Besonderes Theater in Wust Zuschauer und Darsteller teilen sich zur Sommerschule die Bühne
Regisseur aus New York hat zum Abschluss der Sommerschule in Wust „Pygmalion“ inszeniert. Besucher sind an drei Abenden willkommen.

Wust. - Über 30 Jahre ist es her, dass das Sommerschultheater in Wust Premiere feierte. „Pygmalion“ lockte im Sommer 1992 viele Gäste an. Das soll sich 2024 wiederholen. So die Hoffnung von Arthur Shettle aus den USA, der damals schon Regie führte, und Enrico Reumann aus Wust, der da schon auf der Bühne stand und dieses Mal die Hauptrolle spielt.
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Das Schauspiel von George Bernard Shaw wird als Musical aufgeführt. Die Theaterbaracke verwandelt sich dafür in eine große Bühne. Die Zuschauer machen es sich im Café Pyg gemütlich. Realität und Phantasie verschmelzen, die Darsteller bedienen, bringen Getränke und Speisen an die Tische. „Es ist dieses Mal eine ganz andere Inszenierung als 1992“, sagt Arthur Shettle. Zum 30-jährigen Jubiläum der Sommerschule wollte er das Stück aus dem Jahr 1912, das in den 1950er Jahren die Vorlage für das Broadway-Musical „My fair Lady“ bildete, bereits wieder zur Aufführung bringen. Doch durchkreuzte Corona alle Pläne und die Sommerschule musste pausieren. Zur 32. Sommerschule gibt es nun am Donnerstag, Freitag und Sonnabend (1. bis 3. August) drei Vorstellungen, Beginn ist jeweils um 19.30 Uhr. Die Eintrittskarten sind an der Abendkasse erhältlich.
Theaterbaracke verwandelt sich in Café
Arthur Shettle, der mit seiner Frau und den drei Kindern in New York City zu Hause ist, hat lange überlegt, wie er das Stück um den Sprachwissenschaftler Henry Higgins und die Blumenverkäuferin Eliza Doolittle neu in Szene setzen kann. Mit der Idee, Café-Stimmung zu vermitteln, entwickelte sich der Weg, wie das alles in der Theater-Baracke realisiert werden kann, erzählt er am Telefon. „Das ist alles sehr einzigartig und ich habe das Gefühl, dass unsere Aufführung sehr interessant werden könnte.“ Livemusik gehört dazu. Vom Klavier begleitet, werden vier berühmte Lieder gesungen, kündigt Arthur Shettle an.
Dem Amerikaner, der normalerweise Regie an großen Theatern in Boston, New York und Wiesbaden führt, gefällt das experimentelle Theater zur Sommerschule im kleinen Wust. Innerhalb kürzester Zeit finden sich die Darsteller und lernen ihre Texte, werden Kostüme aus privatem Fundus ausgewählt, entsteht das Bühnenbild. Die Besonderheit ist die zweisprachige Aufführung des Stückes in Deutsch und Englisch. Mit Enrico Reumann ist er sich einig, dass das einmalig ist. Er hat sich wissenschaftlich damit auseinandergesetzt, ob Theater dazu dienen kann, Sprachen zu lernen, erzählt Artur Shettle – Wust ist der Beweis dafür, dass es funktioniert.
Theater in New York kann kompliziert sein
„Theater in New ist auch sehr schön, aber es kann auch sehr kompliziert sein“, sagt der Regisseur und berichtet von den vielfältigen Möglichkeiten, die Wust bietet. „Hier kannst du alles spielen, egal, ob Goethe, Ibsen, Brecht oder Shakespeare. Auch wenn es aufgrund der kurzen Zeit immer eine Herausforderung ist, sind die Theaterstücke immer ein großartiges Erlebnis für mich.“ Pygmalion 2024 ist seine 20. Theateraufführung in Wust.
Enrico Reumann ist stolz darauf, wieder als Darsteller mitwirken zu dürfen. Als gerade mal 15-Jähriger hatte er 1992 eine Rolle abbekommen. Er erinnert sich noch genau an die Castingliste von damals. „Mein Name stand als erster darauf.“ Er bekam die Rolle des Freddy. Der Wuster, der als Entertainer und Mitorganisator des Karnevals, des Oktoberfestes und der Schlagernacht bekannt ist, ist seitdem jedes Jahr beim Theater mit dabei, hat schon viele Hauptrollen gespielt.
Neun Darsteller sind es dieses Mal: Dozenten, Teilnehmer und Einwohner aus Wust freuen sich, dass sie sich die Baracke als große Bühne mit den Zuschauern teilen.