber hinaus wünscht sich der Vorsitzende, dass sich mehr jüngere Leute für die ehrenamtliche Arbeit in diesem Verein interessieren. Es fehlt der Nachwuchs, um diese aufwändige aber äußerst wichtige Arbeit kontinuierlich fortzusetzen. „Wir werden schließlich alle nicht jünger“, erklärt er mit einem Augenzwinkern. Das Be- und Entladen des Wagens sowie das Hin- und Herhieven der Kartons und Kisten kostet auch vollen Körpereinsatz.