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Rumänien Helfer leisten Hilfe zur Selbsthilfe

Im rumänischen Zvoristea können die Menschen jede Hilfe gebrauchen. Die Kunrauer Senioren bekamen Informationen über ein Hilfsprojekt.

Von Markus Schulze 05.04.2017, 21:00

Kunrau/Zvoristea l Die Häuser sind aus Lehm, es gibt kein fließendes Wasser. Die Menschen im rumänischen Zvoristea, direkt an der Grenze zur Ukraine, leben größtenteils in bitterster Armut. Es fehlen Dinge, die hierzulande als selbstverständlich gelten: Strom, Kleidung, Möbel, ja sogar Lebensmittel. Um ihnen den Alltag zumindest ein bisschen zu erleichtern, haben engagierte Personen aus der Altmark vor mehr als 20 Jahren ein Hilfsprojekt ins Leben gerufen. Daran beteiligt sich auch Erich Fischbeck aus Kunrau, in dessen Scheune eingehende Spenden gelagert werden. Erst vor zwei Wochen ging von hier aus wieder ein Hilfstransport auf die Reise. Wie Fischbeck am Dienstagnachmittag beim Treffen der Kunrauer Senioren im Schloss sagte, sei dies nur möglich, weil immer noch viele Leute spenden. Und weil es unermüdliche Helfer gebe, denen die Menschen in Rumänien am Herzen lägen und die sich um alles kümmern. „Aber wenn man dort in die glücklichen Gesichter schaut, dann ermutigt uns das immer wieder aufs Neue zum Weitermachen“, betonte Fischbeck. Wie die Hilfe in Rumänien genau aussieht, darüber sprachen Edith und Herbert Bartel aus Gardelegen, die dem Projekt quasi seit der ersten Stunde angehören, sowie Holger Lingstädt aus Rohrberg. Ihren Vortrag über eine Reise nach Rumänien im September 2016 garnierten die Redner mit eindrucksvollen Bildern.

Wie Edith Bartel berichtete, könne man sich in Deutschland kaum vorstellen, wie es in Zvoristea früher ausgesehen habe. Ein bisschen besser sei es schon geworden. Auch dank der Hilfe der Altmärker, die vor Ort mit einer Initiative aus den Niederlanden kooperieren. So sei ein kleines Krankenhaus gebaut worden und auch eine Bäckerei. Außerdem seien einfache Gebäude entstanden. Kein Luxus. „Die Menschen sind es gewohnt, nur einen Raum zu haben, in dem sie schlafen, kochen und wohnen. Die sind zufrieden damit.“

Der Alltag sei beileibe kein Zuckerschlecken. „Um Wasser zu bekommen, muss man sich einen Eimer schnappen und zwei Kilometer laufen“, erzählte Edith Bartel, die, wie ihr Mann, aus gesundheitlichen Gründen allmählich etwas kürzertreten möchte. Das Hauptnahrungsmittel sei Mais beziehungsweise Maismehl. Umso schlimmer sei es, wenn die Ernte schlecht oder ganz ausfalle. Mangels Kühlschränken gebe es Fleisch erst ab Oktober, wenn es wieder kälter werde. Wenn die Helfer aus der Altmark in Rumänien sind, dann könnten sie sich auf Dolmetscherin Ingeborg und den Koordinaor Georgi verlassen. „Ohne die beiden sind wir aufgeschmissen“, machte Edith Bartel deutlich.

Vor Ort werden die Spenden zunächst gesammelt und dann verteilt. Oder sie werden auf einem Grundstück ausgebreitet und die Menschen nehmen sich unter der Aufsicht der Helfer, was sie brauchen. Stets gerne gesehen seien Schuhe, Bettwäsche, Spielzeug, Materialien für die Schule und neuerdings auch Instrumente.

„Das sind meistens sehr liebenswerte Menschen, die sehr genügsam sind“, informierte Edith Barthel. Jedoch sei die Mentalität eine andere als in Deutschland. „Nicht zu vergleichen“. So sei es für unser Verständnis vielleicht etwas kurios, dass jede Behausung, und mag sie auch noch so erbärmlich sein, umzäunt sei. „Als wir damals angefangen haben, das Krankenhaus zu bauen, war noch kein Stein gesetzt, aber der Zaun stand schon“, nannte Edith Barthel ein Beispiel.

Sie rief die Kunrauer Senioren, aber auch alle anderen dazu auf, weiter fleißig zu spenden. „Unsere Arbeit ist noch nicht beendet. Es gibt immer was zu tun.“ Und: „In Deutschland geht es uns gut. Wir leben im Überfluss. Was wir wegschmeißen, kann man in Rumänien oft noch gut gebrauchen.“