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Buch Mit 35 Jahren in 20 Jobs gearbeitet

Der gebürtige Immekather Carsten Schulze hatte in den vergangenen 18 Jahren 20 Jobs. Über seine Erlebnisse hat er ein Buch geschrieben.

Von Tobias Roitsch 24.01.2018, 02:00

Klötze/Immekath l Ein bewegtes Arbeitsleben hat der gebürtige Immekather Carsten Schulze schon hinter sich. Der 35-Jährige hat eine Ausbildung zum Kaufmann im Groß- und Außenhandel absolviert, baute Bühnen für Konzerte auf und wieder ab, goss in einem Werk große Bauteile aus Beton, ging mit Jugendlichen auf Reisen und war Bootsjunge. Außerdem hat er einen Studienabschluss in Kommununikationspsychologie. Und das ist nur ein kleiner Auszug aus dem umfangreichen Lebenslauf. Auf insgesamt 20 Jobs hat er es bisher gebracht. Genug, um mit den Erlebnissen ein ganzes Buch zu füllen. 330 Seiten kamen am Ende zusammen. Als Titel für sein Werk wählte er seine persönliche Bilanz: „18 Jahre, 20 Jobs – Die Abenteuer des jungen Schulze“.

Darin blickt Carsten Schulze, der jetzt in Leipzig lebt, auf seinen beruflichen Werdegang zurück. Dieser reicht vom ersten Ferienjob in der Großbäckerei und endet mit seiner Tätigkeit als Autor. Gekommen ist Schulze die Idee für sein Erstlingswerk im April 2017, wie er sich im Gespräch mit der Volksstimme erinnert. Auslöser für das Schreiben sei eine Talkshow im Fernsehen gewesen. „Da war ein älterer Mann, der sagte, dass er in seinem Leben schon acht Jobs gehabt hat. Die hast du doch dicke drin, habe ich mir gedacht“, blickt Schulze zurück. Stichpunktartig habe er daraufhin seine bisherigen Jobs notiert. „Es waren viel mehr“, sagt der 35-Jährige. Der Schaffensprozess nahm seinen Lauf. Als die Liste fertig war, folgten Stichpunkte, die er für die einzelnen Tätigkeiten notierte. Aus den Notizen wurden ausformulierte Sätze.

Schwierigkeiten habe ihm manchmal das Erinnern bereitet. „Man vergisst sehr viel“, sagt der Autor und ergänzt: „Das Positive und das Negative bleibt meistens hängen.“ Alles, was dazwischen lag, habe er vergessen und dafür lieber die beiden starken Pole herausgearbeitet.

Erinnert habe sich Carsten Schulze dabei nicht nur an die Details, die in Verbindung zu seinen Jobs stehen. Zu lesen sind in dem Buch auch immer wieder kleine Randgeschichten. So erfährt der Leser gleich zu Beginn, dass das Feiern in Carsten Schulzes Teenagerjahren in seinem Heimatort Immekath nicht zu kurz kam. Vom Schwarzfahren mit dem Moped wird berichtet, ebenso findet der Immekather Carnevals Club einen Platz. Er sei gespannt, welche Rückmeldungen er aus seinem Heimatdorf erhalten werde, sagt Schulze.

In dem Buch gibt der Autor einiges von sich und seinem Leben preis. Auch Episoden über das Scheitern gehören dazu: So wird er als Auszubildender mit dem Vorwurf konfrontiert, Geld aus der Kasse des Marktes, in dem er arbeitete, genommen zu haben. Tatsächlich, so gibt er zu, hat er sich eine Mark für einen Döner eingesteckt. Und das beim Chef angekündigt. Doch die Sache hat ein Nachspiel. Schulze soll versetzt werden und nicht mehr an der Kasse arbeiten. „Ich fange an zu heulen. Nicht zu weinen, zu heulen!“, beschreibt Schulze seine Reaktion in dem Buch. Anderes Beispiel: Die Phase der Arbeitslosigkeit nach dem Studium spart er ebenfalls nicht aus.

Brauchte es nicht Überwindung, so etwas von sich preiszugeben? „Sich als Mensch Schwächen zu erlauben, kommt heute viel zu kurz“, sagt er. Wer das Buch lese, begleite ihn über einen längeren Zeitraum. In der Masse seien es nicht so viele Schwächen. „Ich stehe dazu. Vielleicht können andere ja aus meinen Fehlern lernen.“

Regelmäßig tauchen die Namen von Freunden, Kollegen und Vorgesetzten auf. 250 Protagonisten werden erwähnt. „Pro Kapitel sind es meist zehn Leute“, sagt Schulze. Die Frage des Datenschutzes spielte für ihn eine wichtige Rolle. Welche Personen werden mit Klarnamen genannt, welchen sollte er besser einen anderen Namen geben? „Die große Masse wurde durch ein Synonym ersetzt“, berichtet der Autor und ergänzt: „Die Alternative wäre gewesen, 250 Leute einzeln zu fragen. Das hätte in keinem Verhältnis gestanden.“ Um sich abzusichern, habe er extra einen Anwalt konsultiert. Der Grund für seine Vorsicht: Manche Leute kommen in dem Buch nicht so gut weg.

Ein halbes Jahr dauerte es vom ersten Stichpunkt bis zum fertigen Buch. Vieles habe er selbst gemacht, etwa das Setzen des Textes. Sogar einen Verlag hat er für das Projekt gegründet, berichtet Schulze. Wertvolle Rückmeldungen gaben seine Freundin Petra und Lektorin Hannelore. Gedruckt wurden in der ersten Auflage schließlich 200 Bücher. Im Handel ist der Titel nicht erhältlich, sondern kann nur im Internet bestellt werden. „Ich hoffe auf eine zweite Auflage“, so Schulze. Abhängig sei das aber auch von den Lesungen, bei denen er das Buch vorstellen will. Als Ort für die erste Lesung überhaupt, bei der er längere Passagen vorlesen wird, hat er sich sein Heimatdorf Immekath ausgesucht. Zu Gast ist der Autor dort am Freitag, 26. Januar, ab 19 Uhr im Gasthof Zu den Linden. „In Immekath sind meine Wurzeln. Dort sollte auch die Lesung sein.“

Aktuell gibt er als Coach übrigens Bewerbungstrainings, ist als Bühnenbauer unterwegs und wird ab April als Raft Guide mit Touristen auf Wildwasserfahrt gehen. Neuer Stoff für eine mögliche Fortsetzung also. Ob es eine solche geben wird, wollte Carsten Schulze noch nicht in Aussicht stellen.