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Spielmannszug Musik verbindet Generationen

Seit 90 Jahren gibt es den Spielmannszug der Steimker Feuerwehr. Der runde Geburtstag wurde groß gefeiert.

Von Tobias Roitsch 05.09.2017, 03:00

Steimke l Zum Feiern hatten die Mitglieder des Steimker Spielmannszuges der Feuerwehr am Sonnabend eingeladen. Gemeinsam mit Einwohnern und Gästen begingen sie das 90-jährige Bestehen der Formation. Organisiert hatten die Musiker dafür am frühen Abend einen Kommers. Doch was ist das überhaupt, ein Kommers, sei Robert Drefenstedt, Leiter der Gruppe, von vielen Steimkern im Vorfeld gefragt worden, wie er am Sonnabend bei der Begrüßung berichtete. So genau habe er das auch nicht gewusst und deshalb im Internet-Lexikon Wikipedia nachgeschlagen. „Ein Umtrunk im feierlichen Rahmen“, konnte er am Sonnabend als Antwort präsentieren.

Und feierlich ging es bei der Geburtstagsfeier tatsächlich zu. Die Steimker Musiker marschierten zunächst auf dem Schulplatz am Saal ein. Insgesamt 22 aktive Mitglieder zählt die Gruppe aktuell, konnte Robert Drefenstedt berichten. Zusammengenommen sind sie seit 511 Jahren im Spielmannszug, rechnete der Leiter vor. Zwischen 15 und 20 Auftritte stehen pro Jahr auf dem Programm, alle drei Wochen wird gemeinsam geübt. Rund 100 Stunden bringe jedes Mitglied so im Jahr für den Spielmannszug auf. „Wir können stolz sein, dass die Gemeinde einen so großen Spielmannszug besitzt“, sagte er und dankte einmal allen Unterstützern für deren Hilfe sowie den Familien der Mitglieder dafür, dass sie den Musikern die nötige Zeit geben.

Einen Blick in die Geschichte des Zuges warf Ortschronist Hermann Buchmüller. Er sei zwar selbst nicht Mitglied gewesen, dafür aber der Enkel eines Gründers. Er berichtete von verschiedenen Fotos, mit denen die Geschichte und Entwicklung nachempfunden werden könne. Während des Zweiten Weltkrieges gab es laut Buchmüller keine Auftritte. „Die Steimker Jungen sind aber mit einem Fanfarenzug durch die Straßen gezogen und haben ihr Talent gepflegt.“

Nach dem Krieg habe es einen Neuanfang für die Gruppe gegeben, 1953 erfolgte die Eingliederung in die Freiwillige Feuerwehr. Ein besonderer Höhepunkt, so Buchmüller, sei das Jahr 1988 gewesen. Damals trat der Zug bei der Feier zur Benennung des neuen Brandhauses auf. In einem Bericht, der in einer DDR-weit erschienenen Zeitschrift gedruckt wurde, habe es daraufhin geheißen, dass der Spielmannszug nicht nur in Steimke beliebt sei.

Mit der Wende hätten neue Aspekte das Gebilde geprägt. Rein äußerlich sei das schon an der Lyra, dem Schellenbaum, als neues Instrument im Zug zu erkennen gewesen. Neu sei auch, dass ebenfalls junge Frauen mitmachen. „Das ist erfreulich“, sagte Hermann Buchmüller. Heute gebe es Söhne und Enkel, die weiter auf den Flöten und Trommeln ihrer Väter und Großväter spielen. Gleich drei Generationen der Familie Dankert seien derzeit als Mitglieder im Zug vertreten, berichtete der Ortschronist. „Der Spielmannszug ist eine belebende Einheit im Dorf, für die Zukunft müssen wir keine Bange haben“, lautete sein Fazit.

Und was wäre eine Geburtstagsfeier ohne Glückwünsche und Geschenke? Beides fehlte nicht am Sonnabend. Einen großen Dank sprach etwa Klötzes Bürgermeister Uwe Bartels den Steimkern dafür aus, dass sie viele Veranstaltungen mit ihren Liedern begleiten. 90 Jahre seien ein langer Abschnitt. Er hoffe, dass er in zehn Jahren wieder gratulieren könne, sagte Bartels. „Der Knisterumschlag fällt heute etwas größer aus, 90 wird man nicht alle Tage“, sagte das Stadtoberhaupt und überreichte das Geschenk.

Als Aushängeschild, auf das man stolz sein könne, bezeichnete der Steimker Frauenchor, der beim Kommers selbst einige Lieder anstimmte, den Spielmannszug. Nicht wegzudenken sei der Zug auf den Schützenfesten des Bromer Schützenvereins, ließ man wissen. Man hoffe, dass die Steimker noch viele Jahre dort spielen, hieß es von den Bromern. Ähnlich sahen das auch die Ristedter Schützen. Ein Schützenfest ohne Spielmannszug sei kein richtiges Fest, sagte Vorsitzender Andreas Diebe. „Behaltet eure Kameradschaft. Ihr seid cool“, fand er ganz persönliche Worte. Er dankte den Steimkern für ihre jahrelange Treue. Keine Sorge, dass es die Gruppe in 15 Jahren nicht mehr gibt, habe man in der Feuerwehr von Kaiserwinkel, der Partnerwehr von Steimke.

Nach den Glückwünschen nutzte Robert Drefenstedt die Gelegenheit, um langjährige Mitglieder des Spielmannszuges mit Urkunden und Ehrennadeln auszuzeichnen. Anschließend stimmten die Musiker mit dem Zug aus Brome „Preußens Gloria“ an. Gefeiert wurde am Abend noch im Steimker Saal beim Tanz.