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Kuba-Impressionen Von der ersten bis zur letzten Seite

Der Journalist Landolf Scherzer las in der Klötzer Bibliothek aus seinem neuesten Buch. Er machte die Zuhörer neugierig auf Kuba.

Von Markus Schulze 29.04.2018, 03:00

Klötze l „Sie müssen sich die erste Seite anhören und hintendran die letzte“, stimmte der Schriftsteller Landolf Scherzer am Donnerstagabend sein Publikum auf die Buchlesung ein, zu der anlässlich des Welttages des Buches in die Klötzer Bibliothek eingeladen worden war. Zwar war die Zahl mit 15 zahlenden Gästen übersichtlich, doch die hingen dem Schriftsteller geradezu an den Lippen, fanden sich dank dessen authentischer und sympathischer Erzählweise selbst in Kuba wieder.

Dorthin reiste Scherzer im September 2016, um eine Reportage über Begegnungen zu schreiben, die er bei seinem sechswöchigen Aufenthalt als Postbote erlebte. Denn da er sich in dem karibischen Inselstaat noch nicht auskannte, hatte er in Vorbereitung der Reise per Leserbrief in einer Zeitung die Leser um Kontakte in Kuba gebeten und angeboten, Grüße zu übermitteln. Mit den über 90 Briefen und Grußwünschen, die Scherzer erhielt, machte er sich auf die Reise – und fasste seine Erlebnisse in dem Buch „Buenos días, Kuba“ zusammen.

Der Vortrag daraus war ein fesselnder Mix aus Lesung und Erzählung. Er begann damit, dass Scherzer Kuba quasi schon kennenlernte, bevor er überhaupt einen Fuß darauf gesetzt hatte – im Flugzeug, als sich der Start wegen technischer Probleme immer und immer wieder verzögerte – und Kubaner geduldig und gelassen darauf reagierten. Bis die Zuhörer eine gute Stunde später die letzte Seite mit Entdeckungen einfallsreicher Alltagserfindungen zu hören bekamen, ließ der Schriftsteller sie auszugsweise an der großen Trauer der Kubaner um den Tod Fidel Castros teilhaben, der ausgerechnet einen Tag nach Scherzers Ankunft gestorben war. Er ließ sie mit einem deutsch-kubanischen Liebespaar um ein Einreisevisum nach Deutschland fiebern, an einer mythischen Santeria-Prozession teilnehmen, mit dem Präsidenten der vereinigten Kubanischen Vegetariergesellschaft speisen, abenteuerliche Busfahrten durch Havanna erleben, den größten karibischen Friedhof erkunden und die Empörung über die durch Touristen gestörte Trauerfeier für ein Kind spüren.

Gespickt mit geschichtlichen Fakten und Vergleichen zu Erlebnissen in der DDR wurde daraus ein Bild über ein Land im Umbruch. Und ein Volk, das sich trotz vieler Widrigkeiten durch alle Altersschichten hindurch seinen Nationalstolz bewahrt.

Einmal mitgenommen in diese andere und irgendwie doch bekannte Welt, nutzten die Zuhörer nach der Lesung das Angebot Fragen zu stellen nur zu gerne. Perfekt war der Abend für die Gäste, als sie mit einem frisch signierten Exemplar des Buches den Heimweg antraten. Das Buch „Buenos días, Kuba“ gibt es übrigens auch in der Bibliothek, wie deren Leiterin Iris Wienecke bei der Eröffnung des Abends erklärt hatte.