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Zu alt Windrädern geht die Puste aus

27 Windräder im Windpark Neuendorf/Kakerbeck verschwinden. Eine Firma will neue Anlagen errichten.

Von Markus Schulze 25.06.2020, 01:01

Hohenhenningen l Seit dem Jahr 2000 gibt es den Windpark Neuendorf/Kakerbeck. Der besteht aus 27 Windkraftanlagen, die jeweils eine Leistung von 850 Kilowatt erbringen. Doch die Zeit der alten Anlagen läuft ab. Darauf machte Simeon Ziegeler am Montagabend bei der Sitzung des Neuendorfer Ortschaftsrates in Hohenhenningen aufmerksam. Er ist Projektentwickler bei PNE (Pure New Energy), einem Unternehmen, ansässig in Cuxhaven, das Windparks plant und realisiert.

Die Lebensdauer der alten Anlagen sei begrenzt, berichtete er. „Die halten normalerweise 20 Jahre, 25 sind das Maximum.“ Darum werde der Windpark in seiner jetzigen Form auch nicht mehr lange existieren können.

PNE beabsichtige nun, in einem Potentialgebiet drei bis vier neue Anlagen zu errichten. „Repowering“, also der Austausch von alten Windrädern, sei in diesem Fall aber nicht ganz das richtige Wort, erklärte Ziegeler auf Nachfrage der Volksstimme.

Vielmehr solle das aktuelle Windparkgebiet erweitert beziehungsweise verlagert werden, und zwar in Richtung Lockstedt/Neuendorf. Genau dort sollen dann die drei oder vier neuen Anlagen gebaut werden. Wenn alles reibungslos verläuft, könnte die Inbetriebnahme bereits im Jahr 2023 erfolgen.

Die neuen Windräder sollen eine Größe von 200 bis 240 Meter und eine Leistung von viereinhalb bis sechs Megawatt haben, informierte Ralf Hertwig, freier Mitarbeiter aus Dresden, der sich für PNE um die Grundstückssicherung kümmert. Zusammen kämen die neuen Windräder auf mindestens 15 bis 20 Megawatt und damit ungefähr auf die gleiche Leistung wie die 27 alten Windräder mit ihren 850 Kilowatt.

Problem: Im Gebiet des bestehenden Windparks dürfen die neuen Anlagen wohl nicht gebaut werden. Die Chancen, eine Genehmigung zu bekommen, seien schlecht, wie Ziegeler und Hertwig einschätzten. Grund: In der Umgebung gebe es sechs brütende Rotmilanpärchen, wie ein Gutachten aus dem Jahr 2017 ergeben habe. Der Naturschutz spiele eine wichtige Rolle. Zu den Horsten müsse ein Abstand von 1500 Meter gewahrt werden, um die Rotmilane, die dort noch immer ihre Kreise ziehen, nicht zu gefährden.

Darum orientiere man sich in Richtung Lockstedt/Neuendorf, wo die Chancen, das Projekt zu realisieren, größer seien. Allerdings benötige man dafür die Zustimmung der Stadt Klötze. Diese habe nun die Möglichkeit, einen Raum für Windenergie zu schaffen und einen Antrag bei der Regionalplanung zu stellen. „Wir würden das alles organisieren und auch die Kosten übernehmen“, versprach Ziegeler. Die Klötzer Stadtverwaltung habe die Firma gebeten, das Projekt zunächst im Neuendorfer Ortschaftsrat vorzustellen. Wenn sich die Ortschaftsräte dort eine Meinung gebildet haben, könne der Stadtrat eine Entscheidung treffen.

Zu den Ortslagen von Lockstedt und Neuendorf bliebe ein Puffer von mindestens 1000 Metern, wie es hieß. Die neuen Anlagen seien dermaßen modern, dass einst typische Begleiterscheinungen wie Schattenwurf oder Befeuerung kaum noch zutage träten. Die Nachtlichter würden sich erst dann automatisch einschalten, wenn ein Flugzeug in den Radius käme.

Sollte der Klötzer Stadtrat zustimmen, wäre das nicht zum Nachteil der Region, wie Ziegeler anmerkte. Die Einheitsgemeinde könnte Wege verpachten und Gewerbesteuern erzielen. PNE würde vorzugsweise lokale Betriebe beauftragen. Für jede Anlage, so Hertwig, müsse auch eine Ausgleichsmaßnahme umgesetzt werden. Hier könnte die Gemeinde ebenfalls mitsprechen.

Laut Ziegeler gebe es zudem einen Gesetzentwurf, wonach die Kommune am Erlös aus dem Stromverkauf beteiligt werden müsse. Ob es dazu komme, „steht aber noch in den Sternen“.

Wie der Neuendorfer Ortschaftsrat zu dem Vorhaben steht, blieb am Montagabend offen. Es gab weder Wortmeldungen noch einen Beschluss.