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Für Campingfreunde Klötze liegt auf der Spanien-Route

Mehrmals im Jahr machen zwei Hamburger mit ihrem Wohnmobil in Klötze Station. Sie erzählen, warum sie gerne hierher kommen.

Von Meike Schulze 19.08.2017, 03:00

Klötze l „Wir sind einfach nur Uli und Regina, mehr nicht. So steht es auch am Wohnmobil, dann weiß jeder, mit wem er es zu tun hat“, sagt Regina. Dieses Jahr sind sie bereits zum vierten oder fünften Mal in Klötze, genau können sie das gar nicht sagen. Das rollende Eigenheim wird immer so geparkt, dass die beiden und die fünfjährige Hundedame Polly aus ihrem Freiluftwohnzimmer direkten Blick auf das gegenüberliegende Restaurant haben. „Wir sind gerne hier und im Restaurant gehen wir öfter mal essen“, erklärt Uli.

Hätten sie früher bei Verwandten in der Nähe Station gemacht, nutzen sie, seit es den Stellplatz am Waldbad gibt, die komfortable Dockingstation. Für einen Euro bekommen sie für acht Stunden Strom und für nochmal genauso viel oder wenig Geld einen vollen Wassertank. Wenn Vorräte aufgefüllt werden müssen, schätzen sie die Nähe des Einkaufszentrums am Hegelfeld, das fußläufig schnell zu erreichen ist. Und dann ist da noch der nahe Wald, in dem sie gerne spazieren gehen und Pilze suchen. „Dieses Jahr gibt es aber noch nicht viele“, erklärt Regina. Froh war sie, als sie einen Parasolpilz gefunden hat. „Der schmeckt wie ein Schnitzel und den gibt es nur im Osten. Jedenfalls habe ich im Westen noch nie einen gefunden.“

Für 2017 ist das Ehepaar zum letzten Mal hier. „Nächste Woche geht es Richtung Niederlande, zum Geburtstag bei Campingfreunden.“ Danach ist Spanien das große Ziel. „Wenn es in Deutschland kalt wird, fahren wir nach Spanien, im September geht es los. Weihnachten sitzen wir in kurzer Hose in der Sonne.“ Und wenn es in Deutschland schön wird, kommen sie zurück. Heißt: Die beiden leben tatsächlich im Wohnmobil. In dem Reihenhaus, das sie in Hamburg gemietet hatten, leben ihre Kinder und Enkel. Regina und Uli wollen nie wieder Mieter sein. Wenn sie irgendwann, „so in 20 Jahren vielleicht“, zu alt sind für das Reisecamping, wollen sie auf einem Campingplatz sesshaft werden.

Dass sie zum Reisepaar wurden, habe sich im Lauf der Jahre so ergeben. Anfangs seien sie immer nur an den Wochenenden gefahren. „Ging ja nicht anders, wegen der Arbeit.“ Er war bis zur Rente bei der Lufthansa als Monteur beschäftigt, sie bis zu ihrer Pensionierung bei der Post. Und nun mit 69 beziehungsweise 58 Jahren, „wollen wir einfach genießen“. Als nach über 20 Ehejahren die sechs Kinder – jeder hatte drei aus seiner ersten Ehe mit in die neue Partnerschaft gebracht – groß und selbständig waren, „haben wir gesagt, jetzt sind wir mal dran“. Da stand das Reihenhaus zehn Monate leer, aber Miete musste trotzdem bezahlt werden. Vor einigen Jahren sei die Idee gereift, das Gesparte in ein rollendes Heim zu investieren, denn wenn es auf der Bank liege, habe man ja nichts davon“.

Dass sie 365 Tage im Jahr auf engstem Raum miteinander auskommen müssen, ist für sie keine große Herausforderung. Menschen, die im Wohnmobil leben, seien eben von einem besonderen Schlag. „Wir werden uns nie zu viel.“ Beim Lesen, Spazieren gehen, Handarbeiten hat jeder seinen gewissen Freiraum. Dann sind da noch die Freunde an vielen Orten. Gut 10.000 Kilometer legen sie pro Jahr mit dem Wohnmobil zurück und fahren meist die Plätze an, „wo die Leute sind, mit denen wir uns gerne treffen“. Auch in Klötze hätten sie Bekannte, mit denen sie sich gerne verabreden. „Und wenn ich nächstes Jahr 70 werde, gehen wir hier essen“, hat sich Uli schon genau überlegt.