Schimmelproblem „Wissen nicht mehr, was wir tun sollen“
Mit einem massiven Schimmelproblem in der Wohnung haben zwei Apenburger zu kämpfen. Sie fühlen sie sich alleingelassen.
Apenburg l „Der Schimmel ist überall. Wir wissen schon nicht mehr, was wir noch machen sollen“, zeigt Dieter Heinrich auf die großen dunklen Flecken an den Wänden und Decken seiner Wohnung im Wohnblock Badeler Straße 29 b in Apenburg, die er zusammen mit seinem Ehemann Reinhard seit März 2018 bewohnt. Besonders schlimm ist es unter den Fenstern und hinter dem kleinen Schlafzimmerschränkchen. Dort sind die Wände stellenweise komplett schwarz. Es gibt keinen Raum in der Drei-Zimmer-Wohnung, der nicht betroffen ist.
Am mangelnden Lüften liegt der Schimmelbefall nicht, sagt Dieter Heinrich. „Wir machen morgens, mittags und abends die Fenster auf, mehr geht nicht“, versichert der Apenburger. Er vermutet vielmehr Mängel an der Bausubstanz des Blocks, der zu DDR-Zeiten errichtet wurde. Möglicherweise sei auch das Dach undicht. Wasser laufe teilweise direkt von den Wänden und Decken, und wenn es regnet, sei man an den Fenstern ständig am Wischen, damit das Nass nicht in die Stube läuft.
„Das ist ein unhaltbarer Zustand“, schimpft auch Reinhard Heinrich. Der Apenburger hat inzwischen schon mit Beschwerden an den Bronchien zu kämpfen, die er ebenfalls auf Schimmel und Feuchtigkeit zurückführt. „Meine Augen brennen und ich huste die ganze Nacht“, erzählt er.
Dem Vermieter, einem Würzburger Immobilienunternehmer, der die beiden Wohnblöcke vor einigen Jahren gekauft hat, haben Heinrichs die Zustände geschildert und um Abhilfe gebeten. „Doch auf eine Antwort warten wir bis heute. Auch ans Telefon geht dort keiner“, beschweren sich die beiden. Daraufhin hätten sie die Miete von 429 Euro, die das Jobcenter für die beiden Hartz-IV-Empfänger bezahlt, wegen Mietmängeln pauschal um zehn Prozent gekürzt. Auch das habe der Vermieter hingenommen, ohne die Ursache zu beseitigen oder überhaupt zu reagieren.
Auch die Volksstimme hat versucht, den Vermieter zu kontaktieren und ihn um eine Stellungnahme zu bitten. Ebenfalls ohne Erfolg, die Anfrage blieb unbeantwortet. Ebenso die Bitte, zu erklären, warum den Heinrichs 2018 eine Wohnung mit 70 Quadratmetern vermietet wurde, die nach geändertem Mietvertrag nun auf einmal nur noch 61 Quadratmeter groß ist. „Da ist doch 18 Monate lang zu viel Geld vom Jobcenter kassiert worden“, so Dieter Heinrich. Auch eine Betriebskostenabrechnung habe er seit dem Einzug vor knapp zwei Jahren bisher nicht erhalten.
Zurück zum Schimmelproblem. Heinrichs haben bereits selbst Hand angelegt und die betroffenen Stellen immer wieder mit Farbe überstrichen. Doch es dauerte nicht lange und der Schimmel kam wieder durch. „Auch das Laminat hatte sich gehoben, weil Feuchtigkeit drunter war. Das musste ich entfernen“, erklärt Dieter Heinrich. Größere Renovierungsmaßnahmen können sich die beiden mit ihrem schmalen Geldbeutel nicht leisten. „Und vom Jobcenter erhalten wir auch keine Unterstützung. Die haben gesagt, Schönheitsreparaturen würden sie nicht bezahlen“, ärgert sich der Apenburger.
Und was ist mit dem Umzug in eine andere Wohnung? „Das würden wir ja gern machen, aber die Umzugs- und Transportkosten können wir nicht bezahlen“, zeigt sich Dieter Heinrich verzweifelt. Angesprochen auf das Problem, zeigte sich das Jobcenter in Klötze gegenüber der Volksstimme bedeckt. Der Fall sei dort bekannt, aus Datenschutzgründen könne der übersandte Fragenkatalog jedoch nicht beantwortet werden. „Zum Schutz der Persönlichkeit werden Anliegen unserer Kunden generell mit ihnen persönlich geklärt und nicht der Öffentlichkeit preisgegeben“, teilte Pressesprecherin Iris Fuchs mit.
Heinrichs haben inzwischen das Gesundheitsamt des Altmarkkreises eingeschaltet. „Es waren auch Mitarbeiter hier und haben Schimmelproben genommen, die ins Labor geschickt werden sollten“, erzählt Dieter Heinrich. Das Problem: die Kosten dafür, etwa 100 Euro, hätten die Mieter aus eigener Tasche bezahlen müssen. „Und das können wir einfach nicht“, zeigt sich der Apenburger resigniert.
Auf Volksstimme-Nachfrage bestätigte das Gesundheitsamt die Wohnungsbesichtigung am 26. November 2019. Eine Beurteilung des Schimmelbefalls könne jedoch erst nach Vorlage einer Schimmelpilzuntersuchung durch das Landesamt für Verbraucherschutz (LAV) Sachsen-Anhalt erfolgen. Dieses Ergebnis liege aber nicht vor, da die vorsorglich aus der Küche genommene Probe nicht eingeschickt wurde. Grund: Heinrichs hätten am 27. November telefonisch abgesagt und sich aus Kostengründen gegen eine Untersuchung entschieden. „Das Probematerial wurde 14 Tage später vernichtet. Die Untersuchung sollte die Einschätzung einer Gesundheitsgefährdung ermöglichen und bei Nachweis von Schimmelbefall hätte eine Bestätigung zur Vorlage beim Vermieter zur Verfügung gestanden“, heißt es vom Gesundheitsamt.
Grundsätzlich gehörten Schimmelpilze nicht in Wohnräume und ein Befall sei „gesundheitlich nicht zuträglich“. Inwieweit er sich als gesundheitsgefährdend einstufen lässt, „hängt von einzelnen Schimmelpilzarten ab, die unter Umständen sogenannte Toxinbildner (Gift abgebend) sein können“.
Die beiden Mieter seien nach der Wohnungsbesichtigung durch das Amt umfangreich beraten und auf eine zwingend notwendige regelmäßige Lüftung der Wohnung hingewiesen worden. „Weitere Möglichkeiten zur Durchführung einer Raumluftmessung und Baufeuchtemessung durch das LAV wurden aufgezeigt. Die Beurteilung eines Gebäudeschadens kann über einen Baugutachter bewertet werden“, so das Amt. Alle angebotenen Möglichkeiten seien aber gebührenpflichtig. Zudem bleibe den Betroffenen der private Rechtsweg und die Beauftragung eines unabhängigen Labors zur Bestimmung von Schimmelpilzarten offen.
Dieter und Reinhard Heinrich hoffen jetzt, dass sie anderweitig Unterstützung bekommen. „Vielleicht findet sich ja jemand, der uns hilft. Darüber würden wir uns wirklich sehr freuen“, appellieren sie an ihre Mitbürger. Wer seine Hilfe anbieten möchte, kann sich an Dieter Heinrich unter Telefon 0152/57 52 40 82 wenden.