Ehrungen für Menschen mit Herz Wo im Kreis Stendal „Herzi“ für Kinderfreundlichkeit steht
Prominente wie Peter Maffay und Roland Kaiser haben die Auszeichnung bekommen und auch „normale“ Leute. Ein Havelberger Verein ehrt Menschen mit dem Blauen Herz.

Havelberg/vs/as. - Vor 25 Jahren hat der Havelberger Verein „Blaue Herzen für Kinderfreundlichkeit“ das erste Blaue Herz vergeben. Inzwischen sind es 582. Im Jubiläumsjahr soll das 600. Herz vergeben werden.
„Die Ehrung mit der Urkunde ,Blaues Herz für Kinderfreundlichkeit’ ist ein Dankeschön und eine Auszeichnung für Erwachsene, Einrichtungen, Institutionen und Firmen, die sich im ganz normalen Alltag engagiert für Kinder einsetzen“, erklärt Vereinssprecher Hans-Joachim Frey. Vorgeschlagen werden sie von Kindern und ihren Mitmenschen.
Grundanliegen ist das aktive Eintreten für Kinderfreundlichkeit in allen gesellschaftlichen Bereichen, wobei das Zusammenwirken von Jung und Alt im normalen Alltag, den Kindereinrichtungen und Schulen ohne Gewalt, mit Herz und Verstand, im Sinne der Individual- und Teamförderung der Kinder und Jugendlichen bei erhöhter Kreativität und zur Weiterentwicklung der Fürsorge und Hilfsbereitschaft zwischen den Generationen die Zielsetzung ist.
Blaues Herz für Prominente
Irmgard Speck aus Seehausen war die Erste, die am 1. Mai 2000 die Urkunde erhalten hat. Unter den in 25 Jahren fast 600 Geehrten sind etliche Prominente wie Peter Maffay, Rolf Zuckowski, Roland Kaiser, Herbert Grönemeyer, Chris Norman, die Prinzen und Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU).

„Die vielen Blauen Herzen für Erzieherinnen, Lehrer, Bürgermeister, Polizisten, Omas und Opas, Eltern und Einrichtungen wie Kitas, Schulen und Institutionen sind Ausdruck der Anerkennung für Kinderfreundlichkeit“, sagt Achim Frey.

Schreckenstat ist Auslöser für die Idee
Wie die Idee entstanden ist? Es waren die Geschehnisse vom 9. November 1999 in Meißen, blickt er zurück. Ein 15-jähriger Gymnasiast hatte mit zwei Messern seine Lehrerin erstochen. Das Motiv: Hass. Unglaublich, diese Tat, hieß es. Meißens Oberbürgermeister Thomas Pohlack schwankte zwischen Gefasstheit und Erschütterung. Den ganzen Tag sei er in der Stadt angesprochen worden von Leuten auf der Straße. „Ist das wirklich wahr?“

Mit neun Stichen hatte der Schüler die 44-jährige Geschichtslehrerin Sigrun L. so schwer verletzt, dass sie, nachdem sie sich noch aus dem Klassenzimmer geschleppt hatte, auf dem Flur in den Armen einer Kollegin verstarb. Die Polizei sprach später von „indifferentem Hass“ als Motiv.
Die Betroffenheit war riesig im ganzen Land. Zumal es erst wenige Tage vorher in Bad Reichenhall den Amoklauf eines 16-Jährigen gegeben hatte, der mit einem halbautomatischen Selbstladegewehr aus zwei Fenstern der elterlichen Wohnung vier Menschen erschossen und fünf verletzt hatte, bevor er sich selbst tötete.
Mehr positive Beispiele in den Medien

Besonders in Sachsen löste die Tat von Meißen Betroffenheit aus. Kultusminister Matthias Rößler sagte damals, er sei schockiert über den Fall. Er habe keine Erklärung. Das Gymnasium habe „ein solides soziales Umfeld“ und gelte als „gute Schule“. Damals entstand die Idee, dass in den Medien auch über positive Beziehungen zwischen Erwachsenen und Kinder berichtet werden müsste.

„Gemeinsam mit MDR Sachsen-Anhalt und dem General-Anzeiger starteten wir einen Aufruf zu Vorschlägen, Erwachsene zu benennen, die sich besonders im Alltag für Kinder einsetzen. Wir konnten damals nicht einschätzen, wie groß der Zuspruch war, danke zu sagen“, so Achim Frey. Zu diesem Zeitpunkt organisierte der Havelberger mit seinem A.F.Veranstaltungsbüro das Tourmanagement für die Kinderfigur Theo Tintenklecks. Blau war das Erscheinungsbild, da Theo aus dem Tintenfass eines alten Poeten auf die Welt getropft war. So entstand das „Blaue Herz“ als Symbol der Kinderfreundlichkeit.
Eigene Hymne von Ulli Schwinge
Im Jahr 2003 wurde dann der gleichnamige Verein „Blaue Herzen für Kinderfreundlichkeit“ gegründet und nach Jahren der Ehrung mit dem „Blauen Herz für Kinderfreundlichkeit“ wurde über eine Erneuerung nachgedacht.
Die Art und Weise des Dankesagens fand nach wie vor großen Zuspruch. „So entschlossen wir uns, das Blaue Herz zum Leben zu erwecken“ berichtet Achim Frey. In monatelanger Arbeit entwickelte er seine Idee mit Hilfe von Freunden immer weiter. 2010 übernahm Detlef Ballendat aus Sandau den Vereinsvorsitz. Schlagersänger und Komponist Ulli Schwinge schenkte dem Verein eigens für die Ehrung eine Hymne „Blaue Herzen für Kinderfreundlichkeit“.

Nach der gelungenen „Generalprobe“ zum 60-jährigen Jubiläum des Kanusports in Havelberg war es dann soweit. „Am 1. Juni 2011 schlugen auch unsere Herzen höher. Gemeinsam mit Ministerpräsident Reiner Haseloff feierten wir zum 165. Geburtstag der ältesten Kita in Deutschland, der Kita ,Rotkäppchen’ in Zörbig, die Premiere unseres Blauen Herzens. Vier Blaue-Herzen-Urkunden übergab der Ministerpräsident an diesem Tag persönlich.“
Käpt’n Blaubeere gehört dazu
Seitdem ist der Verein nun mit „Herzi“ unterwegs und „wir setzen unsere Aktionen weiter fort“, versichert der Vereinssprecher. Und sagt: „Wir möchten gern im Jubiläumsjahr das 600. Blaue Herz übergeben. Deswegen rufen wir auf, macht Vorschläge: Wer kann ein Blaues Herz für Kinderfreundlichkeit bekommen? Wem möchtet ihr auf besondere Art danke sagen für sein Engagement für Kinder?
Weiter geht es auch mit Käpt’n Blaubeere, vielen Aktionen und Veranstaltungen für Kinder. Denn das Blaue Herz schlägt weiter für die Jüngsten und die, die sich um sie kümmern.
Daten und Fakten zum Verein
Zu den Urkunden mit dem Blauen Herz gibt es einen Blumenstrauß, für den die Kita „Zwergenland“ in Havelberg oft kleine Blaue Herzen gebastelt hat.
Bekannt ist der Verein für seine Piratenshow mit Käpt’n Blaubeere und Herzi und die beliebten Entenrennen. Zur Geschichte gehören viele weitere Aktivitäten: 17-mal Kinderbetreuung beim Hausärztekongress in Wernigerode, fünfmal Kinderbetreuung beim Apothekerkongress in Wernigerode, Hunderte Kinderprogramme mit der Piratenshow, zehn Jahre Bürgermeister-Entenrennen in sechs Bundesländern („,einmalig“, sagt Achim Frey), die Entwicklung des „Blumenherzens für Kinderfreundlichkeit und Weltoffenheit“ mit Lieblingsblumen von Prominenten zur Buga 2015, Spendenaktionen, wie zur Coronazeit mit Gaststätten-Gutscheinen für Altenpflegerinnen, Arztpraxen und Verkäuferinnen in Supermärkten, sowie die Entwicklung von Bildungsprogrammen mit dem SITI wie „Professor Altklug“.
Vorschläge für Ehrungen
Nachdem vor 25 Jahren das erste Blaue Herz für Kinderfreundlichkeit vergeben worden ist, soll im Jubiläumsjahr das 600. an einen Menschen gehen, der sich für Kinder engagiert. Vorschläge nimmt Vereinssprecher Achim Frey unter Telefon 01520/2913557 oder per E-Mail an frey-events@web.de entgegen.
Veranstaltungen in 2025
Neben den Ehrungen gibt es zahlreiche Veranstaltungen für Kinder. Für 2025 sind anlässlich des Jubiläums geplant: 5. Juni – Kinderentenrennen beim Havelberger Kinderfest im Schwimmbad
28. Oktober – „Pittiplatschs Abenteuer im Zauberwald“ im Arthotel Havelberg
15. November: „Blaue Herzen Ball“ mit der Band „Dein Puls“ im Arthotel Havelberg.
Mit der Kinder-Piratenshow um Käpt’n Blaubeere und Herzi tourt der Verein weiter durchs Land. So zum Beispiel zu Pfingsten zur Eröffnung des „Athletiko Funparks“ in Rathenow oder zu den Harzer Sommertagen in Thale, bei dem das traditionelle Entenrennen stattfindet.
Spenden auch für die Fluthilfe
Mit all diesen Aktivitäten hat der Havelberger Verein über die Jahre weit über 40.000 Euro an Spenden ermöglicht, die zum Beispiel an Kinderprojekte, die Fluthilfe und Projekte für Menschen mit Behinderung weitergeleitet worden sind. Dafür sagen die Mitstreiter danke und freuen sich, wenn sie weiter unterstützt werden.