1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Klötze
  6. >
  7. Eine emotionale Zeitreise

Bandprojekt Eine emotionale Zeitreise

Eine Reise in die Musikgeschichte gab es beim Konzert mit dem Bandprojekt „Apfeltraum“ im Kunrauer Schloss. Dabei wurden Erinnerungen wach.

Von Markus Schulze 16.10.2018, 03:00

Kunrau l Peter Gläser zählte einst zu den bekanntesten Musikern der DDR. Er war bis 1975 Mitglied bei der zeitweise verbotenen „Klaus Renft Combo“, die sich ab 1974 schlicht „Renft“ nannte, gehörte ab 1976 zur Kult-Formation „Karussell“ und gründete 1983 unter seinem Künstlernamen „Cäsar“, den der gelernte Elektromonteur zu Schulzeiten wegen der vermeintlichen Ähnlichkeit zum römischen Feldherrn verpasst bekam, seine erste eigene Rockband. 2008 erlag er im Alter von 59 Jahren einem Krebsleiden. Für seine treuen Fans war das ein Schock. Doch Peter „Cäsar“ Gläser bleibt unvergessen.

Dafür sorgt seit 2015 auch das Bandprojekt „Apfeltraum“, das am Samstagabend auf Einladung des Kulturklubs Drömling im Kunrauer Schlosskeller auftrat. Zur Gruppe gehören neben früheren Weggefährten wie Big Joe Stolle auch zwei Söhne von Peter Gläser, nämlich Robert (46 Jahre alt) und Moritz (37). „Unser Vater hat ein riesengroßes Vermächtnis hinterlassen. Und dieses musikalische Erbe möchten wir weiter in die Welt hinaustragen“, erklärte Robert Gläser, der bereits zu DDR-Zeiten mit seinem berühmten Erzeuger auf der Bühne stand, im Vorgespräch mit der Volksstimme.

Dass dieses Unterfangen nicht einfach ist, sei der Band sehr wohl bewusst, aber: „Unser Vater war eine Legende. Es ist ein Privileg, in seine Fußstapfen zu treten“, fügte Roberts jüngerer Bruder Moritz hinzu. Darüber hinaus sei der Ansporn, alles in dessen Sinne zu machen, umso größer.

Übrigens, so erzählten die Brüder, sei es vorgezeichnet gewesen, dass sie ebenfalls eine künstlerische Laufbahn einschlagen. „Wir sind in einem Musiker-Haushalt groß geworden und hatten eigentlich keine Chance, etwas anderes zu werden“, berichtete Robert Gläser. Mitleid, so scherzte er, sei aber nicht angebracht, denn: „Es gibt Schlimmeres als Musiker zu sein.“ Und sicher, so ließ er durchblicken, gebe es auch Schlimmeres, als dem Cäsaren nachzueifern. „Wir haben seit 2015 über 100 Konzerte gespielt und sind immer wieder erstaunt, wie viele Leute sich noch an die Songs erinnern können und wie tief berührt sie davon sind.“

„Apfeltraum“ trat am Sonnabend in folgender Besetzung auf: Robert Gläser (Bass und Gesang), Moritz Gläser (Gitarre und Gesang), Big Joe Stolle (Gesang), Christian Gerlach (Schlagzeug) und Mauro Pandolfino (Gitarre). Die fünf Berliner waren zum ersten Mal in der Altmark zu Gast. Dem Publikum in Kunrau lieferten sie eine knapp zweistündige Show, aufgeteilt in zwei Blöcke. Es erklangen Klassiker wie „Wer die Rose ehrt“, „Als ich wie ein Vogel war“ und „Cäsars Blues“ sowie andere Titel wie beispielsweise „Mac Donald“, „Gänselieschen“ „Baggerführer“, „Sandmann“ und natürlich auch „Apfeltraum“. Bei den lauten Stücken gab es im Kunrauer Schlosskeller richtig was auf die Ohren, bei den leisen Werken hielten die Zuhörer, die sich auf eine emotionale Zeitreise begaben, andächtig inne.

Die Band stellte unter Beweis, „dass wir die anspruchsvollste Coverband Deutschlands sind“, wie Robert Gläser vor dem Konzert selbstbewusst behauptete. Grund: „Wir sind ganz dicht am Original. Das wollen und müssen wir auch sein, denn die Originale sind perfekt. Da gibt es nichts zu ändern oder zu verbessern.“

Wer sich davon überzeugen will, der sollte sich den 7. Januar 2019 vormerken. An diesem Tag wäre Peter Gläser 70 Jahre alt geworden. „Apfeltraum“ plant ein großes Konzert in der Kongresshalle Leizig, Cäsars Heimatstadt. „Dort wollen wir auch bisher unveröffentlichte Songs von unserem Vater spielen“, kündigte Robert Gläser an.

Nächster Termin im Kunrauer Schlosskeller ist am Sonnabend, 17. November, ein Whisky-Tasting mit Geschichten und Musik, die zum Getränk passen.