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Übungsplatz Klietz Schneller Eingriff, wenn es brennt

Seit Tagen brennt in Lübtheen der Wald - bis in das Elbe-Havel-Land ist das zu riechen. Kann das hier auch passieren?

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 05.07.2019, 08:03

Klietz l Wie auf dem Klietzer Schießplatz Bränden vorbeugt wird und was im Ernstfall zu tun ist, berichtet der Kommandant des Truppenübungsplatzes, Major Dirk Hoffmann.

Volksstimme: Gäbe es auf dem Klietzer Truppenübungsplatz mit Blindgängern und wohl immer noch Hinterlassenschaften aus NVA-Zeiten ähnlich schwierige Bedingungen beim Löschen eines Großbrandes wie in Lübtheen?

Dirk Hoffmann: Die NVA hat zur damaligen Zeit genauso nach Übungen – je nach Verfügbarkeit von Zeit – nach nicht zur Wirkung gekommener Munition, also Blindgängern, gesucht, wie wir es in der heutigen Zeit durchführen. Alle fünf Jahre ist der gesamte Truppenübungsplatz dazu in abgestufter Art und Weise abzusuchen und zu beräumen. Dabei kommt es immer wieder zu Funden aus Zeiten vor den letzten fünf Jahren und wir finden auch Munition aus NVA-Zeiten, die also über 30 Jahre alt ist. Beim Schießen kommt es zu Feuern auf dem Truppenübungsplatz, deshalb haben wir in Klietz seit Jahrzehnten eine Feuerwehr. Diese ist je nach Waldbrandwarnstufe mit einer gewissen Anzahl an Feuerwehrmännern besetzt. Sie wird in Absprache mit der Kommandantur bei der gültigen Waldbrandwarnstufe und den Schießvorhaben entsprechend eingesetzt. Heißt: Sie ist immer in Bereitschaft und bei Bedarf direkt auf der Schießbahn vor Ort. Sie kann sofort eingesetzt und aus der Feuerwache heraus über Funk durch weitere Kräfte unterstützt werden. Kommt es zu einem Feuer, entscheidet der Feuerwerker im Einklang mit der Feuerwehr vor Ort, wie vorgegangen und der Brand bekämpft wird.

Dazu kommt sicher, dass man im Gegensatz zum ehemaligen Truppenübungsplatz Lübtheen hier in Klietz genau weiß, wo Gefahr besteht ...

Die Bedingungen sind tatsächlich grundlegend anders. Sowohl die Feuerwehr als auch das militärische und zivile Personal kennen die Munitionsbelastungen auf dem Platz. Die die Wege, Löschwasserentnahmestellen oder Brandschneisen sind anders als auf stillgelegten Plätzen intakt, gepflegt und bekannt. Daher können Brände zumeist schon in ihrer Entstehung effektiv bekämpft und gelöscht werden.

Derzeit herrscht die höchste Waldbrandwarnstufe – welche Sicherheitsvorkehrungen gibt es?

Für die Bundeswehr gibt es eine Weisung, die aussagt, welche Munition bei der entsprechenden Warnstufe verboten ist. Hier sind vor allem die Munitionsarten gemeint, die sprengkräftig und brandfördernd sind. Dies wird der Übungstruppe vorher mitgeteilt. Gegebenenfalls führt dies dann zu Einschränkungen beim Üben, die aber hingenommen werden müssen. Die Truppe wird auf dem Übungsplatz ebenfalls belehrt, dass sie beim Löschen von vor allem Entstehungsfeuern unterstützen muss.

Im Falle eines größeren Brandes wird die Hilfe der freiwilligen Feuerwehren in Anspruch genommen?

Ja. Der Truppenübungsplatz verfügt über ausgezeichnetes Kartenmaterial mit eingezeichneten Feuerwehrzufahrten, Waldbrandriegel, einem dichten Löschwasserentnahmestellennetz und Kopplungspunkten an der Truppenübungsplatzgrenze. Dieses Kartenmaterial ist auch den umliegenden freiwilligen Feuerwehren zur Verfügung gestellt worden und wird ständig aktualisiert. Die Zusammenarbeit mit unserer Feuerwehr unter Leitung von Hauptbrandmeister Sören Baeckler und den Freiwilligen ist hervorragend und wird immer wieder durch kleinere Übungen gepflegt. Ständig findet eine Auswertung der Einsätze statt, um gegebenenfalls aus Fehlern zu lernen und besser zu werden.

Was wird in puncto Waldbau unternommen, damit sich Feuer nicht rasend schnell ausbreiten können?

Auf dem Platz befinden sich Waldflächen und Freiflächen. Durch das Anlegen von bis zu 50 Meter breiten Brandschutzriegeln werden diese beiden Flächenarten voneinander getrennt, um Brände auf den Freiflächen, auf denen sich der Großteil der Schießbahnen befindet, nicht auf den Wald überschlagen zu lassen. Das Fehlen solcher Riegel hat zum großen Brand im September 2009 geführt. Seitdem wird ständig am Waldbrandschutz mit der Feuerwehr und der Bundesforst gearbeitet. Zusätzlich werden zur Zeit weitere Waldbrandstreifen und -schneisen angelegt, um auch in der Tiefe des Waldes geschützt zu sein. Außerdem wird der Kiefernbestand in den letzten Jahren mit Laubbäumen unterpflanzt, um die reine Nadelkultur aufzubrechen. Ziel ist, wieder mehr Laubwälder aufwachsen zu lassen – die eigentliche Waldlandschaft in unserer Region. Laubwälder brennen wesentlich schlechter als Nadelwälder.

Musste die Feuerwehr in diesem Sommer schon eingreifen?

Es ist dieses Jahr schon zu 75 Einsätzen gekommen.

Wie viele Hektar des Truppenübungsplatzes sind bewaldet und wie viel ist Brachfläche?

Der Platz ist gut 9000 Hektar groß, davon sind 62 Prozent bewaldet. Der Rest ist Freifläche und Wasser.