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Recht und Ordnung Achtung Kontrolle - Ordnungsamt auf Streife durch Klötze

Die Volksstimme begleitete zwei Mitarbeiter vom Ordnungsamt auf ihrem Weg durch Klötze. Es gab viele Knöllchen. Aber warum?

Von Markus Schulze 27.05.2025, 11:15
Robin Janot und Dominique Gruss vom Ordnungsamt in der Oebisfelder Straße in Klötze. Hier darf nur be- und entladen, aber nicht geparkt werden. Ansonsten gibt’s ein Knöllchen.
Robin Janot und Dominique Gruss vom Ordnungsamt in der Oebisfelder Straße in Klötze. Hier darf nur be- und entladen, aber nicht geparkt werden. Ansonsten gibt’s ein Knöllchen. Foto: Markus Schulze

Klötze. - Es ist kalt, stürmisch und zu allem Überfluss regnet es in Strömen. Doch davon lassen sich Dominique Gruss und Robin Janot vom Ordnungsamt nicht abhalten. Pünktlich um 10 Uhr verlassen sie das Rathaus. Ihr Plan: eine Runde durch Klötze drehen. „Wenn es auszuhalten ist, dann gehen wir los“, sagt die Sachgebietsleiterin. Bei Wind und Wetter.

Sie spannt einen Regenschirm auf, unter den auch der Volksstimme-Reporter schlüpfen darf, und tippt auf ihre Allwetterjacke. „Die hält schön warm.“ Und was ist, wenn die beiden Verwaltungskräfte unterwegs nass werden sollten? „Wir haben Wechselkleidung im Rathaus“, antwortet Robin Janot.

Kontrollen finden meist in Klötze statt

Dominique Gruss ist seine Vorgesetzte, doch der 23-Jährige marschiert selbstbewusst voran. Alltags macht er die Runde allein. „Nur am Wochenende sind wir zu zweit“, informiert Dominique Gruss. Kontrolliert wird in der Regel dreimal pro Woche, einmal im Monat auch am Sonnabend. Die Kontrollen finden zu 75 Prozent in Klötze statt und zu 25 Prozent in den Ortsteilen, berichtet sie.

Mit Problemen in Form von Drohungen, Beleidigungen oder gar körperlicher Gewalt sind beide noch nie konfrontiert worden. Gelegentlich möchte jemand diskutieren. Doch darauf lassen sie sich gar nicht erst ein. Sie haben gelernt, besonnen und sachlich zu bleiben. Sollte ihr Gegenüber aggressiv werden, rufen sie die Polizei. Dass Dominique Gruss und Robin Janot an diesem Morgen nicht zum Spaß unterwegs sind, erkennt man an ihrer Kleidung. „Stadt Klötze. Ordnungsamt“, steht darauf geschrieben. Am Ärmel ist als Hoheitsabzeichen die städtische Wappeneiche zu sehen. Wem das nicht reicht, dem können sie einen Dienstausweis zeigen.

Keine Tempo-Kontrollen

„Wir kontrollieren den ruhenden Verkehr und achten auf die Einhaltung der Straßenreinigungssatzung. Mit Geschwindigkeitsmessungen haben wir nichts am Hut. Das macht die Polizei“, räumt Dominique Gruss mit einem Mythos auf. Über die Mittelstraße geht es zur Großen Gartenstraße. Dort wirft das Duo einen Blick in die Kleine Gartenstraße, die derzeit vom Umleitungsverkehr durch den Ausbau der Gardelegener Straße betroffen ist und für Einsatzfahrzeuge frei bleiben muss. Es ist aber alles in Ordnung.

Dann geht es auf die Breite Straße. Und schon gibt es was zu tun. Ein Audi steht auf dem Gehweg. Robin Janot holt ein Gerät heraus, das einem Handy ähnelt. Er gibt das Kennzeichen, den Fahrzeugtyp, den Hersteller, die Uhrzeit und den Verstoß ein. Nun ist die Sache aktenkundig. „Es bringt also nichts, das Knöllchen wegzuwerfen“, betont Janot. Auf dem Gehweg zu parken, kostet 55 Euro. „Das ist das Maximum. Darüber befinden wir uns im Bußgeldbereich“, erläutert Dominique Gruss.

Aus Verwarngeld kann Bußgeld werden

Robin Janot trägt eine kleine Tasche bei sich. Darin befindet sich ein Mini-Drucker. Er druckt das Knöllchen aus und heftet es unter den Scheibenwischer. Der Fahrer hat nun zwei Wochen Zeit, um zu bezahlen. Macht er das nicht, folgt ein Schreiben, in dem noch einmal der Verstoß dargelegt wird, dazu ein Anhörungsbogen. Nun hat der Fahrer weitere zwei Wochen Zeit, um zu bezahlen. Danach kann das Verwarngeld in ein Bußgeld umgewandelt werden. Übrigens dient das Erinnerungsschreiben nach zwei Wochen auch für den Fall, dass das Knöllchen vom Wind weggeweht wurde.

Ab jetzt geht es Schlag auf Schlag. An der Breiten Straße, von der Eisdiele bis zum Kreisel, darf nur mit Parkscheibe für längstens eine Stunde geparkt werden. Doch bei 99,9 Prozent der Autos fehlt die Parkscheibe. „Die muss von außen gut zu sehen sein“, erklärt Robin Janot. Diese Ordnungswidrigkeit, also Parken ohne Parkscheibe, kostet 20 Euro. „Für die Höhe der Verwarngelder können wir nichts“, macht Dominique Gruss deutlich. „Dafür gibt es einen bundeseinheitlichen Katalog.“

Rang und Namen sind egal

Wenig später biegt die 30-Jährige mit Robin Janot in die Oebisfelder Straße ab. Bei der einstigen Einkaufsmeile handelt es sich um eine Spielstraße (verkehrsberuhigter Bereich). Hier darf nur be- oder entladen, aber nicht geparkt werden. Ein Geschäftsinhaber hält sich nicht daran. Sein Firmenfahrzeug steht direkt vor dem Laden. Robin Janot macht ein Foto mit Uhrzeit, geht mit seiner Vorgesetzten ein Stück weiter und kehrt drei Minuten später wieder zurück. Nun sind 10 Euro fällig. Der Geschäftsmann kommt heraus – und lächelt verlegen. Er ist Mitglied des Stadtrates. Doch Dominique Gruss und Robin Janot ist das egal. „Rang und Namen spielen keine Rolle. Wir würden auch den Bürgermeister aufschreiben“, versichert die Sachgebietsleiterin.

Sie selbst hat übrigens auch schon mal ein Knöllchen bekommen, in Braunschweig. Hingegen hat Robin Janot noch eine blütenreine Weste. „Das ist doch selbstverständlich, wenn man für das Ordnungsamt arbeitet“, meint der 23-Jährige. „Da will man ja auch mit gutem Beispiel vorangehen.“

Parken auf dem Gehweg

Nach dem Abstecher in die Oebisfelder Straße geht es zurück zur Breiten Straße. Wieder erspähen die Kontrolleure zahlreiche Autos ohne Parkscheibe. Das macht jeweils 20 Euro. Die leere Stadtkasse füllt sich. „Aber darum geht es uns nicht“, beteuert Dominique Gruss. „Es geht um Recht und Ordnung.“ Sie ist davon überzeugt, dass das Verwarngeld den erwischten Fahrern eine Lehre ist. Ausnahmen nicht ausgeschlossen. Denn vor dem Imbiss steht ein Auto auf dem Gehweg. Ein Mitarbeiter kommt heraus und beschwert sich, dass er erst vorige Woche ein Knöllchen erhalten hat. Dominique Gruss reagiert ruhig, aber bestimmt. „Sie dürfen nicht auf dem Gehweg parken. Das ist verboten“, sagt sie.

In Höhe der Sparkasse steht tatsächlich mal ein Fahrzeug mit Parkscheibe. Aber Moment. „Die Parkzeit ist abgelaufen“, erkennt Robin Janot sofort. Bei der Parkscheibe geht es um die Ankunftszeit. Gegebenenfalls wird aufgerundet. Ist es beispielsweise 11.07 Uhr, dann ist die Parkscheibe auf 11.30 Uhr einzustellen. Zu schummeln, indem die Parkscheibe auf 12 Uhr gestellt wird, ist sinnlos. „Dann gehen wir davon aus, dass das Fahrzeug seit Mitternacht hier steht“, erklärt Dominique Gruss.

Bei Wind und Wetter

Mittlerweile haben sie und Robin Janot rund 8.000 Schritte gemacht. Insgesamt wird ihr Rundgang knapp zwei Stunden dauern. Im Anschluss steht noch die Nachbereitung am Schreibtisch an. Dominique Gruss und Robin Janot haben ihren Traumberuf gefunden, sind gerne beim Ordnungsamt. „Der Job ist sehr abwechslungsreich und macht Spaß.“ Auch bei Wind und Wetter.