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Waldbad Beifall oder Reinfall?

Beendet ist die Saison im Klötzer Waldbad. Im Ortschaftsrat wurde Lob verteilt, aber auch nicht an Kritik gespart.

Von Tobias Roitsch 25.09.2020, 01:01

Klötze l Zwei Monate und zwei Tage – so lange dauerte die Saison 2020 im Klötzer Waldbad. Der erste Badegast stieg am 15. Juli ins kühle Nass. Schluss war am 17. September. Bis Ende August wurden in der Freizeiteinrichtung an der Schützenstraße rund 5600 Besucher gezählt, informierte Klötzes amtierender Ortsbürgermeister Raimund Punke während der jüngsten Sitzung des Ortschaftsrates.

Insgesamt fiel die Saison im Corona-Sommer 2020 also kürzer aus als in den Vorjahren. Auch deshalb, weil vor der Eröffnung im Schwimmer- und Nichtschwimmer-Becken des Bades aufwendige Reparaturen erledigt werden mussten. Erstmals übernahm in diesem Jahr die Deutsche-Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) die Verantwortung im Waldbad. Als Partner konnte die Stadt Klötze für diese Aufgabe die Diesdorfer Ortsgruppe gewinnen, die Rettungsschwimmer und einen Schwimmmeister stellte. „Die DLRG hat eine gute Arbeit gemacht“, sagte Raimund Punke im Ortschaftsrat. Kein Gast sei zu Schaden gekommen. Schön wäre es, wenn ein eigener Schwimmmeister für das Klötzer Bad gefunden werden könnte, ergänzte Raimund Punke.

Eher vernichtend fiel die Bewertung von Christian Gebühr (SPD) aus. Wenn die DLRG für ein zweites Jahr wiederkomme, dann kämen wohl keine Gäste mehr, sagte er. Begründet hatte er seine Aussage während der Sitzung nicht. Deshalb fragte die Volksstimme anschließend bei Gebühr nach. Die Kommunikation zwischen einzelnen Vertretern der DLRG und den Besuchern habe nicht immer hingehauen, sagte Gebühr. Er berichtete, dass Gäste angeschnauzt worden seien, die etwa gegen Regeln verstoßen hätten. Als Beispiel nannte der Ratsherr das Übersteigen einer Absperr-Kette. Man müsse es mit den Regeln nicht übertreiben, so Christian Gebühr. Das sei nicht gut für die Außenwirkung des Bades. Er selbst sei eigentlich jeden Tag im Waldbad gewesen, „außer wenn es zu kalt war“. Zwischenzeitlich habe er auch das Kunrauer Bad besucht und so selbst einen Eindruck bekommen.

Die Volksstimme fragte bei der DLRG in Diesdorf nach, wie man zu dieser Kritik steht. Eine schriftliche Anfrage blieb bis zum gestrigen Donnerstagnachmittag jedoch unbeantwortet, obwohl auf telefonische Nachfrage eine Beantwortung zugesichert wurde. Unbeantwortet bleibt damit auch eine weitere Frage, die während der Sitzung des Klötzer Ortschaftsrates aufkam. Bernd Hamann (Die Linke) hatte mitgeteilt, dass das Bad am letzten Sonntag in der Saison nur in der Zeit von 12 bis 13 Uhr geöffnet gewesen sei. Den Grund dafür kenne er nicht. Kann die DLRG eine Auskunft dazu geben?, wollte die Volksstimme wissen.

Positiv sei für ihn gewesen, dass die Saison bis zum 17. September verlängert wurde, teilte Bernd Hamann der Runde mit. Dadurch seien bestimmt einige Gäste mehr ins Bad gekommen, schätzte er. Ansonsten müsse er aber Beanstandungen nennen, die es in den Vorjahren nicht gegeben habe. Beim Schwimmen etwa hätte er Blätter auf dem Rücken und im Gesicht gehabt, nannte er als Beispiel. „Das gab es vorher nicht“, sagte Hamann, der Schwimmmeister habe das Laub früher abgefischt. Für 2021 schlug Hamann vor, dass sich die Stadt Klötze, die DLRG und die Wasserwacht vor der Saison zusammensetzen sollten, um zu klären, wie alles laufen soll. Auch wüsste er gern, ob das Schwimmer-Becken jetzt im Herbst saniert oder die Pumpe repariert werden soll.

„Es muss dringend saniert werden“, war sich auch Frank Fritzsche (CDU) sicher. Doch er erkenne „null Konzepte“ für das Bad. Wenn es keine Ausschreibungen gebe, würden sich für die Arbeiten bis zum nächsten Frühjahr wohl keine Firmen finden, sagte er. Bei der Suche nach einem neuen Schwimmmeister für das Bad sollte man „überall suchen“ und auch mit den Verantwortlichen in Gardelegen und Salzwedel sprechen, empfahl Fritzsche.

„Nicht so kritisch“ wollte Lothar Schulze (Die Linke) die ganze Sache sehen. Die Stadt könne sich kein Personal für das Bad backen. „Trotzdem ist es gelungen, einen ordentlichen Badebetrieb zu bewerkstelligen“, sagte Schulze. Mehr als 5600 Gäste hätten einen Grund für einen Besuch gesehen. Das Bad sollte man schrittweise wiederherstellen und nicht alles in Grund und Boden diskutieren, so Schulze.