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Resolution Stadtrat macht gegen Wölfe mobil

Das Thema Wolf ruft die Stadträte von Klötze auf den Plan. Sie wollen eine Resolution an den Landtag schreiben.

Von Siegmar Riedel 03.02.2017, 02:00

Klötze l Stadtrat Jörg Kägebein (SPD) lässt das Thema Wolf nicht los. Während der Sitzung des Klötzer Stadtrates kritisierte er, wie die Landesregierung damit umgeht. „Wir hatten einen Wolfsbeauftragten hier in der Sitzung und ihn gebeten, uns Material zum Wolf zukommen zu lassen“, erinnerte er. Nach eineinhalb Jahren sei immer noch nichts passiert. Regelmäßig würden Jäger und Nutztierhalter in der Presse ihrem Unmut über den Wolf Luft machen, weil auch sie nicht damit einverstanden sind, was im Land passiert.

Aktuell reagierte Umweltministerin Claudia Dalbert (Grüne) mit einigen Nachbesserungen bei Beratung, Schutz und Entschädigungen für Nutztierhalter. Ein Wolfskompetenzzentrum wird in Iden seine Arbeit aufnehmen. Entschädigungsforderungen sollen schneller bearbeitet werden. Nicht nur der Kauf von Zäunen, sondern auch Herdenschutzhunde werden jetzt gefördert.

Das alles ist den Stadträten nicht genug. Jörg Kägebein glaubt auch den Zahlen zum Wolfsbestand und zu Entschädigungssummen nicht, „weil man nicht immer ehrlich mit uns umgeht, wenn es um den Wolf geht“, sagte er. Eine Zahl von zusätzlichen 250.000 Euro für Entschädigungen stünde im Raum. „Das wären hohe Eurosummen für jeden der rund 80 Wölfe in Sachsen-Anhalt“, rechnete Kägebein vor. „Ist das so, wäre das verwerflich und nicht verhältnismäßig.“ Er wünschte sich eine offene und ehrliche Diskussion dazu im Interesse der Mehrheit, „also der ländlichen Bevölkerung“.

Zudem forderte Jörg Kägebein Ergebnisse noch vor der Bundestagswahl, weil die Politiker ansonsten nach seinem Verständnis kneifen würden. Der Stadtrat: „Passiert nichts, haben wir irgendwann überall Schilder stehen mit der Aufschrift ,Wald betreten auf eigene Gefahr‘.“ In anderen Ländern wie in Schweden würden Jäger das regeln. Kägebein bat darum, die Diskussion in allen Fraktionen fortzusetzen. Denn: „So geht es nicht weiter. Das ist eine Bitte der Bürger.“

Das sieht Stadtrat Hermann Wegner (UWG) nicht anders. Er richtete seine Worte besonders an die beiden Landtagsabgeordneten unter den Stadträten, an Jürgen Barth (SPD) und Uwe Harms (CDU). „Die vor einiger Zeit aufgestellten 70-km/h-Schilder zwischen Klötze und Schwiesau zeigen doch, dass was in Bewegung ist“, begründete er. Erst am Sonntag hätte eine Frau beim Spazierengehen Richtung Apenburg ein Stück Schaffleisch gefunden und plötzlich hätten Wölfe geheult. Harms und Barth sollten deshalb dem Landtag den Ernst der Lage mitteilen.

Auch für Bürgermeister Uwe Bartels (UWG) ist die Brisanz der Situation klar. „Bei wem liegt die Haftung, wenn einem Menschen etwas passiert?“, fragte er und verdeutlichte: „Ich bin grundsätzlich gegen den Wolf. Was soll die Viertelmillion Euro vom Land bewirken?“ Arbeitsplätze würden nicht im neuen Wolfskompetenzzentrum in Iden entstehen, sondern müssten anderswo geschaffen werden, beispielsweise im Tourismusbereich. „Wir sollten uns deshalb schriftlich positionieren und das den Landtagsabgeordneten mitgeben“, forderte der Bürgermeister.

Für Uwe Witte (CDU) hat sich zudem ein Wandel vollzogen: „Erst hat man uns gesagt, der Wolf sei scheu. Heute läuft er auf Wegen in Ortschaften lang. Wenn das erste Kind angefallen wird, ist es zu spät.“

Adolf Fehse (SPD) schlug vor, dass der Stadtrat eine Resolution an den Landtag schreibt, weil sie mit der Informationspolitik zum Wolf nicht einverstanden seien und um Lösungen bitten würden. „Ich spreche aus Erfahrung, weil ich seit 15 Jahren um den Bau der A 14 kämpfe. Das wird nichts, wenn nicht eine Resolution auf dem Tisch liegt“, erläuterte Fehse. In den vergangenen Jahren hätte er schon viele Märchen hören müssen. Selbst in den Medien gehen Experten aber von einer Gefahr durch den Wolf aus. Adolf Fehse appellierte an die Eltern: „Lasst Eure Kinder nicht weglaufen, wenn Ihr einen Wolf seht. Das Kind wird dann zur Beute, das ist der Instinkt des Wolfs.“

Uwe Harms machte deutlich, dass der Wolf nicht mehr vom Aussterben bedroht sei. Die Populationen im Land müssten deshalb reguliert werden. Er riet zudem, die Resolution inhaltlich gut vorzubereiten. Aus der aktuellen Debatte würde er zuarbeiten.

Von Verniedlichung der Gefahr durch die Wolfsbeauftragten sprach Horst Wienecke (UWG). „Die lassen es alle laufen wie beim Biber“, zog er einen Vergleich. Niemand wisse genau, wie viel Geld in die Beseitigung der Schäden durch Biber gesteckt werden müsse. Genauso sei es beim Wolf.

Stadtratsvorsitzender Klaus Ewertowski (CDU) fasste den Antrag in Worte. Je Fraktion wird ein Vertreter zusammen mit dem Bürgermeister die Resolution an den Landtag verfassen. In ihrer nächsten Sitzung am 22. März sollen die Stadträte über das Schreiben befinden.

Diesen Vorschlag nahmen die Stadträte abschließend mit zwei Enthaltungen an, eine davon kam vom Landtagsabgeordneten Jürgen Barth.