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Kritik an Unterhaltungsmaßnahmen im Naturschutzgebiet Ohreaue zwischen Steimke und Brome Flora und Fauna wollen ihre Ruhe haben

Von Markus Schulze 11.03.2014, 02:22

Der Altendorfer Gerd Blanke bemängelt, dass der Unterhaltungsverband Obere Ohre im Naturschutzgebiet Ohreaue zwischen Brome und Steimke Räumungsarbeiten erledigt. Die Flora und Fauna werde dadurch erheblich gestört.

Steimke/Brome l Es gibt eine Angelegenheit, in der stehen sich der Altendorfer Gerd Blanke und der Unterhaltungsverband Obere Ohre scheinbar unversöhnlich gegenüber. Es geht um das Naturschutzgebiet (NSG) Ohreaue zwischen Brome und Steimke. Nach Ansicht von Gerd Blanke müsste die dortige Flora und Fauna, insbesondere gefährdete Tiere wie der Biber sowie seltene Pflanzen wie das Waldläusekraut, ganz und gar in Ruhe gelassen werden. Dies, so kontert Hagen Müller, Geschäftsführer des Unterhaltungsverbands, ist seinem Verband jedoch nicht möglich. Und zwar vor allem deshalb, weil der Wasserhaushalt auch in diesem Bereich konstant gehalten werden müsse.

Neuester Vorfall in dem Ränkespiel ist der Vorwurf von Gerd Blanke, dass im NSG Ohreaue kürzlich Räumungsarbeiten stattgefunden hätten. Diese seien nach Auffassung von Gerd Blanke generell unnötig, weil das Areal weder land- noch forstwirtschaftlich genutzt werde. Seinen Bedenken zum Trotz sei dort aber in direkter Nähe zu einem Biberbau jüngst Hand angelegt worden. Das, so klagt Gerd Blanke, stelle einen Verstoß gegen das Bundesnaturschutzgesetz dar. Demnach sei es verboten, geschützte Arten während bestimmter Zeiträume - wie Überwinterung, Fortpflanzung und Aufzucht - zu stören. Er glaube zwar nicht, dass die regelmäßigen Arbeiten des Unterhaltungsverbandes dazu führen werden, dass die Biberfamilie eines Tages das Weite sucht, "dazu ist das Gebiet zu attraktiv", doch zumindest seien Pflanzenarten wie Königsfarn und Moorbärlapp bedroht. Denn: "Durch die Räumung wird dem Gebiet das Wasser entzogen."

Ohnehin sieht Gerd Blanke durch die Arbeiten des Unterhaltungsverbandes die Schutzmaßnahmen der Unteren Naturschutzbehörde konterkariert. Beispielsweise sei auf deren Anweisung erst 2011 ein Teil der Fläche westlich der K1122 von Kiefern- und Birkenbewuchs befreit worden, um einen übermäßigen Schattenwurf zu verhindern.

Hagen Müller weist die Kritik energisch von sich. Er gibt zwar zu, dass Anfang Januar Totholz aus der Ohre entfernt worden sei. Doch weiter sei nichts geschehen. Weder eine Grundräumung noch eine Krautung, die überdies immer erst im Spätherbst erfolge. Auch der auf niedersächsischer Seite aktive Aller-Ohre-Verband, "der auch 300 Meter für uns macht", habe in dem NSG in diesem Jahr noch nichts unternommen. Und überhaupt: Bei seinem Arbeitsplan, der mit der Oberen Naturschutzbehörde abgestimmt sei, halte sich der Unterhaltungsverband Obere Ohre strikt an die Verordnung, die für das NSG Ohreaue bestehe. Entsprechend, so betont Hagen Müller, würde auch auf besondere örtliche Gegebenheiten, wie eben ein Biberbau, Rücksicht genommen. Zu den seltenen Pflanzen meint Hagen Müller: "Vielleicht haben die sich ja gerade deshalb dort angesiedelt, weil wir wiederkehrend Pflegemaßnahmen durchführen."

Toter Biber gefunden

Das bezweifelt Gerd Blanke, der erkennt, dass sich zwei gegenseitige Interessenlagen gegenüberstehen. Womöglich auf Dauer. Eine Lösung hat Gerd Blanke nicht parat. "Am liebsten wäre mir, die nahen Äcker würden wieder in Wiesen umgewandelt, sodass es egal ist, wenn der Biber anstaut. Aber das wird wohl nicht passieren."

Die Unterhaltungsverbände, das möchte er gar nicht in Abrede stellen, hätten ihre Daseinsberechtigung. Dennoch würde er sich wünschen, dass die Räumungsarbeiten künftig an der Kreisstraße enden und nicht auf, wie bisher, das Gebiet des NSG Ohreaue ausgedehnt würden, sodass Flora und Fauna ohne Beeinträchtigungen leben können. Aber auch das sei gegenwärtig nur Wunschdenken, wie Hagen Müller erklärt. So verliefen im Bromer Busch Gewässer zweiter Ordnung, die den sogenannten Kirchwiesengraben tangieren. "Hier müssen wir für den Abfluss sorgen."

Gestern meldete Gerd Blanke noch, dass im NSG Ohreaue am 1. März ein toter Biber gefunden worden sei. Wie der Altmarkkreis Salzwedel auf Volksstimme-Nachfrage bestätigte, sei dieser Vorfall gemeldet worden und werde zurzeit geprüft.