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Baudenkmal Die Angst vor zweiter Hyparschale

Die Zukunft der Hermann-Gieseler-Halle in Magdeburg bereitet Sorgen - viele befürchten einen zweiten Fall Hyparschale.

Von Martin Rieß 03.09.2015, 01:01

Magdeburg l Dass die von Gutachtern errechneten 22 Millionen Euro für die Sanierung und Modernisierung der Hermann-Gieseler-Halle der Verwaltung und vielen Stadträten zu viel sind, zeigt die von der Volksstimme berichtete Diskussion. Bevor der Stadtrat heute die Entscheidung von 2013 zur Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes kippt und den Neubau einer Ersatzhalle an anderer Stelle in Auftrag gibt, gab es auch im Bauausschuss eine Diskussion um das Thema.

Hier vor allem von Bedeutung: Wenn die Sportler in der Halle aus den 1920er Jahren das Feld räumen – was wird dann aus dem Gebäude? In einem interfraktionellen Antrag auf Initiative von Die Linke/Gartenpartei und Bündnis 90/Die Grünen wurden diese Fragen in Form gegossen. Grünen-Stadtrat Jürgen Canehl meint: „Es steht zu befürchten, dass hier ein zweiter Fall Hyparschale entsteht.“ Sprich: Das Gebäude wird aufgegeben, verfällt, und die Kommune ist trotz Zusage, eigene Investitionen vorzunehmen, nicht in der Lage, einen Investor zu finden. Oder ein Fall Stadtbad: Das Gebäude wird an einen Investor verkauft, der es dann verfallen lässt und dann abreißt. Besonders aufgestoßen ist in diesem Zusammenhang einer Reihe von Stadträten die unverbindliche Formulierung der Verwaltung, eine Nachnutzung nach städteplanerischen Gesichtspunkten in die Wege zu leiten.

Hier setzt auch der erwähnte Antrag an: Die Verwaltung solle ein Konzept erarbeiten, das auch die denkmalgerechte Wiederherstellung des Geländes und der Halle – hier waren in den 1950er Jahren unter anderem Fensterbänder entfernt worden – festschreibt. Falls denn hier Handel angesiedelt werden soll, dann soll ausgeschlossen werden, dass es sich um innenstadtrelevanten Handel handelt, und die Belieferung soll nur über die Schlachthofstraße erfolgen.

Ein erklärter Kritiker dieses Antrags ist SPD-Stadtrat Denny Hitzeroth: „Die Hermann-Gieseler-Halle steht doch ohnehin unter Denkmalschutz. Das steht doch gar nicht in Abrede. Warum sollen wir das hier noch beschließen?“ Die Fragen zum Handel seien im Märktekonzept festgeschrieben. Und da auch an der Schlachthofstraße Wohnbebauung entstanden ist, sei nicht einzusehen, nur hier den Anlieferverkehr entlangzuführen. Der interfraktionelle Antrag über die Rahmenbedingungen für die Zukunft der Halle wurde von SPD und CDU zumindest im Bauausschuss abgelehnt. Das letzte Wort hat der Stadtrat.

Dass die Bedenkenträger des Auszugs der Sportler nicht allein bei Grünen und Linken zu finden sind, zeigt die Position von CDU-Stadtrat Frank Schuster. Als Bauunternehmer kennt er sich genau mit den Fragen des Denkmalschutzes aus und sagt: „Wenn die Halle erst einmal leersteht, wird es sehr schwer, sie zu erhalten, selbst zu nutzen oder einen Investor zu finden.“ Zwar stimmten Mitglieder des Bauausschusses mit fünf Ja-Stimmen bei drei Enthaltungen der Vorlage der Stadtverwaltung zu samt der Prüfung des Standortes Lorenzweg auf SPD-Antrag.

Bis Ende März aber will sich der Bauausschuss sich mit dem Konzept zur Nachnutzung, mit dem ein Investor gesucht werden könnte, befassen. Hier muss die Verwaltung ran.